Beitrag zur Integration in Neuss Auf dem interkulturellen Tandem

Neuss · Begegnungen zwischen Kulturen werden von Care Migration und dem Tandem-Treff organisiert. Nach Corona wollen sie wieder Fahrt aufnehmen: Das Programm ist nicht nur ein Integrationsbeitrag – es entstehen auch Freundschaften.

 Charlotte Sticker und Inga Alashrafova haben sich über das Care Migration Project kennen und schätzen gelernt. „Ein super eingespieltes Tandem“, sagt Gruppenleiterin Despina Kosmidou. (v.l.)

Charlotte Sticker und Inga Alashrafova haben sich über das Care Migration Project kennen und schätzen gelernt. „Ein super eingespieltes Tandem“, sagt Gruppenleiterin Despina Kosmidou. (v.l.)

Foto: Andreas Woitschützke

Seit 2008 gibt es „Care Migration Neuss“ in enger Kooperation mit dem Verein „Neusser Tandem-Treff“ (NeT-T) und Unterstützung der Stadt Neuss. Wie so vieles hat auch diese Kooperation unter der Pandemie gelitten. Deshalb soll ein Wiederbeleben jetzt die Zusammenarbeit fördern.

Das Bild eines Tandems, eines zweisitzigen Fahrrades, wurde dabei bewusst gewählt: Im Miteinander eines Paares – eines Deutschen und eines Migranten  – sollen Integration, interkulturelle Begegnungen, letztlich bürgerschaftliches Engagement gefördert werden. Zu Beginn steht für die Teilnehmenden ein kostenloses interkulturelles Training mit sieben Treffen in sieben Wochen. Gruppenleiterin und „Spiritus rector“ ist die 56-jährige Despina Kosmidou. Die Sozialpädagogin ist ein Kind der ersten griechischen Gastarbeitergeneration und in Neuss geboren. Für sie ist wichtig, dass sich die Teilnehmer auf Augenhöhe begegnen: „Ich zeig dir, wie man hier lebt, das war früher“, erklärt sie ihre Sichtweise. „Diese Bevormundung macht interkulturelle Begegnungen nahezu unmöglich.“ Für sie ist auch Voraussetzung, dass Migranten zumindest Grundkenntnisse in der deutschen Sprache besitzen, damit die interkulturelle Begegnung überhaupt funktionieren kann. 

Seit Beginn von Care Migration bildeten sich 68 Tandems, von denen bis heute 20 unterwegs sind. Die überwiegende Mehrheit sind Frauen, „aber Männer sind nicht per se ausgeschlossen“, versichert Despina Kosmidou. Ein bedeutender Vorteil ist für die Tandems, dass sie sich bei freier Zeiteinteilung verabreden können. Monatliche Gruppentreffen und gemeinsame Aktivitäten, etwa Ausflüge, unterstützen darüber hinaus das Netzwerken. Ein „super eingespieltes Tandem“, wie die Sozialpädagogin sagt, sind die 65-jährige Charlotte Sticker und die 49-jährige Inga Alashrafova. Die Jüngere kam als Flüchtling vor sechs Jahren aus Aserbaidschan, spricht perfekt Deutsch und arbeitet als Altenpflegerin. Seit vier Jahren bilden beide ein Tandem-Team. Vielmals entstehen dadurch Freundschaften, gemeinsame Urlaubsfahrten seien nichts Ungewöhnliches. Eine iranische Familie, die inzwischen in München lebt, pflegt enge Kontakte zu Neuss und ihrer deutschen Tandem-Partnerin.

Die Stadt Neuss unterstützt von Beginn dieses interkulturelle Miteinander und gewährt etwa Fördermittel für gemeinsame Aktivitäten. Die neue Staffel ist bereits die elfte und beginnt am Dienstag, 16. August 2022, in der Alten Schmiede im Rathaus-Innenhof (Zugang Michaelstrasse). Anmeldung und nähere Informationen gibt es im Kontakt mit Despina Kosmidou unter der E-Mail-Adresse Despina.Kosmidou@grigora.de. 

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