Neusser Nordstadt Die Etienne-Kapelle wird 50

Nordstadt · Ordensschwestern, Mitarbeiter, Patienten und Angehörige kommen in diesen speziellen und künstlerisch gestalteten Raum, um zu beten, Messe zu feiern oder einfach um Stille zu finden, weiß Krankenhaus-Seelsorger Jürgen Laß.

 Pfarrer Jürgen Laß ist seit fünf Jahren Krankenhaus-Seelsorger in Neuss-Nord.  NGZ-Foto: woi

Pfarrer Jürgen Laß ist seit fünf Jahren Krankenhaus-Seelsorger in Neuss-Nord. NGZ-Foto: woi

Foto: Andreas Woitschützke

„Kapelle“ ist doch ziemlich untertrieben, denkt man beim Betreten des großen, hohen Oktogons abseits der Krankenhaustrakte. „Früher haben hier rund 60 Augustinerinnen gebetet und Gottesdienst gefeiert“, erklärt Pfarrer Jürgen Laß, Krankenhaus-Seelsorger in Neuss-Nord. Heute sind neben Oberin Josefa vier weitere „Barmherzige Schwestern nach der Regel des Heiligen Augustinus“ geblieben. Auch die neuen indischen Schwestern, die „Sisters of the Adoration oft he Blessed Sacrament“, kommen oft zum Beten; genau wie Patienten, Angehörige und Krankenhausmitarbeiter. Zur Christmette, sagt Laß, füllen gut und gerne 200 Leute den seit 1970 praktisch unveränderten Kapellenraum. Vor einem halben Jahrhundert, genauer gesagt am 2. Juli 1970, knapp zwei Jahre also nach der Fertigstellung des Johanna-Etienne-Krankenhauses, wurde die Kapelle vom damaligen Erzbischöflichen Klosterkommissar, Prälat Josef Solzbacher geweiht.

Schon an der Eingangstür wandert der Blick automatisch nach oben, zu dem vor allem in Blautönen und mit abstrakten Formen gestalteten Fensterband des Mönchengladbacher Glasmalers Erich Jansen-Winkeln. „Wir blicken praktisch in den Himmel. Nicht nur die Augen, sondern auch die Herzen werden emporgehoben.“ So beschreibt Pfarrer Laß die Wirkung der Fenster. Außergewöhnlich erscheint auch die Form des Gotteshauses. So muten die Säulen des Achtecks an wie Zeltstangen. Zeltkirchen, damals eine gängige Bauweise, erklärt Laß, erinnern an das Gotteszelt, in dem die Israeliten zur Zeit Moses die Bundeslade aufbewahrten. „Das Nomadenzelt signalisiert den Gläubigen: Gott geht mit euch, auch in der Trauer.“

Die frisch gestrichenen Wände des Achtecks zieren acht Kunstwerke des bekannten 2001 verstorbenen Malers Walter Habdank aus Bayern. Die dargestellten Bibelszenen haben großenteils Bezug zum Krankenhaus, sagt Laß, etwa die „Heilung des Gelähmten“ oder die Kreuzabnahme Jesu. Einige Kunstwerke der Kapelle entdeckt man erst bei ganz genauem Hinschauen. „Der bronzene Türgriff des Eingangsportals, der in einem Relief die ganze Weltgeschichte darstellt, bleibt oft unbeachtet, weil die Kapelle so gut wie immer offen steht, auch jetzt zu Corona-Zeiten“, weiß Laß. Die Orgel mit 976 Pfeifen wurde 1975 in Betrieb genommen.

„All diese Elemente signalisieren den Besuchern: Das hier ist kein Multifunktionsraum, sondern ein sakraler Ort“, sagt Laß. Seiner Erfahrung nach schätzen die Besucher die Kapelle zum einen als Raum der Stille, zum anderen als vertrauten Ort zum Kontakt mit den Ordensschwestern und dem Seelsorge-Team, dem auch Schwester Amala und die evangelische Seelsorgerin Susanne Schneiders-Kuban angehören. Allsonntäglich zelebrieren sie auch in der Krise Gottesdienste, oftmals ökumenische. Einzig der eigentlich für kommenden Sonntag geplante Festgottesdienst zum 50. Jubiläum muss coronabedingt ausfallen. Am Abend des 2. Juli findet eine Messe mit den Ordensschwestern statt; die Feierlichkeiten zum 50. Weihetag der Kapelle sollen 2021 nachgeholt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort