Reihe „Blue in Green“ HAUS-Quartett um Vibrafonist Mathias Haus begeistert

Neuss · Am Mittwoch gab es in der Alten Post die seltene Gelegenheit, ein Konzert des HAUS-Quartetts um Vibrafonist Mathias Haus zu hören.

 Mathias Haus gehört zu den besten Vibrafonisten Deutschlands und begeisterte auch in der Alten Post.

Mathias Haus gehört zu den besten Vibrafonisten Deutschlands und begeisterte auch in der Alten Post.

Foto: Ilgner

Nur wenige Jazzmusiker beherrschen das Vibrafon mit seinen Metallplatten und den darunter aufgehängten Klangröhren bravourös. Dennoch ist es von der Swing-Ära der 1930er bis zum Modern Jazz von Heute aus der improvisierten Musik nicht wegzudenken. Die Klangfarbe dieses Schlaginstrumentes ist kühl, selbst in einer lauten Umgebung sticht es deutlich hervor. Die Metallplatten werden mit Mallets geschlagen – bis der Amerikaner Gary Burton Anfang der 1960er die Jazzszene betrat mit zwei, seitdem mit vier, Schlegeln, an deren Enden ein mit Garn umwickelter Gummiball ist, in beiden Händen.

Burton ist auch ein prägender Einfluss für Mathias Haus, 1963 geboren und in Düsseldorf aufgewachsen. Mitte der 1980er ging er in die USA, um an der Jazz-Kaderschmiede, dem Berklee College of Music in Boston, bei diesem Vibrafonvirtuosen zu studieren. Obwohl der Haus damals schon mit seinem untrüglichen Gespür für dynamische Prozesse aufhorchen ließ, entwickelte er sich erst in Boston zu dem kompletten Improvisationsmusiker, der er heute noch ist. Die schlicht mit seinem in Versalien gesetzten Nachnamen überschriebene Band mit Hendrik Soll (Piano), André Nendza (Bass) und Mirek Pyschny (Drums) steht seit vielen Jahren im kreativen Zentrum seines Schaffens – obwohl dieses Quartett selten live zu hören ist. Eine der wenigen Gelegenheiten, ein HAUS-Konzert zu hören, gab es am Mittwoch, als der Vibrafonist mit seinem Quartett in der Reihe „Blue in Green“ in der Alten Post aufgetreten ist. Welche massive Klangwucht Haus mit seinen Musikern erzeugt, hat er gleich mit dem ersten Stück demonstriert. Repetitive, von Minimal Music inspirierte, rhythmisch komplexe Patterns, deren Tonspitzen gerade mal einen melodischen Verlauf andeuten, werden zum Impuls für den Improvisationspart, in den Haus nach einem lauten Schlag auf dem China-Gong einsteigt. Er greift die Patterns auf, lässt mal einen Ton weg, fügt mal einen Ton hinzu, schiebt die diffizilen Rhythmusschichten gegeneinander und verfestigt die Phrasen zu dichten Klangtrauben. Doch die tranceartige Sogkraft der stilistisch breiten Musik entwickelt sich erst im Zusammenspiel der Band. Solls Begleitung auf dem Klavier ist eher linear als horizontal ausgerichtet, um ad hoc auf das dynamisch ausdifferenzierte Spiel des Vibrafonisten zu reagieren. Mit Gelassenheit und Nonchalance fertigen Nendza und Pyschny das rhythmische Fundament, auf dem erst so richtig die Farbigkeit, die Strahlkraft und das Raffinement des Pianisten und des Vibrafonisten zur Geltung kommen. Andere als im Jazz übliche Parameter zur Improvisation: Das ist es, was die HAUS-Musiker suchen.

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