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Neuss Napp bläst seine Verabschiedung ab

Neuss · Weil Reiner Breuer (SPD) sagt, die Abschiedsfeier für den Bürgermeister koste viel Geld, kündigt Napp an, auf eine offizielle Verabschiedung verzichten zu wollen.

 Verzichtet auf seine Verabschiedung: Herbert Napp

Verzichtet auf seine Verabschiedung: Herbert Napp

Foto: Andreas Woitschützke

Der dienstälteste Bürgermeister einer deutschen Großstadt geht ohne offizielle Verabschiedung in den Ruhestand. Am Freitag kündigte Herbert Napp im Gespräch mit der NGZ-Redaktion an, der für Ende Oktober terminierten Abschiedsfeier zu seinen Ehren fern bleiben zu wollen.

Er reagiere mit seiner Entscheidung auf eine öffentliche Einlassung des Vize-Bürgermeisters und SPD-Bürgermeisterkandidaten Reiner Breuer, der davon gesprochen hatte, für Napps Verabschiedungsfeier werde "viel Geld" bereitgestellt. Eine öffentliche Debatte über den Kostenrahmen, so Napp, schade "Amt und Amtsinhaber".

Am 20. Oktober endet nach siebzehneinhalb Jahren die Amtszeit von Herbert Napp (68). Geplant war eine offizielle Abschiedsfeier, zu der am 30. Oktober 300 Gäste ins Zeughaus geladen werden sollten. Als Laudatoren sind Bundesminister Hermann Gröhe und Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Eva Lohse, die Präsidentin des Deutschen Städtetages, gewonnen worden. Die Kosten sind bei 30 000 Euro gedeckelt.

Eine entsprechende Vereinbarung haben die drei stellvertretenden Bürgermeister - Thomas Nickel, Jörg Geerlings (beide CDU) und Reiner Breuer (SPD) - getroffen. Per Dinglichkeitsentscheidung sollte Napps Lebewohl-Party durch die Stadt auf den Weg gebracht werden. Arno Jansen, SPD-Chef im Stadtrat, hat sie bereits unterschrieben.

Mit Bedauern nahm Reiner Breuer gestern Napps Entscheidung auf, denn "Herbert Napp hat eine würdige Verabschiedung verdient". Daran gebe es keinen Zweifel. Es missfalle ihm aber, dass der Bürgermeister nun versuche, ihm die Schuld für die Absage in die Schuhe zu schieben. Es sei blauäugig zu glauben, dass ein 30 000 Euro teures Abschiedsfest ohne öffentliche Debatte bleibe: "Das hätten wir aber durchgestanden." Er fordere den Bürgermeister auf, "in sich zu gehen" und seine Absage zu überdenken. Auch für CDU-Chef Geerlings steht fest, dass Napp eine "würdige Verabschiedung" verdient hat.

Breuer bezweifelt, dass seine Aussage, Napps Abschiedsfeier koste "viel Geld", der wahre Grund für die Absage ist. Vielmehr habe es im Vorfeld handwerkliche Fehler gegeben. Die SPD sei es gewesen, die den Kostenrahmen von ursprünglich stolzen 50 000 Euro auf vertretbare 30 000 Euro reduziert habe. Zudem sollten sich die städtische Tochter (Stadtwerke, Bauverein etc.) an der Finanzierung beteiligen und im Gegenzug auf eigene Abschiedsfeste verzichten. Auch sei es sein Vorschlag, den teuren Festlichen Abend nur noch alle zwei Jahre auszurichten, um einen Finanzierungsbeitrag des Napp'schen Abschieds zu leisten. Drittens habe die SPD durchgesetzt, dass zur von der Stadt veranstalteten Feier alle 68 Stadtverordneten eingeladen werden.

Die Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Helga Koenemann ("Ich habe die Dringlichkeitsentscheidung noch nicht gesehen") reagierte mit Kopfschütteln auf das "unwürdige Gerangel" um Napps Verabschiedung: "Ich habe mit Herbert oft gestritten. Aber was mit ihm jetzt rund um seine Verabschiedung gemacht wird, ist nicht in Ordnung!"

Napp nimmt's scheinbar gelassen. Von seinen Rathaus-Mitarbeitern will er sich intern im Alten Ratssaal verabschieden. Nach Amtsende will er dann privat "für Wegbegleiter, die mir nahe standen und stehen" eine Party als Start in einen neuen Lebensabschnitt geben.

(NGZ)
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