Angebote in Neuss Hilfsbereitschaft in der Corona-Krise

Neuss · Einkäufe erledigen, Zeit zum Reden oder Fahrdienste: Das Engagement der Neusser ist in Zeiten der Corona-Krise groß. Privatpersonen, Vereine und Unternehmen bieten ihre Unterstützung an. Die Stadt koordiniert die Angebote.

 Immer mehr Nachbarn bieten untereinander unmittelbare und unkomplizierte Hilfe an: Sie erledigen beispielsweise Einkäufe für Personen, die zu Zeiten der Corona-Krise als besonders schutzbedürftig gelten. 

Immer mehr Nachbarn bieten untereinander unmittelbare und unkomplizierte Hilfe an: Sie erledigen beispielsweise Einkäufe für Personen, die zu Zeiten der Corona-Krise als besonders schutzbedürftig gelten. 

Foto: dpa/Roland Weihrauch

In Zeiten der Corona-Krise gibt es immer mehr Neusser, die ihre Hilfe anbieten: Sie wollen für gefährdete Personen oder solche, die unter Quarantäne stehen, Einkäufe erledigen, Medikamente abholen oder Fahrdienste übernehmen.

Noch vor wenigen Tagen hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki dazu aufgerufen, angesichts der Einschränkung mancher Hilfsdienste zu überlegen, wie aktuell Nächstenliebe ausgeübt werden kann. „Viele Menschen sind jetzt pragmatisch und packen tatkräftig an und warten nicht erst, bis eine ,Struktur’ aufgebaut ist“, sagt Thomas Kaumanns vom Kreiskatholikenrat. So vermittelt etwa das Pfarrbüro St. Martinus in Holzheim Hilfen und auch die „Offene Tür“ im Barbaraviertel, Träger ist die katholische Jugendagentur, hat Nachbarschaftshilfe organisiert.

 Die Autovermietung Arndt möchte Fahrzeuge bereitstellen.

Die Autovermietung Arndt möchte Fahrzeuge bereitstellen.

Foto: Christian Franke

Dass die Hilfsbereitschaft bei den Neussern groß ist, hat auch die Stadt erfahren. Viele Anrufe von Einzelpersonen und Gruppen seien bei ihnen eingegangen, die ihren Einsatz zugesagt hätten. Die Stadt hat nun eine Hotline eingerichtet, unter der sich ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen melden können, wenn sie etwa bei Einkäufen oder Apothekengängen Hilfe benötigen. Unter der Hotline möchte die Stadt Neuss auch die „helfenden Hände“ koordinieren. Bislange gebe es dort mehr Menschen, die ihre Hilfe anbieten. „Das heißt allerdings nicht, dass wir keine Helfer mehr suchen“, sagt Stadtsprecher Tobias Spange. Die Zahlen erklärt er sich so: Es sei wahrscheinlich, dass die älteren Menschen noch nichts von dem Angebot mitbekommen haben, da sie über das Internet weniger gut zu erreichen sind, als die junge Helfergruppe.

Zu den Ehrenamtlern gehört auch Esther Natschak. Vor einer Woche ist sie in einen Zustand gefallen, den sie selbst als „Schockstarre“ bezeichnet. Die Nachrichten rund um die Ausbreitung des Corona-Virus haben sie einerseits beunruhigt, aber auch entschlossen gemacht. Die 42-Jährige wollte gerne einen Beitrag leisten und hat kurzerhand die Facebook-Gruppe „Coronahilfe in Neuss“ gegründet. Innerhalb weniger Tage sind mehr als 1000 Mitglieder beigetreten: „Das geht weit über das hinaus, was ich mir vorgestellt habe“, erzählt Natschak, „eine Frau hat zum Beispiel auch angeboten, Telefongespräche mit Menschen zu führen, die gerade niemanden zum Reden haben.“ Und die Autovermietung Arndt kündigte an, Ehrenamtlern, die sich in der Nachbarschaftshilfe im Großraum Neuss und Düsseldorf engagieren, kostenlos ein Transportfahrzeug zur Verfügung zu stellen. Zum Beispiel, wenn sie bei ihren Einsätzen besonders viel Lieferplatz benötigen.

 Esther Natschak hat die Gruppe „Corona Hilfe in Neuss“ gegründet. Beinahe sechs Stunden verbringt sie täglich mit der Koordination.

Esther Natschak hat die Gruppe „Corona Hilfe in Neuss“ gegründet. Beinahe sechs Stunden verbringt sie täglich mit der Koordination.

Foto: Privat

 In den nächsten Tagen gehe es besonders darum, die Angebote und Nachfrage zu koordinieren. Dabei sei sie auch in Gesprächen mit anderen Institutionen. „Wir wollen uns gut vernetzen und keine Konkurrenz-Situation erschaffen“, sagt sie und weist so in der Gruppe auch auf die neu gegründete Hotline der Stadt hin. Bis zu sechs Stunden am Tag verbringt die 42-Jährige damit, die Gruppe zu betreuen und Telefongespräche zu führen. Unterstützt wird sie von sechs weiteren Administratoren, mit denen sie sich ständig austauscht: Dabei geht es hauptsächlich darum, wie eine gute Koordination gelingen kann. Aber auch um Richtlinien, die sich derzeit jeden Tag ändern können. „Anfangs haben wir zum Beispiel auch Kinderbetreuungen vermittelt, mittlerweile glauben wir, dass das in den kleineren Nachbarschaftsgruppen besser aufgehoben ist.“ Parallel dazu wird an einer einheitlichen Website gearbeitet. „Das Gute daran ist, dass die Hilfe unkompliziert angeboten werden kann“, sagt sie.

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