Medicoreha in Neuss begrüßt Fördermaßnahme Land fördert Ergo- und Physiotherapeuten

Neuss · Eine Ausbildung in den sogenannten Heilhilfsberufen war bislang mit Schulgeld von einigen hundert Euro pro Monat versehen. Jetzt gibt es Entlastung.

Während Auszubildende in anderen Berufen eine Vergütung erhalten, mussten sie bislang für ihre Ausbildung zahlen: Einige hundert Euro pro Monat kostete es angehende Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Podologen oder Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA), um sich in den jeweiligen Berufen ausbilden zu lassen. Das ändert sich nun rückwirkend zum 1. September 2018, nachdem die NRW-Landesregierung eine entsprechende Initiative zum Einstieg in die Schulgeldfreiheit auf den Weg gebracht hatte. Danach übernimmt das Land NRW künftig 70 Prozent der Kosten für die Ausbildung.

Die rund 20 angehenden Ergotherapeuten und 35 Physiotherapeuten, die gestern ihren ersten Ausbildungstag in der medicoreha Welsink Akademie in Neuss starteten, freut es besonders: Hatten sie sich doch zur Ausbildung angemeldet, als sie noch davon ausgehen mussten, die Kosten selbst tragen zu müssen. „Dies ist ein wichtiger und überaus notwendiger Meilenstein in der Sicherung eines sehr attraktiven Berufes sowie im Abbau eines seit Jahren zunehmenden Fachkräftemangels bei gleichzeitig steigendem Bedarf“, sagte Diplom-Sportlehrer und Physiotherapeut Dieter Welsink gestern zur Begrüßung der neuen Auszubildenden. „Wir haben viele Jahre für die Schulgeldfreiheit in diesen so wichtigen Berufen gekämpft“, so Welsink.

Denn der Bedarf an Menschen im Bereich der sogenannten Heilhilfsberufe sei immens. Wie bedeutsam diese Gesundheitsberufe seien, betonte auch der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings vor den neuen Fachschülern. „Ohne Sie wird es nicht gehen“, sagte er. Denn eine ausreichende Zahl an gut ausgebildeten Fachkräften sei zentraler Baustein für die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung – und damit ein wichtiges Zukunftsthema. „Patienten haben eigentlich einen Rechtsanspruch auf Versorgung“, erklärte Dieter Welsink. Doch es sei oftmals nicht einfach, zügig Termine bei Therapeuten zu bekommen. Das habe verschiedene Gründe: Zum einen die demografische Entwicklung, zum anderen der Kostendruck in Krankenhäusern, der oftmals zu frühen, sogenannten „blutigen Entlassungen“ führe.

Geerlings hofft daher, „dass wir mit dieser Förderung den Zugang in diese wichtigen Berufe des Gesundheitswesens erleichtern können. Wir schaffen damit bessere Voraussetzungen dafür, dass sich junge Menschen für diese Berufe entscheiden.“

Auch Christoph Stuchly, Schulleiter der Mönchengladbacher Akademie für Physiotherapie, die zur St.-Augustinus-Gruppe mit Sitz in Neuss zählt, freut sich über die 70-prozentige Kostenübernahme durch das Land an der Ausbildung: „Der Zugang zu Bildung wird endlich vereinfacht.“ Bei einem monatlichen Schulgeld von durchschnittlich 400 Euro sei während der dreijährigen Ausbildungszeit ein hoher Betrag zusammen gekommen. „Viele Schüler waren auf die Unterstützung der Eltern angewiesen oder haben nebenher gearbeitet, um die Kosten decken zu können“, so Stuchly.

Zukünftig müssen sie nur noch ein Drittel dieser Summe aus der eigenen Tasche zahlen, den Rest übernimmt das Land.

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