Mädchen werden in Neuss kreativ Bunte Fische, die Brücken bauen

Neuss · Aus dem Rest eines Baumstammes an einer Obererft-Brücke hatte der Künstler Martin Hensel einst eine Fisch-Skulptur angefertigt. Nachdem diese und auch die Nachfolge-Projekte zerstört wurden, sorgten kreative Mädchen für Ersatz.

 Die Fische wurden mit Filzstiften bemalt, einlaminiert und dann mit Hanfkordeln befestigt.

Die Fische wurden mit Filzstiften bemalt, einlaminiert und dann mit Hanfkordeln befestigt.

Foto: Simon Janßen

Eigentlich hatte Martin Hensel das Projekt bereits für beendet erklärt. „Die Schmerzgrenze war erreicht“, sagt der Künstler. Zu frustriert war Hensel, dass Unbekannte immer wieder seine Werke zerstörten. Ganze sechs Mal. Das Projekt fand seinen Anfang im Mai 2017, als Hensel aus dem Rest eines Baumstammes an der Brücke Obererft/Selikumer Weg eine Hecht-Skulptur anfertigte, an der sich viele Spaziergänger erfreuten. Doch schon nach wenigen Wochen wurde der Fisch abgesägt und mitgenommen. Hensel schuf zwar eine neue Skulptur, dieses Mal nicht aus Holz, sondern aus einem verzinkten Drahtgeflecht, doch auch diese wurde zerstört, genauso wie alle anderen darauf folgenden Arbeiten.

Doch vor einigen Tagen klingelte es plötzlich an der Tür. Einige Mädchen aus der Nachbarschaft hatten die erfreuliche Nachricht zu verkünden: „Die Brückenfische“ sind zurück!“ Drei von den insgesamt sieben sind Carlotta (12), Lotta (11) und Carina (7). Die Mädchen haben rund 25 kleine Papierfische gebastelt, sie mit Filzstiften angemalt, einlaminiert und ihre kleinen Kunstwerke mit Hanfkordeln an Bäume und Pflanzen an der Brücke gehängt, wo einst der große Holz-Hecht stand. „Drei Nachmittage haben wir ungefähr gebraucht“, sagt Carlotta.

Die Motivation der Mädchen: „Wir fanden es schade, dass die Fische kaputt gemacht wurden. Immer, wenn wir dort mit dem Fahrrad vorbei gefahren sind, haben wir sie vermisst“, sagt die Zwölfjährige und fügt hinzu: „Wir wollten sie wieder aufleben lassen.“

Hensel war erstaunt ob der plötzlichen „Rückkehr“ der Brückenfische. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt der Künstler, der im Herbst vergangenen Jahres ein Glühweintrinken mit rund 20 Teilnehmern an der Brücke organisierte. „Eigentlich haben wir erwartet, dass unsere Fische schnell geklaut oder zerstört werden“, sagt Lotta. Doch das Gegenteil ist der Fall: es sind sogar noch weitere hinzugekommen. Zumindest drei Fische können die kreativen Mädchen nicht zuordnen. „Wir würden uns wünschen, wenn in Zukunft noch mehr hinzukommen“, sagt Lotta. Womöglich werden die Mädchen ihre Fische am Ende des Sommers abhängen und sozusagen in den „Winterschlaf“ schicken.

 Martin Hensel mit Carina (7), Lotta (11) und Carlotta (12).

Martin Hensel mit Carina (7), Lotta (11) und Carlotta (12).

Foto: Simon Janßen

Der Baumstumpf, auf dem Hensel einst den beliebten Hecht kreierte, ist mittlerweile überwuchert. Anzeige wurde nicht erstattet. Zumal es sich um städtisches Gebiet handelt. „Es wäre schön, wenn aus etwas Vergehendem etwas entsteht, das bleibt“, beschreibt Hensel seine damalige Motivation, den Holzfisch anzufertigen. Geblieben ist der Fisch zwar nicht, dafür ein bleibender Eindruck bei Spaziergängern, Radfahrern – und den kreativen Mädchen aus der Nachbarschaft.

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