Neusserin Janna Grewer-Wiwoll Aus Ostjerusalem an die Schule am Nordpark

Nordstadt · Janna Grewer-Willwoll ist nach fünf Jahren in Ost-Jerusalem zurück in ihrer Heimatstadt Neuss. Im Gepäck: Eindrücke aus einem zerrissenen Land, in dem vor allem die Kinder leiden.

 Janna Grewer-Willwoll leitet die Schule am Nordpark. Zuvor war die Neusserin fünf Jahre an einer Schule im Ostteil Jerusalems tätigt. Für sie ein Leben in zwei unterschiedlichen Welten – und nicht ganz ungefährlich.

Janna Grewer-Willwoll leitet die Schule am Nordpark. Zuvor war die Neusserin fünf Jahre an einer Schule im Ostteil Jerusalems tätigt. Für sie ein Leben in zwei unterschiedlichen Welten – und nicht ganz ungefährlich.

Foto: Andreas Woitschützke

Für Janna Grewer-Willwoll ist der Wechsel an die Schule am Nordpark ein Heimkommen – die 57-Jährige stammt aus der Quirinusstadt und hat dort die Martin-Luther-Grundschule, das Nelly-Sachs-Gymnasium und später das Theodor-Schwann-Gymnasium besucht. Nach dem Studium in Frankfurt zog es die Neusserin ins Bergische Land, wo sie an unterschiedlichen Schulen, unter anderem nach Langenfeld im Kreis Mettmann, wo sie an einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung als stellvertretende Leiterin und danach als Schulleiterin tätig war. In den vergangenen fünf Jahren jedoch befand sich Janna Grewer-Willwolls Arbeitsstätte an einem der konfliktreichsten Orte dieser Welt – in Ostjerusalem, einem Stadtteil, das vorwiegend von arabischen Familien bewohnt wird.

Ursprünglich wollte die Pädagogin für einige Zeit im Ausland in der Entwicklungshilfe arbeiten. „Das ist aber als Lehrerin nicht so einfach“, sagt sie. Also setzte sie Plan B, eine Auslandsschule finden, in die Tat um und bewarb sich an der Schmidt-Schule, einer katholischen Privatschule in der Nähe des Tempelbergs, die fast ausschließlich von muslimischen Mädchen besucht wird. „Das Unterrichten dort war eine sehr außergewöhnliche Erfahrung; auch der Umgang mit häufig traumatisierten Kindern.“ Grewer-Willwohl hat den Grundschulzweig dort geleitet und Kinder bis Klasse sechs in Deutsch unterrichtet, mitten im israelisch-palästinensischen Konfliktgebiet. „Es gab Schülerinnen, die regelmäßig an Checkpoints vorbei mussten – manchmal waren die Checkpoints geschlossen und die Mädchen konnten nicht zur Schule“, berichtet sie.

Angst habe sie selbst aber so gut wie nie verspürt, auch nicht während des jüngsten Nahostkonflikts im Mai dieses Jahres. In den fünf Jahren, die sie in Jerusalem verbracht hat, habe sie nur eine wirklich brenzlige Situation erlebt. „Aus Versehen bin ich einmal in ein Militärgebiet gefahren und musste einen Checkpoint passieren – das war schon etwas gefährlich.“ Die Soldaten waren ziemlich ungehalten, haben sie aber aufgrund ihres „Dienstpasses“, den Lehrer in Jerusalem immer mit sich tragen, passieren lassen, erzählt sie. „Die Stimmung dort ist aber insgesamt sehr angespannt; die Menschen sind traurig und frustriert, weil der Konflikt kein Ende findet. Kleine Kinder erleben Dinge, die Kinder hier so nie erleben werden“, erzählt sie.

An ihrer Schule habe sie viele wunderbare und interessante Menschen getroffen, aber auch unruhige und leicht ablenkbare und häufig traumatisierte Schüler erlebt. Ohnehin sei das Leben in der zweigeteilten Stadt voller Gegensätze. „Ich bewegte mich in zwei völlig unterschiedlichen Welten – im arabischen Teil von Jerusalem schaut es aus wie im tiefsten Orient, im westlichen Teil dagegen denkt man bisweilen, man sei auf der Kö in Düsseldorf.“

Persönliche Gründe haben die Neusserin zurück in ihre Heimat gebracht. „Wenn ich mit dem Rad durch Neuss fahre, werde ich sehr nostalgisch, weil ich die Orte von vor 40 Jahren kenne.“ An der Schule am Nordpark hat sich Janna Grewer-Willwoll gut eingelebt. „Ich vermisse aber das arabische Essen und den stets blauen Himmel“, gesteht sie. Daher plant sie „bei der nächstbesten Gelegenheit“ einen Besuch in Jerusalem. „Schließlich habe ich bei Freunden noch einen Koffer stehen, den ich abholen muss.“ Julia Rommerlfanger

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