Lesung zum Literarischen Sommer in Neuss Ein falscher Vermeer im Museum

Neuss · Patrick van Odijk hat einen Roman rund um den berühmten Vermeer-Fälscher Han van Meegeren geschrieben, der Hermann Göring täuschte und dafür in den Niederlanden als Nationalheld gefeiert wurde. Das ist jedoch nicht die ganze Geschichte.

Patrick van Odijk stellte im Clemens-Sels-Museum seinen Roman „Der falsche Vermeer“ vor – zwischen den Passagen gab es mehrere Fragerunden mit Helga Schwarze von der Stadtbibliothek.

Foto: Andreas Woitschützke

echte Fälschung“, die Patrick van Odijk zu seiner Lesung mitgebracht hat. Das spielt in dem Fall aber auch keine Rolle: Beim literarischen Sommer stellt der Autor nämlich seinen Roman „Der falsche Vermeer“ vor, der auf den Machenschaften des Kunstfälschers Han van Meegeren basiert. Und jenes Bild gibt einen anschaulichen Eindruck davon, wie die Bilder aussahen, die van Meegeren als Originale-Vermeers ausgegeben hat.

Um sich auf jene Kunst-Lesung einzustimmen, hatten die Besucher vorab die Gelegenheit, bei einer Führung die alten Meister der Clemens-Sels-Sammlung zu erkunden. Einige der Teilnehmenden entdeckt Anita Hachmann, stellvertretende Leiterin des Museums, dann auch bei ihrer Eröffnungsrede in den Besucherreihen wieder.

Auch Patrick van Odijk freut sich, vor solch einem „vollen Haus“ aus seinem Roman lesen zu können. Gleich zu Beginn stellt er die Hauptfiguren vor, die Reporterin Meg, die während der Besatzungszeit im Untergrund für eine Zeitung geschrieben hat, und der Maler Jan van Alest, der im Gefängnis sitzt. Der Vorwurf: er soll ausgerechnet Hermann Göring einen Vermeer verkauft haben. Mit etwas Geschick gelingt es der Reporterin aber, dem Künstler die Wahrheit zu entlocken: Es war kein echter Vermeer, sondern bloß eine Fälschung, die er dem Nationalsozialisten untergejubelt hat. Er habe es nur nicht zugeben wollen, weil er seine Malerei als „zu schlecht gemalt“ empfunden haben. Als Kollaborateur verhaftet wurde aus Jan van Alest in den Niederlanden bald darauf ein gefeierter Nationalheld. So liest es Patrick van „Odijk“ aus seinem Buch „Der falsche Vermeer“ vor.

Wie viel Prozent seines Romans denn Fiktion sei, möchte Helga Schwarze von der Stadtbibliothek in der Frage-Runde von dem Autor wissen: Alles rund um den Fälscherprozess entspreche 100 Prozent der Wahrheit, sagt van Odijk, auch das Wissen rund um Kunstfälschungen – etwa dass sich anhand der Farben das Alter des Bildes erkennen lässt, ist faktenbasiert. Frei erfunden sei zwar die Reporterin Meg, doch habe es zur Zeit des Zweiten Weltkriegs durchaus Untergrundzeitungen in den Niederlanden gegeben.

Auf die Idee zu diesem Roman sei Patrick van Odijk bereits vor Jahren gekommen, damals habe er ein Buch rund um Vermeer gelesen, in dem es auch um seinen Fälscher ging. „Ich fand es interessant zu wissen, wie er mit seinen hässlichen Bildern durchgekommen ist und warum er nicht selber zu einem Künstler geworden ist“, erklärt er. Angefangen zu schreiben hat van Odijk bereits 2005 – hauptberuflich arbeitete er als Redakteur und Moderator beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Erschienen ist sein Roman zunächst in den Niederlanden im Zusammenhang mit der großen Vermeer-Ausstellung im vergangenen Jahr, erst im April 2024 ist auch eine deutsche Fassung erschienen. Dass das Thema beim Lesungspublikum auf großes Interesse stieß, zeigte sich in einer ausgiebigen Fragerunde zum Abschluss.