Informationsveranstaltung im Rhein-Kreis Neuss Herzwochen drehen sich um das Vorhofflimmern

Neuss · Ein ärztliches Team rund um Michael Haude wird an sechs Terminen im Rhein-Kreis über diese häufige kardiologische Diagnose informieren.

Es geht um Aufklärung, gleichzeitig soll ein Bewusstsein für mögliche Auffälligkeiten geschaffen werden: Zum 15. Mal finden ab dem kommenden Mittwoch die Herzwochen unter der wissenschaftlichen Leitung von Michael Haude, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Herz- und Gefäßmedizin im Rheinland Klinikum und Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Lukaskrankenhaus, statt. Nach einem pandemiebedingten Ausfall in den letzten zwei Jahren freut sich der Mediziner vor allem auf die Chance, wieder persönlich mit den interessierten Bürgern in den Dialog zu treten.

 Chefarzt Michael Haude, Lukaskrankenhaus, rät: Von Zeit zu Zeit den Puls am Handgelenk kontrollieren.

Chefarzt Michael Haude, Lukaskrankenhaus, rät: Von Zeit zu Zeit den Puls am Handgelenk kontrollieren.

Foto: Ulla Dahmen/Rheinland Klinikum

Die Herzwochen 2022/23 sind dem Thema Vorhofflimmern gewidmet und wollen über die wichtigsten Entwicklungen zu diesen „Turbulenzen im Herz“ aufklären. In den letzten zwei Jahren habe es wesentliche neue Studienergebnisse zum Vorhofflimmern gegeben, heißt es bei der Deutschen Herzstiftung, dem Initiator der bundesweiten Kampagne.

Im Rhein-Kreis Neuss wird ein ärztliches Team rund um Michael Haude an sechs Terminen bis Mitte März 2023 über diese häufige kardiologische Diagnose informieren. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. „Wir starten mit einer kurzen Vorstellung der Herzstiftung, um dann von Ashalley Vardon-Odonkor in das Krankheitsbild Vorhofflimmern eingeführt zu werden“, erläutert der wissenschaftliche Leiter das Programm. Weiter geht es mit dem praktischen Teil „Das Leben mit Vorhofflimmern“. Hierbei gibt der niedergelassene Facharzt Carlos Correia de Freitas zum Beispiel ganz konkrete Tipps für das Risikofaktorenmanagement. Eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und dem Verzicht auf Rauchen und Alkohol kann Vorhofflimmern vorbeugen. Vor allem unkontrollierter hoher Blutdruck sowie Durchblutungsstörungen des Herzens begünstigen die Erkrankung, was zu Verwirbelungen in den Vorhöfen des Herzens und zu einem unregelmäßigen Herzschlag führt.

Vorhofflimmern sei ein akuter Notfall,aber nicht lebensbedrohlich und mit einem sogenannten Elektroschock in der Regel gut in den Griff zu bekommen. Zwei Risiken bestehen aber dennoch: „Während des Vorhofflimmerns können sich Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden und in den Blutkreislauf mobilisieren. Das kann zu einem Schlaganfall führen“, erläutert Haude eine große Gefahr. Zum anderen führt Vorhofflimmern zu einer deutlichen Reduktion der Herzaktivität, die mit Entwicklung einer Herzschwäche und Leistungsverlust einhergeht. Um die Schlaganfallwahrscheinlichkeit bei Vorhofflimmern zu minimieren, werden zum Beispiel Blutverdünnern  verordnet auf eine Optimierung sämtlicher Risikofaktoren hingewiesen. „Manchmal liegen Herzerkrankungen dem Vorhofflimmern zugrunde, die zum Teil auch operativ behandelt werden müssen. Eine mögliche Überfunktion der Schilddrüse sollte ebenso gut eingestellt werden, wie der Bluthochdruck“, so Haude.

Auch moderne digitale Technik leistet ihren Beitrag: Sogenannte Wearables (engl. tragbare Objekte) oder Smartwatches können nicht nur helfen, Vorhofflimmern zu diagnostizieren, sondern auch die Häufigkeit genauer messen. Andererseits unterstützen sie als Schrittmesser oder Bewegungs-App beim körperlichen Training. „In der Entwicklung sind sogar Shirts, die einen unregelmäßigen Puls nicht nur erfassen, sondern mit einer Warnfunktion ausgestattet sein werden“, verrät der Experte den neusten Stand der Forschung.

In einem dritten Vortrag erklärt Torsten Becker, leitender Arzt Elektrophysiologie am Lukas, wann eine Ablation benötigt wird. Diese minimal invasive und nachhaltige Therapieoption verspricht in 90 Prozent der Fälle eine Heilung des Vorhofflimmerns und wird im Lukas sehr erfolgreich durchgeführt. Das Zentrum für Herz- und Gefäßmedizin des Rheinland Klinikums ist, als eines von wenigen nicht-universitären Kliniken überhaupt, in diesem Jahr als Vorhofflimmern-Zentrum zertifiziert worden. „Unsere Patienten sind natürlich sehr interessiert an ihren therapeutischen Optionen und wie so oft kommt es hierbei auf den Leidensdruck an.“ Wenn diese Art der Herzrhythmusstörung sehr oft hintereinander oder in jüngeren Jahren auftritt, stelle die Ablation eine „attraktive Option“ dar, so der Chefarzt.
Dass die niedergelassenen Kollegen und auch die Krankenhausstandorte des Rheinland Klinikums in Dormagen und Grevenbroich mit ins Boot genommen werden, ist Haude ein großes Anliegen, da die Weiterversorgung der Patienten in den Händen der Fachärzte in den Praxen liege und es „für die Betroffenen entscheidend ist, die Anlaufstellen zu kennen.“

Das inhaltliche Programm ist an allen sechs Standorten dasselbe, die Vortragende, deren Einsatz ehrenamtlich erfolgt, variieren. Am Ende einer jeden Veranstaltung steht eine Zusammenfassung und Fragerunde, bei der die Zuhörer eingeladen sind, ihre offenen Fragen vorzutragen.

Abschließend hat Haude noch einen einfachen Tipp: „Tasten Sie von Zeit zu Zeit am Handgelenk ihren Puls. Wenn dieser gleichmäßig und kräftig schlägt, kann ein Vorhofflimmern praktisch ausgeschlossen werden.“

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