Überraschung für Neusserin Ein Autokorso zum 18. Geburtstag

Allerheiligen · Weil die große Party wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, ließen sich Familie und Freunde von Lea Zapp aus Neuss jetzt eine kreative Alternative einfallen.

 Lea nimmt aus einem Auto heraus Geschenke entgegen.

Lea nimmt aus einem Auto heraus Geschenke entgegen.

Foto: Stefan Büntig

Als Lea Zapp den Bus 841 am alten Bach in Allerheiligen verließ, wunderte sie sich schon, dass rote Ballons die Haltestelle der Stadtwerke Neuss zierten. Als sie wenige Meter weiter vor ihrem mit vielfältigen Zahlen „18“ opulent dekorierten Elternhaus stand, war sie sprachlos. In einer kleinen Gästeschar gratulierten zur Volljährigkeit zunächst die Eltern Yvonne (39) und Markus (44), dann etliche Freunde und schließlich auch die NGZ.

Denn es sollte noch einiges an Überraschungen geben. „Wir wollen den Geburtstag von Lea groß feiern, weil unsere Mütter unsere Volljährigkeit nicht erleben durften“, erklärt Yvonne Zapp den Aufwand. Sie war elf Jahre alt, als ihre Mutter Rosie starb, ihr Ehemann Markus 16, als seine Mutter Maria tot war.

 Das Elternhaus von Lea wurde für die Überraschung aufwändig geschmückt. Unter anderem mit verschiedenen Ballons.

Das Elternhaus von Lea wurde für die Überraschung aufwändig geschmückt. Unter anderem mit verschiedenen Ballons.

Foto: Stefan Büntig

Wie viel den beiden Eheleuten dies bedeutet, zeigen auch die weiteren Vornamen: Sowohl Lea als auch ihre jüngere Schwester Cora (12) hören auf „Maria Rosie“. Auch deshalb sollte Leas 18. Geburtstag groß gefeiert werden. Ein gebuchter Saal für mehr als 100 Gäste musste wegen Corona wieder abgesagt werden. Die Alternative wurde als „geheime Überraschung“ von Mutter Yvonne zusammen mit ihrer besten Freundin Sonja Tiefert aus Rosellen geplant – und führte zu einem kleinen Verkehrsstau in Allerheiligen. 25 Autos, mit zwei bis drei Personen besetzt, fuhren vor und gratulierten Lea – aus dem Auto heraus mit Abstand – zum Geburtstag. Aus Pandemiegründen waren die Kfz auch zeitversetzt unterwegs. Hinzu kamen, weniger koordiniert, zahlreiche Fahrrad-Gratulanten. Sie alle erhielten von Mutter Yvonne mit dem Zuruf „Ihr braucht jetzt nicht mehr hamstern!“ Toilettenpapierrollen und einen Teller mit vier Stückchen Geburtstagskuchen.

Die Hauptperson Lea war nach dieser Gratulationscour, die sich bis in die Abendstunden hineinzog, erschöpft. Das aber lag vornehmlich an einer Pädagogik-Klausur, die die Marienberg-Schülerin an ihrem Geburtstag schreiben musste. „Ich habe nach dieser Wahnsinns-Überraschung immer noch ein gutes Gefühl, was die Klausur betrifft“, verriet sie.

 Die „Party“-Gäste kamen zum Teil mit bunten Masken.

Die „Party“-Gäste kamen zum Teil mit bunten Masken.

Foto: Stefan Büntig

Im Hintergrund beobachtete den Ablauf stets Sonja Tiefert, die zusammen mit ihrer besten Freundin Yvonne das Event organisiert hatte. Gelegentlich griff sie ein: „Ihr müsst mehr Abstand halten.“ Beide Frauen kennen sich, seit ihre Töchter Cora und Anna-Lena (12) gemeinsam die Kita besucht haben. Inzwischen ist daraus eine innige Freundschaft entstanden.

Lea Maria Rosie weiß indes sehr genau, was ihr aktueller Geburtstag mit sich bringt: „Voll geschäftsfähig, eigenes Vermögen und so.“ Sie ist Gerhard Jahn, Bundesjustizminister unter Willy Brandt, dankbar, dass er 1974 das Volljährigkeitsalter auf 18 Jahre herabsetzte. „Ohne Jugend ist kein Staat zu machen.“ Dass sie auch über ihren Wohnort ab sofort frei bestimmen kann, ist für sie derzeit keine Option. „Ich fühle mich bei meinen Eltern und mit meiner Schwester erst recht mit diesem Heute sauwohl!“

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