25. Ausgabe in Neuss „Rathauskantine“ außer Rand und Band

Neuss · Nummer 25 ausgerechnet vor einem kleinen Publikum und mitten in der Corona-Zeit: Das Kabarettformat „Rathauskantine“ feiert ein ungewöhnliches Jubiläum.

Dieses Mal im Duo unterwegs: Beate Heinze und Jens Spörckmann von der „Rathauskantine“ des Theaters am Schlachthof.

Dieses Mal im Duo unterwegs: Beate Heinze und Jens Spörckmann von der „Rathauskantine“ des Theaters am Schlachthof.

Foto: Tas

Das Theater am Schlachthof (TaS) kann mit der 25. Ausgabe der „Rathauskantine“ ein kleines Jubiläum feiern – und doch ist alles ganz anders. Das Theater auf der Wiese im Grünen bietet mit seinem Open-Air-Sonderprogramm 40 Zuschauern Platz: Prompt waren beide Vorstellungen ausverkauft.

Das Neusser Kabarett-Ensemble muss auf die Controllerin und Bürgermeister-Referentin Simone Strack verzichten, „die nach feierbedingtem Kontrollverlust unter häuslicher Quarantäne steht“. Tatsächlich hatte sich die Schauspielerin Stefanie Otten den Fuß gebrochen, und Regisseur Markus Andrae musste die Kantine auf ein Duo zuschneiden.

Das gelang vorzüglich, auch weil mit Beate Heinze ein Ensemblemitglied gefunden wurde, das bei seinem dritten Auftritt als Pächterin Katharina Schnackertz der Rathauskantine mit viel Tempo und Witz agierte. Und intensivem Kontakt zum Publikum!

Der Stadtarchivar Alfred Sülheim (wie immer souverän und humorvoll Jens Spörckmann) streikt. Frau Schnackertz will ihn mit Hilfe des Publikums „in einem kleinen Ritual kontaktieren, konspirativ herbeirufen“. Das klappt nicht. Erst die perfekt per Videokonferenz zugeschaltete Controllerin empfiehlt, es mit dem Rufnamen seiner Kindheit, „Pommeldommel“, zu versuchen. „Mutter!“ stürzt Alfred Sülheim aus dem Off auf die Bühne. Sein Streik galt nicht den Leuten im Publikum, sondern „den abergläubischen Realitätsverweigerern mit Sendungsbewusstsein“.

Dann widmet er sich ausführlich dem Neusser Kommunalwahlkampf und wird zum leidenschaftlichen Protagonisten für den Klimaschutz. Beate Heinze, die als festes Ensemblemitglied der Wuppertaler „Criminal Company“ ein feines Gespür für Außergewöhnliches hat, macht sich derweil zu den Ausverkaufsangeboten des  Kaufhofs auf. „Leichenfledderei!“ kommentiert Alfred Sülheim. Ihre Errungenschaften teilt sie mit dem Publikum.

Ganz stark ist ihre Rolle als Mitarbeiterin eines russischen Sicherheitsdienstes (KOSD). Die von der CDU veröffentlichte Drogenkarte ergänzt sie um „Alkohol-, Nutella- und Müll-Falsch-Trenn-“Stadtpläne. Politisch geht es in den „RaKa-News“ zu. Nachrichtensprecherin Barbara Binse (Stefanie Otten) kündigt aus ihrem Home-Office „im begehbaren Einbauschrank“ eine Sondersendung zu Europa und eine Schalte in das „Bürgerberatungsbüro“ an. Dort klärt Frau Dr. Wilma Wer (Beate Heinze) – „Mein Ex war eine Echse!“ – den Ratsuchenden Franz Floskel (Jens Spörckmann mit phantastischer Perücke) über Verschwörungstheorien auf. Viel Satire hatte oft auch Nachdenkliches für das Publikum: „Wir sollten uns alle gemeinsam überlegen, wie wir unsere Stadt gestalten wollen“, sagt der Stadtarchivar.

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