In vielen Gärten in Neuss gibt es Probleme mit den Nagern Kleingärtner wollen Ratten bekämpfen
Neuss · In vielen Kleingärten gibt es Probleme mit Ratten. Der Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner schlägt Lösungen vor.
Die Ratten sind wieder da. Oder besser gesagt: immer noch. Schon im Sommer dieses Jahres hatten sich Mitglieder des Kleingartenvereins „Erholung“ über ihr Nagerproblem beschwert. Damals hieß es auf Anfrage der Unabhängigen Wählergemeinschaft Neuss (UWG), dass eine „Rattenplage“ der Stadt nicht bekannt sei. Dass es derzeit in der Stadt keine Rattenplage gibt, bestätigt nun auch Friedhelm Doll, Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner in einem Bericht für die Neusser Verwaltung. Allerdings sagt Doll auch: „Noch gibt es keine Rattenplage. Aber wenn man nichts unternimmt, wird es zu einer kommen.“
Auf Grünanlagen sind die Nager keine Sondererscheinung, betont Doll. „Sicherlich: Es gibt Ratten in Kleingärten, und zwar in allen“, sagt er. Die Frage sei vielmehr, ob die Population der Tiere zu groß werde. Und das könnte in Neuss passieren, wenn die Kleingärtner das Problem nicht in den Griff bekämen. Besonders schlimm sei die Situation für die Mitglieder der Vereine „Erholung“ und „Erftland“. Ihre 83 beziehungsweise 16 Parzellen an der Bergheimer Straße liegen unmittelbar neben einer S-Bahn-Station. „Die vielen Schüler aus der Umgebung schmeißen oft Essensreste in der Gegend weg“, berichtet Doll. Auch er hat einen Kleingarten in der Gegend, eine Ratte habe er dort auch schon gesehen.
Zwei Lösungen stellte Friedhelm Doll der Verwaltung vor, wobei er eine davon stark bevorzugt. „Ich nenne sie die zentrale und die dezentrale Variante“, so Doll. Die zentrale Variante von Doll ist der Einsatz von einem Kammerjäger, der die Tiere verscheucht. Das müsse man dann direkt bei allen Kleingärten machen.
Zweierlei spricht aus Dolls Sicht dagegen: „Um aktiv zu werden, muss der Kammerjäger die Nester freilegen.“ Diese seien oft in den warmen und trockenen Holzhauben, in denen die Gärtner ihr Kompost aufbewahren. Das hieße für die Kleingärtner kein Kompost mehr. Auch logistisch könnten die Vereine diese Aufgabe nicht stemmen. Also lieber die zweite Variante, meint Doll. Sie könnte man zusammenfassen in dem Satz: Jeder kümmert sich um seine eigenen Ratten. „Wenn jemand eine Ratte sieht, sieht man wo sie hinläuft – meistens ist da irgendeine Öffnung oder ein Rohr, wo sie sich versteckt.“ An der Stelle könne man speziell mit Duft- und Lockstoffen versehenes Gift verteilen, das die Ratten mit ins Nest nehmen, sagt Doll. Das sei in Plastik eingeschweißt, ähnlich wie bei Waschmaschinentabs. „In zwei bis drei Tagen wiederholt man das Ganze. Bleibt das Päckchen unberührt, ist man die Ratten los.“
Für die Gärten, die an Bahnschienen grenzen, wird diese Maßnahme nur zum Teil reichen. Denn die Kleingärtner dürfen nicht an einem Ort aktiv werden, der sich im Besitz der Deutschen Bahn befindet. „Darum muss sich die Bahn kümmern, und sie macht es auch. Das ist auch in ihrem Interesse, denn sonst können die Ratten die Bahndämme untergraben“, erklärt Doll.
Ein wichtiger Schritt, um gegen Ratten vorzugehen, besteht in der Vorbeugung. Nicole Bungert aus der Pressestelle der Stadt Neuss betont, dass es gerade beim Kompostieren oft zu Fehlern kommen könne. „Auf den Kompost gehören keine Essensreste, und vor allem keine gekochten Lebensmittel“ erklärt sie. Denn das würde Ratten anlocken. „Wer das beachtet, ist bei der Vorbeugung mit Blick auf Ratten schon einen entscheidenden Schritt voraus.“
Sollten Kleingärtner dennoch Probleme mit Ratten haben, sei der Stadtverband der Kleingärtner ein guter und kompetenter Ansprechpartner bei der Beratung und Hilfe zum Vorgehen.