Berufe am Theater Kein Schauspieler ohne Maske

Serie | Neuss · Marthe von Häring ist eine von drei Maskenbildnerinnen am RLT. Sie hat dafür eine dreijährige Ausbildung in Berlin gemacht und lebt seit drei Jahren wieder im Rheinland.

 Marthe von Häring arbeitet als Maskenbildnerin am RLT.

Marthe von Häring arbeitet als Maskenbildnerin am RLT.

Foto: Max Schubert

Seit gut einem Jahr arbeitet Marthe von Häring am RLT. Als Maskenbildnerin. Sie kam in der Spielzeit 2019/20, hatte sich am RLT auf eine ausgeschriebene Stelle beworben. „Es kommt selten vor, dass man solch eine Stelle in der Nähe seines Wohnortes findet“, sagt sie, die in Düsseldorf mit ihrer Familie lebt. 2017 ist sie aus Berlin zurückgekommen, hatte dort die Maskenbildnerschule besucht, nach der Ausbildung diverse Stellen gehabt und ist dann doch wieder zurückgekehrt.

Für die 34-Jährige ist Maskenbildnerin ein Traumberuf. „Ich hatte nach dem Abitur eine Frisörausbildung angefangen“, erzählt sie, „und dann doch gemerkt, dass es nicht ausreicht, sich mit Haaren auszukennen und habe umgeschwenkt.“ Und weil sie sowieso schon in Berlin war, hatte sie sich an der dortigen Maskenbildnerschule beworben. Schwierig war das wohl nicht, anders als bei Schauspielschulen zum Beispiel. Von Häring wurde sofort angenommen und hat ihre rund dreijährige Ausbildung 2010 auch mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgeschlossen.

Den Abschluss vor den IHK-Prüfern müsse man nicht machen, sagt von Häring, aber er ist ihr persönlich wichtig: „Damit man alles in der Hand hat.“ Als Maskenbildnerin hatte sie schon an der Schule eine umfangreiche Ausbildung gehabt. Eine, die auch zum Film hätte führen können, etwa um ihr Spezialgebiet, „die special effects“, auszuleben. Denn am RLT, so sagt sie fast bedauernd, ist das weniger gefragt.

Doch was sie mag an ihrer Arbeit am Theater, ist „das umfangreiche Aufgabengebiet“. Man modelliert, erzählt sie, baut Formen, weiß, wie man mit einem alten Ondulierstab umgehen muss, näht und/oder knüpft Perücken. Überhaupt hat sie gelernt, in allen Epochen zu wissen, wie Menschen ausgesehen haben: „Von Ägyptern bis heute“.

Denn dass die Arbeit immer auch mit Menschen zu tun hat, istsicher. „Ein wenig psychologisches Geschick kann nicht schaden“, sagt von Häring, die in der Regel eine Stunde vor der Vorstellung im Theater ist und Schauspieler herrichten muss. „Mancher will reden, ein anderer lieber seinen Text durchgehen.“ Beides muss der Maskenbildner respektieren.

Die Arbeit würde zudem mehr umfassen als nur zu schminken. „Das macht nur einen kleinen Teil aus“, sagt von Häring, die mit Uta Lindner und Renate Wellinghausen (die aber im Juni geht) eine Abteilung im Theater bildet. Den größeren Anteil habe etwa die Arbeit an Perücken und Frisuren. „Der Ausstatter zeigt uns Bilder und wir überlegen, wie es geht“, sagt sie. Dazu gehörten Gedanken über das Wie ebenso wie die Frage nach dem Budget. Und auch Abstecher in andere Orte müssen bedacht werden.

Pro Produktion werde in der Regel ein Maskenbildner eingesetzt. Das bedeutet Arbeit am Abend, denn dass ein Schauspieler alles allein macht, bevor er die Bühne betritt, sei die Ausnahme und im Moment der Corona-Pandemie geschuldet. „In der Regel ist einer von uns anwesend“, sagt von Häring und ergänzt: „Bei großen Produktionen mit vielen Darstellern oder wenn viele Perücken im Spiel sind, dürfen es auch mal mehr Maskenbildner sein oder wie bekommen eine halbe Stunde mehr Zeit vor der Vorstellung.“

Von Häring steht ebenso wie ihren Kolleginnen ein „Maskenraum“ zur Verfügung. Wo eben gearbeitet und vorbereitet wird, wenn auf der Bühne nichts los ist.

In Kooperation mit dem RLT werden Berufe vor und hinter der Bühne vorgestellt. Weitere Informationen hat auch der Deutsche Bühnenverein.

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