Blaues NGZ-Sofa in Neuss Lebenslang SPD – auch wenn nicht alles ok ist

Neuss · Auf dem blauen NGZ-Sofa sprach Hartmut Rohmer über seine Ämter, seine Kindheit, die Europawahl, Bürgermeister Breuer und die GroKo.

 Hartmut Rohmer nahm auf dem blauen NGZ-Sofa Platz und sprach Klartext.

Hartmut Rohmer nahm auf dem blauen NGZ-Sofa Platz und sprach Klartext.

Foto: Andreas Woitschützke

Auf dem blauen NGZ-Sofa hat sich Hartmut Rohmer zwei Tage nach der Europawahl den Fragen von NGZ-Chefreporter Ludger Baten gestellt. Hartmut Rohmer, vor 75 Jahren in Ostpreußen geboren, war 18 Jahre für die SPD im Neusser Rat, leitete unter anderem von 2004 bis 2017 den Kulturausschuss und trat auf eigenen Wunsch zum 31. August 2017 von fast allen Ämtern zurück.

Der seit 1979 in Neuss lebende Jurist ist aber alles andere als ein Pensionär: Als kulturpolitischer Sprecher der SPD, als sachkundiger Bürger im Kulturausschuss, im Partnerschaftskomitee der Stadt und weiteren Ehrenämtern ist erweiterhin sehr gefragt. Natürlich wollte Ludger Baten, der Hartmut Rohmer zu den Menschen zählt, „die ich als korrekt und konsequent erfahren habe“, seine Meinung zur Europawahl hören. „Dieses Drama kann einen nur traurig machen“, sagte der nach wie vor im Wahlkampf für die SPD Engagierte. Und: „Ich verstehe viele Wähler nicht mehr, nicht nur in Deutschland.“ Gleichwohl müsse das Engagement junger Menschen, das sich auch in der guten Wahlbeteiligung ausdrücke, sehr viel ernster genommen werden. Zugleich warnte der Politiker vor schnellen Konsequenzen, etwa durch personellen Wechsel.

„Frau Nahles macht unaufgeregt ihre Arbeit. Ich plädiere für ein Verbleiben in der GroKo, im Herbst ist ohnehin vorgesehen, Bilanz zu ziehen.“ Speziell für seine Partei vermutete er, dass die erreichten verbesserten sozialen Verhältnisse offensichtlich bei den Wählern nicht ankommen. Die Frage Ludger Batens „In der Neusser SPD wirkt alles sehr homogen. Wo finden eigentlich inhaltliche Debatten statt?“, beantwortete Hartmut Rohmer knapp: „In der Fraktion, in den Ausschüssen, im Rat! Ich wüsste kein besseres System.“ Deutlich spannungsgeladener wurde es unter den vielen Zuhörer im Restaurant der Bürgergesellschaft, als der Chefreporter nach den Vorzügen des ersten SPD-Bürgermeisters im Vergleich zu seinem Vorgänger fragte. Rohmer betonte, dass er oft anderer Meinung als Reiner Breuer sei, aber er ist „ein Kümmerer mit Dauerpräsenz. Ich weiß nicht, woher er die Kraft dafür nimmt. Die Vorzüge zu benennen – das möchte ich hier seinem Vorgänger nicht antun.“ Knapp auch seine Antwort auf die Frage, ob seine Meinung überhaupt noch gefragt sei: „Ich habe nicht gehört, dass ich etwa als kulturpolitischer Sprecher der SPD zurückgezogen werden soll.“

Fragen zur Flüchtlingsproblematik nutzte der als Kind aus Ostpreußen vertriebene Hartmut Rohmer zunächst für eine Liebeserklärung an seine Mutter. Der Vater war gegen Kriegsende gefallen, was die Mutter nach der Flucht in den Westen als „Deutsche unter Deutschen“ geleistet habe, verdiene größten Respekt. „Ich war froh, dass ich ihr an ihrem Lebensende, nachdem sie endlich nach Neuss kam, ein wenig Dank zurückgeben konnte.“ Die Situation mit Flüchtlingen aus Kriegsgebieten sei emotional eine andere. Dort habe er viele Gemeinsamkeiten mit Angela Merkel. Zugleich kritisierte er die in der Flüchtlingsfrage skandalöse „Solidargemeinschaft Europa“. Zum Ende des Gesprächs betonte er: „Ich werde mein Leben lang in meiner Partei bleiben, auch wenn ich längst nicht mit allem einverstanden bin.“

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