Vanlife in Neuss Der Traum vom eigenen Wohn-Bulli

Neuss · Marco Augustin hat einen Transportwagen zu einem Camper ausgebaut. Damit pendelt er jeden Tag zu seiner Arbeit in Neuss – seinen Van hat er immer gepackt, falls er nach Feierabend spontan einen Ausflug machen möchte.

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Das ist Marco Augustins umgebauter Van

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Foto: Andreas Woitschützke

Wenn Marco Augustin zu seinem Arbeitsplatz in Neuss pendelt, hat er alles dabei: Eine Kühlbox, einen Campingkocher und ein Bett. Und wenn er am Feierabend noch nicht nach Hause zurückkehren möchte, dreht er mit seinem Wagen eine Runde, besucht Freunde oder fährt zu einem See und entscheidet spontan, ob er an einem schönen Ort über Nacht bleiben möchte. „Meinen Wagen habe ich für den Fall immer gepackt“, erzählt er.

Im vergangenen Jahr hat der 38-Jährige damit begonnen, einen gebrauchten Fiat Ducato umzubauen: Innerhalb weniger Monate wurde aus dem gewöhnlichen Transporter ein Camper mit Dieselheizung, Küchenzeile und Kleiderfach.

Marco Augustin ist Anhänger des „Vanlife“, einem Trend, der sich durch die sozialen Medien verbreitet. Anders als beim herkömmlichen Camping, geht es dabei vor allen Dingen um das Umherreisen. Dabei werden neben gewöhnlichen Campingplätzen auch abgelegene Orte aufgesucht. Auch das Handelsblatt berichtete kürzlich über das Phänomen – Vanlife sei demnach auch Ausdruck eines Lebensgefühls. Es verbinde Trends wie Individualismus, Minimalismus und Naturverbundenheit.

Auf die Idee einen alten Bulli umzubauen, ist Marco Augustin durch sein Motorrad gekommen. „Ich fahre viel und gerne damit“, erzählt er. Sein Gefährt aber jedes Mal auf einen Anhänger zu hieven sei umständlich. Er suchte ein Fahrzeug, in dem er es bequem und trocken transportieren kann. Dabei stieß er auf die vielen Vanlife-Seiten, die es im Netz gibt. Die Idee selbst einen Bulli umzubauen, ist entstanden.

Inspirationen dafür hat der 38-Jährige im Internet gefunden. Dann ging es an die Planung: Augustin machte Zeichnungen, stellte Berechnungen auf und prüfte, was möglich ist. Immerhin sollten die sechs mal drei Meter optimal genutzt werden. Schnell fiel die Entscheidung auf ein höhenverstellbares Bett. Darunter kann nicht nur das Motorrad gelagert werden, es bietet auch Platz für Stauraum.

Um die Umsetzung kümmerte Augustin sich selbst. Er legte den Fußboden, isolierte die Wände, sorgte für Elektrik und sägte eine Luke in das Dach. „Im Nachhinein ist man natürlich stolz auf das, was man geschafft hat“, sagt er und sieht auf sein Hochbett. Am liebsten sitzt Marco Augustin aber auf seiner Kühlbox. Von da aus kann er direkt ins Freie sehen. Klappt er dann noch das eingehängte Brett aus, hat er vor sich einen Tisch. „Wenn ich die Fahrzeugtür offenlasse, in die Natur sehe und dabei meinen Kaffee trinke, ist das einfach unbezahlbar“, sagt er.

Mit seinem Bulli ist er an Wochenende größtenteils in Nordrhein-Westfalen unterwegs, vor einigen Wochen war er auf Italienreise. „Ich bin viel flexibler. Wenn ich wegfahren möchte, muss ich nicht erst lange nach einer Unterkunft suchen“, erzählt er, „ich kann nun spontan am Freitagabend nach der Arbeit verreisen. Das hat meine Lebensqualität eindeutig verbessert.“

Während Augustin erzählt, kommt er ins Schwärmen und fügt hinzu: „Wildcampen ist in Deutschland nicht erlaubt.“ Allerdings dürfe man ähnlich wie LKW Fahrer zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit eine Nacht im Wohnmobil verbringen. Auch verschiedene Internetseiten rund ums Camping weisen darauf hin: In diesen Fällen dürften aber keine Campingstühle aufgestellt- und die Markise nicht ausgefahren werden. Die Vanlife-Gemeinschaft bietet regelmäßige Treffen an, so steht Augustin im Austausch mit vielen anderen. Und auch wenn sein Bulli, schon wohnlich aussieht, entdeckt Augustin immer noch kleine Baustellen. Noch eine Wand soll verkleidet werden und auch von einer Solaranlage träumt der 38-Jährige.

In einer vorigen Version des Artikels war von einem Fiat Dacia die Rede. Der Fehler wurde korrigiert.

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