Das Herz an Peru verloren Neusserin handelt mit Alpaka-Kleidung aus fairem Handel

Neuss · Hildegard Fitzen verkauft seit vielen Jahren Produkte aus Peru – erst Kunsthandwerk aus kleinen Manufakturen, dann Kleidung aus weicher Alpaka-Wolle. Damit unterstützt sie die fairen Arbeitsbedingungen in dem südamerikanischen Land.

 Alpakas sind vor allem für ihr ruhiges Gemüt und ihre Wolle berühmt. Sie sind überwiegend in Südamerika beheimatet.

Alpakas sind vor allem für ihr ruhiges Gemüt und ihre Wolle berühmt. Sie sind überwiegend in Südamerika beheimatet.

Foto: dpa/Gerald McInerney

Alles begann im Jahr 2001. Damals unternahm Hildegard Fitzen noch „eine touristische Reise“ nach Peru, wie sie heute sagt. Die Eindrücke, die sie dort sammelte, sollten dazu führen, dass sie im Verlaufe der nächsten Jahre auch aus geschäftlichen Gründen in das südamerikanische Land reisen sollte. Eine Woche lang lebte sie damals in einem Gästehaus nahe einer Strickwerkstatt, die mit ihren Mitgliedern als eine Art „kleine Genossenschaft“ aufgebaut war. „Sie haben auch Kunsthandwerk aus Peru exportiert und mit deutschen Eine-Welt-Läden eng kooperiert“, sagt die Neusserin, die in Rosellerheide lebt. Schnell entwickelte Hildegard Fitzen die Idee, die landestypischen Krippen und Co. auch in Deutschland anzubieten. Nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern auch, um das Modell der peruanischen Anbieter zu unterstützen. Denn: Viele Artikel werden dort in kleinen Manufakturen hergestellt, die sich dem fairen Handel verschrieben haben. Heißt: gesetzlicher Mindestlohn, geregelte Arbeitszeit und keine Kinderarbeit. „Das entsprechende Zertifikat ist in Peru weit verbreitet, weil es staatlich unterstützt wird“, sagt die 71-Jährige, die sich nach eigenen Angaben schon immer für Eine-Welt-Themen interessiert und in diesem Bereich auch immer wieder ehrenamtlich gearbeitet hat.

Im Laufe der Jahre sank die Nachfrage nach peruanischem Kunsthandwerk aber rapide ab, also konzentrierte sich die Neusserin von nun an auf die Kleidung, die in dem 32-Millionen-Einwohner-Land aus Alpaka-Wolle hergestellt wird – also Pullover, Jacken oder Accessoires wie Mützen, Schals und Socken. Dabei ist sie bis heute geblieben, auch wenn die Mutter von vier Kindern und Oma von sieben Enkeln zum Jahresende den Onlineshop offline stellen und sich zur Ruhe setzen wird. Auf Märkten wird sie ihre Ware dann ebenfalls nicht mehr anbieten. „Das ist mir einfach zu anstrengend geworden“, sagt sie. Denn: Weil die Nachfrage auf Märkten in der Region nach Alpaka-Ware nicht sonderlich groß ist, reiste sie unter anderem nach Stuttgart, Dinslaken, Rödinghausen und Hamburg.

 Im Zuge eines Wollprojekts: Hildegard Fitzen (links) befindet sich im regen Austausch. 2001 reiste sie erstmals nach Peru, später vertrieb sie Waren davon.

Im Zuge eines Wollprojekts: Hildegard Fitzen (links) befindet sich im regen Austausch. 2001 reiste sie erstmals nach Peru, später vertrieb sie Waren davon.

Foto: Hildegard Fitzen

„Fair-Trade-Mode“ bleibt ein absoluter Nischenmarkt“, sagt Fitzen. Dabei sei es auch aus Umweltschutz-Gründen wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Kleidung auch unter vernünftigen Bedingungen produziert werden kann. „Bei 90 Prozent der Mode ist das leider nicht der Fall“, sagt die 71-Jährige. Das Problem: Viele ließen sich von den verhältnismäßig hohen Preisen von hochwertiger und fairer Kleidung abschrecken. Dabei sei es nicht wirklich günstiger, wenn man sich immer wieder Billig-Shirts kauft, um sie nach kurzer Zeit wegzuschmeißen. Illusionen, dass sich diese Entwicklung schnell aufhalten lässt, macht die Neusserin sich nicht. Peru wird Hildegard Fitzen jedoch auch in Zukunft weiter bereisen, auch wenn sie dort keine Waren mehr einkauft. Dafür liebt sie das Land zu sehr – und auch seine Alpakas.

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