Schloss Reuschenberg in Neuss Reise in eine nicht fassbare Welt

Neuss · Der Multimedia-Künstler Kanjo Také stellt auf Schloss Reuschenberg aus. Auf drei Etagen ist eine Auswahl seiner Werke zu sehen - jedes hat eine eigene Geschichte.

 „Fighting the Stardust“ heißt das Bild von Kanjo Také, das er mit der Kuratorin Beate Düsterberg im Schloss präsentiert.

„Fighting the Stardust“ heißt das Bild von Kanjo Také, das er mit der Kuratorin Beate Düsterberg im Schloss präsentiert.

Foto: Natalie Urbig

Bei Kanjo Také können Besucher die Welt umarmen: Zur Vernissage seiner Schau „Intangible World“ auf Schloss Reuschenberg tauchten die Gäste dafür in einen Strudel aus Licht und Farben: Zu kosmischen Klängen konnten sie sich dem Planeten, der aus ineinander verflochtenten Menschenkörper bestand, langsam nähern, ihre Arme ausbreiten und den Erdball umschließen. „Das hat gleich mehrere Bedeutungen“, erklärt Kanjo Také „die Welt zu umarmen, heißt auch, auf sie aufzupassen, sie zu schützen.“ Jene Installation im alten Schwimmbad des Schlosses warnicht das einzige Highlight bei der Eröffnung: In der Dämmerung ließ der Düsseldorfer Medienkünstler acht Meter hohe Manga-Figuren auf einem Wasser-Schild im Schlossweiher erscheinen: Videoaufnahmen zeigen, wie sie geheimnisvoll empor steigen und davon schweben. „Viele hatten bei dem Anblick ein Lächeln auf den Lippen“, erzählt Beate Düsterberg von der Kunstinitiative Wurzeln und Flügel, die die Ausstellung kuratiert hat. Die beiden Installationen waren nur für die Eröffnung zu sehen. Damit aber auch andere Besucher die Erfahrung machen können, werde eine Wiederholung nicht ausgeschlossen, sagt Düsterberg.

Jederzeit möglich ist dagegen der Besuch der Ausstellung im Schloss. Dort lädt Kanjo Také in eine Welt des Nicht-Fassbaren. Auf drei Etagen ist eine Auswahl seiner Werke seit 2000 zu sehen: Darunter Digital Paintings, Fotografien, Zeichnungen und Videos. Eines zeigt den Künstler, der viele Jahre auch als Art Director für internationale Galerien gearbeitet hat, zum Beispiel bei seinem Schaffensprozess.

Jedes Werk von Kanjo Také hat eine eigene Geschichte, einen philosophischen Ansatz: In „Mikado“ stellt er das „Spiel mit der Weltwährung“ da, es reicht nur eine falsche Bewegung, um eine Katastrophe auszulösen, ein Polo-Spiel wird für ihn zum Anlass, an das Sprichwort „Ohne Fleiß kein Preis“ zu erinnern, und in Money-Tu greift er das Schicksal der Native American auf.

Einige Zeit beschäftigen wird den Betrachter auch die „Evolution“, eine mehrteilige Tafelbilderreihe, die einen paradiesischen Garten zeigt. Pflanzen aus aller Welt wachsen dort nebeneinander, dazwischen sind surreale Figuren, halb Mensch halb Tier, zu entdecken. Über all dem lässt Také einen Federball fliegen, der sich bei genauerem Hinsehen als ein Satellit aus dem All herausstellt: „Diese Geräte sind so weit entfernt und beeinflussen dennoch unser Leben“, sagt Také, „sie steuern unsere Kommunikation und Navigation.“

In anderen Arbeiten schafft der deutsch-japanische Künstler eine Verbindung zwischen Europa und Asien, sei es in seinen Tuschmalereien oder in seiner Geisha-Reihe: Jene Frauen-Figur setzt er in den Kontext zu Madonnen-Figuren: Blattgold und Reispapier kommen zum Einsatz, auch ein Glücksdrache findet sich in einem Werk. Überhaupt malt Také ausschließlich Frauen, die er stark und kämpferisch zeigt. So etwa in „Fighting the Stardust“: „Sind es nicht immer die Mütter, die für ihre Familie kämpfen?“, fragt Také und schmunzelt.

Info Geöffnet ist die Schau bis Ende März, mittwochs von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Anmeldung erforderlich: post@wurzelnundfluegel.org

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