Stillstand in der Innenstadt-Entwicklung von Neuss Die „Münze“ verkommt zum Schandfleck

Neuss · Die Politik versucht vergeblich, die Sanierung des Innenstadt-Quartiers zu beschleunigen. Die Verwaltung weiß nicht, welche Pläne der Investor hat.

 Leer und vergittert: Vor zwei Jahren wurde etlichen Geschäftsleuten an der Münze mit Hinweis auf die anstehende Sanierung gekündigt. Passiert ist nichts.

Leer und vergittert: Vor zwei Jahren wurde etlichen Geschäftsleuten an der Münze mit Hinweis auf die anstehende Sanierung gekündigt. Passiert ist nichts.

Foto: Christoph Kleinau

Nur einen Steinwurf weit vom Rathaus entfernt verkommt ein Quartier, dessen Name hübsch historisch klingt, das aber einfach nur alt aussieht: die Münze. Von einem „erbärmlichen Zustand“ spricht Michael Klinkicht (Grüne, „ein Schandfleck, ist die Ansicht etlicher Bürger, die sich immer wieder an Helga Koenemann (CDU) gewandt haben.

Beide forderten von der Verwaltung einen Sachstand zu der schon längst angekündigten Sanierung – und erfuhren die Grenzen der Kommunalpolitik. Es gibt keinen politischen Ansatzpunkt, um den Stillstand zu überwinden. „Da sind uns die Hände gebunden“, sagt Klinkicht, nachdem auch Planungsdezernent Christoph Hölters gestehen musste: „Eine unmittelbare Kommunikation mit dem Investor ist nicht möglich“. Und über seine Absichten weiß man im Rathaus auch nichts. „Es liegt kein Bauantrag vor und keine Information darüber, wie er mit seinen Immobilien umgehen will“, sagt Hölters.

 Dieses „schreckliche Dach“ ist Helga Koenemann seit Jahren ein Dorn im Auge. Es prägt aber noch die Münze  – und kennzeichnet den Stillstand.

Dieses „schreckliche Dach“ ist Helga Koenemann seit Jahren ein Dorn im Auge. Es prägt aber noch die Münze  – und kennzeichnet den Stillstand.

Foto: Christoph Kleinau

Rechtsanwalt Gregor Beier, der vor Ort die Interessen des in Hongkong lebenden Geschäftsmannes vertritt, ist erkennbar um Deeskalation bemüht. Sein Mandant habe das Projekt keinesfalls ad acta gelegt, sagt er, es seien unterschiedliche Optionen in der Prüfung. Einen (Zeit)-Plan aber gibt es nicht.

Das klang vor genau vier Jahren schon einmal deutlich konkreter. Damals verabschiedete der Rat ein Konzept, um die öffentlichen Flächen aufzuwerten. Auf dem im Zentrum des Quartiers liegenden Platz sollten ein Baum und eine Sitzgruppe die Aufenthaltsqualität erhöhen, die Wege Richtung Oberstraße, Markt, beziehungsweise zum Platz am Romaneum neu gepflastert und insgesamt eine neue Beleuchtung installiert werden. Vom Investor hieß es, er werde die Gebäude sanieren, die Fassaden neu gestalten und vor allem Teile der Überdachungen erneuern. Dieses „schreckliche Dach weg zu machen, fanden wir alle gut“, sagt Koenenmann.

Dieser Plan sei nach wie vor aktuell, sagt Hölters, zumindest was den städtischen Teil angeht. Allerdings mache es aus Sicht der Verwaltung wenig Sinn, die Tiefbauten vor den Hochbauten in Angriff zu nehmen. Man wisse ja nicht, ob sich durch die Sanierung nicht auch Grundrisse und Gebäudefluchten ändern, sagt Hölters.

Als 2015 das Konzept gebilligt wurde, sei man sehr zuversichtlich gewesen, sagt Koenemann, „dass der Privatinvestor das packt“. Dieser Optimismus erhielt neue Nahrung, als der Investor Teile der Liegenschaft leer zog und seinen Mietern – neben einem Dentallabor residierten dort unter anderem auch Anwälte, ein Zahnarzt und ein Reisebüro – kündigte. Begründung: eine bevorstehende Sanierung. Das war vor zwei Jahren. „Am Ende ist aber nichts passiert“, sagt einer der Betroffenen.

Grund des Stillstandes scheint zu sein, dass der Investor zwar viele Immobilien ankaufen konnte, aber nicht alle. Wegen der Eigentumsverhältnisse sei die Sanierung „eine schwierige Kiste“, sagt Klinkicht: „Unterschiedliche Eigentümer, unterschiedliche Ansichten, unterschiedliche Pläne.“

Die Stadt, berichtet der Beigeordnete Hölters, könne erst im Rahmen einer Sicherungsverpflichtung intervenieren, wenn von den Gebäuden an der Münze eine Gefahr ausgeht. Davon aber ist zum Glück noch nicht die Rede.

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