Innere Ruhe finden Alte Gebetsform wird in Neuss wieder zum Leben erweckt
Neuss · Stress, Burn-Out, psychische Belastungen: in der heutigen Welt ist der Mensch schnell überfordert. Immer seltener findet man die Zeit, loszulassen und zur Ruhe zu kommen. Eine frühchristliche Form des Gebets, die schon von den Mönchsvätern in Ägypten praktiziert wurde, soll für innere Ruhe sorgen.
Der Mönchengladbacher Apotheker Thomas Dadder beschäftigt sich schon seit 2010 damit und gibt im kommenden Monat Kurse in Neuss. „Durch das Ruhegebet bekommt man einen neuen Blick für die kleinen, wertvollen Sachen im Leben“, sagt Dadder.
Stress, den kennt der 57-jährige Apotheker. Drei Kinder, ein eigenes Geschäft, und dazu auch noch der Zoff mit seinen Eltern. Das Ruhegebet habe ihm dabei geholfen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und gelassener zu werden. Sogar seine Frau habe eine positive Veränderung in der Ehebeziehung gesehen, einige Monate nachdem Dadder mit dem Ruhegebet anfing. „Von der inneren Ruhe kommt auch viel Energie“, sagt Dadder.
Das Ruhegebet wurde schon im fünften Jahrhundert von Cassian überliefert. Lange Zeit war es in Vergessenheit geraten, bis Peter Dyckhoff die Methode in Deutschland in den vergangenen Jahren wieder bekannt machte. Der in Rheine geborene Pfarrer promovierte in Theologie zu dem Thema Ruhegebet und publizierte Bücher dazu.
„Mit dem Wiederfinden des Ruhegebets hat sich uns vor 40 Jahren eine Quelle erschlossen, die lange Zeit versiegt war“, so Dadder. Das Grundprinzip ist simpel. Jeden Tag nimmt man sich zweimal 20 Minuten Zeit und konzentriert sich auf ein persönliches Gebetswort. Dieses ist für jeden individuell. Der Betende soll loslassen und sich von den eigenen Gedanken trennen. „Wenn man merkt, dass man an die Arbeit oder den stressigen Alltag denkt, konzentriert sich der Betende wieder auf sein persönliches Wort“, sagt Dadder.
Auch der Grevenbroicher Pfarrer Bernhard Seither ist überzeugt von der Wirkung des Ruhegebets. „Man bekommt eine Gelassenheit, mittlerweile brauche ich das wie die Luft zum Atmen. Man muss im Grunde für das Ruhegebet nichts tun, das fällt aber vielen Menschen in der heutigen Zeit schwer“, sagt er. Seit fünf Jahren beschäftigt sich Seither mit dem Ruhegebet. Man könne es auch mit Meditation vergleichen, aber er selbst habe sich nach einer Tradition aus dem Christentum gesehnt. Auf Seithers Wunsch finden im kommenden März Kurse zum Ruhegebet auch in Grevenbroich statt, geleitet von Thomas Dadder.
In Neuss gibt Dadder seinen Kursus am Freitag, 16. November, ab 16 Uhr im Kloster Immaculata, Augustinusstraße 46. Das Programm dauert das gesamte Wochenende an, eine Anmeldung ist beim Familienforum Edith Stein unter 02131 7179800 möglich.