Neuerscheinung in Neuss Auf Umwegen von Syrien ins Rheinland

Neuss · Renas Sido ist in Neuss angekommen. Doch auf seiner langen Flucht aus Syrien hat er einiges erlebt. Seine unterwegs gemachten Erfahrungen hat er nun mit Hilfe von Ines Kolender in einem Buch veröffentlicht.

 Renas Sido und Ines Kolender präsentieren das Taschenbuch, das ab sofort im Skript-Verlag erhältlich ist.

Renas Sido und Ines Kolender präsentieren das Taschenbuch, das ab sofort im Skript-Verlag erhältlich ist.

Foto: Kolender

Renas Sido  war knapp 18 Jahre alt, als er den kurdischen Teil Syriens verließ: Vier Jahre sollte es dauern, bis er schließlich in Neuss ankam: Mittlerweile hat er in der Quirinusstadt mit seiner Familie ein Zuhause gefunden, er absolvierte eine Ausbildung als Fachkraft für Lager und Logistik bei einer Spedition im Neusser Hafen und arbeitet nun in Festanstellung in einem renommierten Neusser Unternehmen.

Doch bis dahin hat der Endzwanziger viel erlebt: So viel, dass ihm ein Psychologe einst sagte, man könne ein Buch über sein Leben schreiben. Und genau das hat er nun gemeinsam mit seiner Caritashelferin Ines Kolender getan.

Als die Fluchtmigration 2015 ihren Höhepunkt erreichte, begann Kolender sich ehrenamtlich zu engagieren. Bei der Neusser Caritas wurde die Aktion „Neue Nachbarn“ unter Leitung von Dorota Hegerath ins Leben gerufen. Und so lernten sich Ines Kolender und Renas Sido kennen. Die Neusserin half dem jungen Mann nicht nur bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, sie wurde bald schon seine Vertrauensperson. 2020 starteten sie gemeinsam das Buchprojekt: Sido erzählte und Kolender schrieb auf. Herausgekommen ist ein 238 Seiten dickes Taschenbuch, das im März 2022 im Neusser Skript-Verlag von Wolfgang Reif erschienen ist.  „Wo sind meine Olivenbäume? Auf Umwegen von Syrien ins Rheinland“ heißt der biografische Bericht – der Titel ist einerseits eine Anspielung auf den elterlichen Olivenhain und andererseits ein Aufschrei.

Erzählt wird die Geschichte seiner Flucht, des Ankommens aber auch was es bedeutet, als Angehöriger einer Minderheit im Assad-Regime aufzuwachsen. Geboren in ein behütetes familiäres Umfeld, traf Sido in der Schule auf Lehrer mit grausamen pädagogischen Praktiken. Schon damals träumte er von einem Leben in Europa, verfolgte den  Traum aus Rücksicht auf die Familie aber nicht weiter.

Erst als sich sein 18. Geburtstag näherte, sah Sido keine Alternative mehr. Es war im Jahr 2011, als der Arabische Frühling Syrien erreichte und im Land ein Bürgerkrieg ausbrach. Mit seiner Volljährigkeit wäre Sido für Assads Armee verpflichtet worden. Doch wollte er weder für ihn zu den Waffen greifen, noch für die Gegenseite. Es begann eine Flucht, die ihn durch mehrere Länder im Nahen und Mittleren Osten führte. Er erlitt große Entbehrungen, musste unter harten Bedingungen für wenig Lohn arbeiten. Und dann waren da noch Schleuser mit gewissenlosen Praktiken. Doch es gab auch überraschende Wendungen, helfende Hände und glückliche Zufälle. Das Buch beschreibt, wie Renas Sido schließlich mit seinem Bruder und dessen Kindern per Schlauchboot in Griechenland ankam, die Balkanroute zurücklegte und über Wuppertal schließlich in Neuss landete. All das ist ab sofort in der Neuerscheinung des Skript-Verlags zu lesen.  

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