Sven Holger Stahnke aus Neuss Trotz Handicap Erfolg im Job

Neuss · Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist nicht immer einfach. Sven Holger Stahnke hat es geschafft – bei der Diakonie.

 Sven Holger Stahnke kümmert sich um die Grünanlagen des Heinrich-Grüber-Hauses in Weckhoven.

Sven Holger Stahnke kümmert sich um die Grünanlagen des Heinrich-Grüber-Hauses in Weckhoven.

Foto: Andreas Woitschuetzke

Behinderung und Erfolg im Beruf müssen sich nicht ausschließen: der Beweis dafür ist Sven Holger Stahnke. Der 25-Jährige arbeitet seit diesem Sommer bei der Diakonie Neuss-Süd und bei der evangelischen Jugendhilfe im Bereich der Haustechnik. „Das ist das aller erste Mal, dass wir so jemanden wie Sven eingestellt haben“, sagt Rainer Küpper, Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks. Der junge Mann sei ein gutes Beispiel für eine gelungene Integration von Menschen mit Handicap im Berufsleben. Küpper kenne Stahnke „schon seit einer Ewigkeit“. Aus diesem Grund sei von Anfang an eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden gewesen. „Sven kam direkt auf mich zu und hat mich nach einer Praktikumsstelle gefragt“, sagt Küpper.

Angefangen hat Sven Holger Stahnke bei den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN). Auf dem normalen Arbeitsmarkt hätte er keine Chance. Bei der GWN werden Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Fachbereichen in die Arbeitswelt – und dadurch auch in das gesellschaftliche Leben – integriert. Außerdem erhalten sie eine persönliche Förderung, sodass bestimmte Fähigkeiten zusätzlich erlernt oder verbessert werden können.

Sven Holger Stahnke hat nach seiner zweijährigen Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Schreinerei eine ebenfalls zweijährige Lehre in der Garten-Landschaftspflege absolviert. Anschließend erhielt er im vergangenen Jahr einen Praktikumsplatz beim Diakoniewerk im Bereich der Haustechnik – mit dem Schwerpunkt Gartenarbeiten. Zum 1. Januar dieses Jahres bekam Stahnke dann die Stelle. Die Art seinen Mitmenschen gegenüber, aber auch seine Zuverlässigkeit hätten Küpper überzeugt. „Er ist fleißig und kann auch mal richtig anpacken“, sagt er. Anfangs war der 25-Jährige aber ziemlich nervös. „An meinem ersten Arbeitstag hatte ich richtig Panik“, erinnert sich Stahnke. Aber das habe sich nach und nach gelegt. Auch seine Eltern seien ziemlich aufgeregt gewesen, erzählt er.

„Es ist eher die Ausnahme, dass jemand sofort eingestellt wird“, sagt Vanessa Billen vom Sozialdienst der GWN. Sie begleitet Stahnke seit Anfang seiner Ausbildung. Es sei selbstverständlich ein primäres Ziel, Menschen mit Behinderung vermitteln zu können, allerdings gelinge es nur rund drei bis vier Mal im Jahr. „Sowas wie Sven ist für uns eine Erfolgsstory. Ich hoffe, dass es für die Beschäftigten der Werkstätten eine Inspiration ist. Aber es soll auch den Betrieben Mut machen“, sagt Vanessa Billen.

Der fleißige Gärtner habe schon von Kind an im Garten des Elternhauses mit angepackt. Auch in seiner Freizeit habe er beispielsweise das Laub der Nachbarn weggefegt. Deshalb habe er sich auch für diesen Weg entschieden. Jetzt arbeitet er in insgesamt vier Kindertagesstätten sowie in Seniorenwohnungen in Neuss und Umgebung. Zu seinen Tätigkeiten zählen unter anderem die Pflege von Beet- und Rasenflächen, Reinigung von Platz- und Wegflächen, Gehölz-, Hecken- und Staudenschnitt, Baumfällung und Schredderarbeiten sowie Pflanzenschutz, Düngungen und Bepflanzungen.

Auf die Frage, was Stahnke an seinem Job am aller meisten Freude bereitet, antwortet er: „Das Geld verdienen. Es war ein tolles Gefühl, als mein erstes Gehalt auf dem Konto war“, sagt er. Nicht ohne Grund. Denn der junge Gärtner hat noch einige Ziele vor sich. Dafür spart er bereits fleißig. Er möchte sich ein Auto kaufen und eine Wohnung beziehen. Aber als erstes ist der Führerschein dran. Zurzeit befindet er sich noch in der Theorie. Danach möchte er ebenfalls einen Anhängerführerschein machen. Der ist ihm sehr wichtig: „Ich habe damit die Möglichkeit, noch selbstständiger zu arbeiten“, sagt er.

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