Pharma-Unternehmen aus Neuss Mit neuen Medikamenten gegen Krebs

Rosellen · Ausgelöst durch die Erfolge in der Genforschung, verändert sich die Krebstherapie. Janssen Deutschland setzt auf Fortschritte in der Hämatologie. Neue Präparate sollen Lebenserwartung verlängern.

Wenn Ralf Angermund anfängt, von den neuesten Entwicklungen in der Krebstherapie zu erzählen, ist er kaum zu bremsen. Der promovierte Internist, Onkologe und Hämatologe arbeitet als Medizinischer Direktor Hämatologie bei Janssen Deutschland. Er ist auf dem aktuellen Stand bei allen Themen in der Onkologie und Hämatologie.

Die Hämatologie ist ein Spezialgebiet der Inneren Medizin und befasst sich mit den Erkrankungen des Blutes. Dazu zählen auch bösartige Erkrankungen wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs (Lymphom). „Bei den sogenannten „soliden Tumoren“ in Darm, Lunge oder Brust sind die Fortschritte noch nicht so immens“, sagt Angermund. Die chirurgische Entfernung der Tumoren sowie anschließende Chemo- oder Strahlentherapie wiesen in diesen Fällen nach wie vor die größten Erfolge auf, erklärt er. „Dagegen gibt es in der Hämatologie enorme Fortschritte.“

Ausgelöst durch die Erfolge in der Genforschung, verändert sich die Krebstherapie. Schlagworte wie „personalisierte Medizin“ oder Präzisions-Medizin“ beschreiben den Trend zur gezielten Krebserkennung und -behandlung vor allem auf Basis genetischer Charakteristika. „Wir untersuchen nicht nur das Genom, sondern vor allem das Proteom“, erklärt Angermund die Neuerung.

Dazu muss man wissen: Das Erbgut – Genom – ist relativ statisch. Das Proteom – die Gesamtheit aller Eiweißstoffe eines Menschen – ist dagegen ständigen Veränderungen unterworfen. Während das Genom entziffert ist, geht es jetzt darum herauszufinden, wie lebende Zellen funktionieren. Mittlerweile weiß man, dass bestimmte Veränderungen im Proteom Grundlage für die meisten Erkrankungen sind.

„Wir haben in den vergangenen sieben Jahren fünf neue Medikamente auf den Markt gebracht, die durch zielgerichtete Ansätze die Therapien von einigen Tumoren wesentlich verbessert haben“, sagt Angermund. Zwar seien es keine Mittel zur Heilung, „aber sie verbessern das Erkrankungsschicksal deutlich“. Dies seien wesentliche Ziele der Arzneimittelforschung: „Wir wollen erreichen, dass die Erkrankten weniger Nebenwirkungen durch Medikamente haben“, so Angermund. Und man wolle deren Lebenserwartung erhöhen und gleichzeitig für mehr Lebensqualität sorgen. Als Beispiel nennt er Fortschritte bei der Behandlung von Prostatakrebs. „Heute können wir das Testosteron komplett medikamentös hemmen. Damit haben wir eine ganz neue Ära erreicht.“

Die Fortschritte der Molekularbiologie und -genetik seien beeindruckend, so Angermund, und nennt als weiteres Beispiel die akute lymphoblastische Leukämie. Sie ist mit 30 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Noch vor Jahren verlief sie meist tödlich. „Heute haben wir eine Heilungsrate von 80 Prozent.“

Neben der Präzisionsmedizin gibt es weitere wesentliche Entwicklungen in der Krebstherapie. Dazu zählt die Immunonkologie, bei der das Immunsystem mittels Zelltherapien in die Lage versetzt werden soll, den Krebs zu bekämpfen. Und unter dem Stichwort „disease interception“ will das Pharmaunternehmen noch einen Schritt weitergehen. „Wir wollen möglichst noch vor dem Ausbruch Menschen mit einem Erkrankungsrisiko identifizieren und behandeln.“

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