Shakespeare-Festival in Neuss Komödie der Irrungen reißt das Publikum mit

Neuss · Es wurde viel gelacht an dem Abend im Globe: Die Bremer Shakespeare Company und Tiyatro BeReZe haben Shakespeares Komödie der Irrungen auf die Bühne gebracht. Auf einige Elemente hätte man sicher verzichten können.

 Antiphola und Dromio verstehen die Welt nicht mehr.

Antiphola und Dromio verstehen die Welt nicht mehr.

Foto: Graca und Darius Bialojan

Was für ein Spektakel – das Neusser Publikum johlt vor Vergnügen, bricht immer wieder in Gelächter aus und trommelt am Ende mit den Füßen auf den Boden. Nach solch einem Abschluss besteht kein Zweifel: Shakespeares „Komödie der Irrungen“, die die „bremer shakespeare company“ zusammen mit dem Theater „Tiyatro BeReZe“ aus Istanbul auf die Globe-Bühne gebracht hat, hat bei den Zuschauern gezündet. Und dass dabei auf Deutsch und Türkisch gesprochen wird, ist schon nach wenigen Minuten vergessen. Denn auch ohne Türkisch zu können, bleibt die Handlung nachvollziehbar – der Umstand wird sogar Teil der Situationskomik, etwa, wenn sich eine der Figuren echauffiert: „Ich versteh kein Wort“.

So war es auch vor zwei Jahren, als die beiden Ensembles mit einer Gemeinschaftsproduktion beim damaligen Shakespeare-Garden im Rennbahnpark vertreten waren: In der politischen Tragödie „Coriolanus“ ließ sich schon erahnen, zu welchem Witz die Gruppe fähig ist – doch das war noch nichts gegen das, was sie nun in der Komödie ablieferten. Schon die Handlung als solche ist komisch-absurd: Da sind die Zwillingstöchter einer wohlhabenden Familie, die von zwei gleichaltrigen Dienerjungen unterstützt werden sollen – auch sie sind Zwillinge. Doch bei einem Schiffsunglück reißt die Familie entzwei, die eine Tochter landet mit ihrem Diener in Syrakus, die andere hat sich mit ihrem Diener in Ephesus niedergelassen. Erst nach vielen Jahren kreuzen sich die Wege der Zwillingspaare in Ephesus – und die Verwirrungen und Verwechslungen nehmen ihren Lauf.

In der Inszenierung von Dogu Yasar Akal wird all das durch Slap-Stick-Elemente, Pantomimik und Gestik, menschlichen Beat-Box-Geräuschen und Musik verstärkt, beim Schiffbruch wird der Soundtrack von Titanic angestimmt, ansonsten tanzen die Figuren auch zu „Macarena“ oder „Stayin‘ alive“. Auf einige der Randhandlungen, die die Grenze zur Albernheit überschritten haben, hätte man sicher verzichten können – das hätte besonders die erste Hälfte des gut zweistündigen Auftritts noch kurzweiliger werden lassen.

Beeindruckend waren aber vor allen Dingen die Schauspielenden: Nur sechs von ihnen sind es, die in die zahlreichen Rollen schlüpfen: Sofie Miller gelingt es, in wenigen Sekunden von der kultivierten Antiphola zu ihrer rockigen Zwillingsschwester Antiphola zu werden. Erkan Uyaniksoy ist gefühlt durchgehend in Bewegung: Seine Rolle als doppelter Dromio führt er so energiereich und mit viel Witz aus, dass er für einen Lacher nach dem anderen sorgt und längst zum heimlichen Publikumsliebling geworden ist.

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