Historiker aus Neuss will NRWs Geschichte erlebbar machen Geschichte „populär, aber seriös“ zeigen

Rosellerheide · Ein „Haus der Geschichte“ für Nordrhein-Westfalen – das soll es bald in der Landeshauptstadt geben. Leiter der zuständigen Planungsgruppe ist der Historiker Guido Hitze aus Rosellerheide, der von einem „Traumjob“ spricht.

 Die Chancen stehen gut, dass im Behrensbau das nordrhein-westfälische Haus der Geschichte einzieht. Das Gebäude von 1911, zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt, steht leer und ist seit 2012 bereits in Besitz des Landes.

Die Chancen stehen gut, dass im Behrensbau das nordrhein-westfälische Haus der Geschichte einzieht. Das Gebäude von 1911, zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt, steht leer und ist seit 2012 bereits in Besitz des Landes.

Foto: Andreas Bretz

Hat das „Bindestrich-Bundesland“ Nordrhein-Westfalen keine Seele? Von wegen – da kann der promovierte Düsseldorfer Historiker, der mit seiner bayrischen Ehefrau Christine sowie den drei Kindern (19, 16 und 13 Jahre) seit 18 Jahren in Rosellerheide lebt, nur den Kopf schütteln. „Natürlich hat NRW eine Seele“, sagt er. Und die darzustellen, für jeden zugänglich zu machen, das ist eine Aufgabe, der sich Hitze und sein fünfköpfiges Team annehmen. Denn der 51-Jährige ist seit Februar Leiter der „Planungsgruppe Geschichte, Politik und Demokratie Nordrhein-Westfalens des nordrhein-westfälischen Landtags für das Haus der Geschichte NRW“, wie es recht sperrig offiziell heißt. Ein „Traumjob“, wie Guido Hitze voller Überzeugung sagt, vor allem auch deshalb, weil die Errichtung solch eines Hauses kein Projekt der Landesregierung sei, sondern auf einen Landtagsbeschluss (einzig die AfD stimmte dagegen) vom 18. Januar zurückgeht.

Ein Vorbild für NRW ist sicher das Haus der deutschen Geschichte in Bonn. „Aber“, so Hitze, „auch das Haus der baden-würtembergischen Geschichte in Stuttgart.“ Doch was gehört alles hinein in solch ein Haus, womit können sich die Bewohner des nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzern zusammengestückelten Bundeslandes NRW identifizieren? Und überhaupt: Wo soll der Standort sein? Düsseldorf liegt natürlich nahe. Im Gespräch ist der sogenannte Behrensbau am Rheinufer, der zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, nun aber leer steht. Was ihn auch prädestiniert: Er ist bereits in Besitz des Landes. Im Oktober soll eine Entscheidung fallen. Eine Eröffnung in drei Jahren zum 75-jährigen Bestehen NRWs wäre optimal, ist aber unrealistisch – vielleicht aber eine Teileröffnung…

„Der Behrensbau wurde 1911 vom Architekten Peter Behrens als Hauptverwaltungsgebäude der Mannesmann Röhren AG geschaffen“, erklärt Hitze. Als aus Mannesmann Vodafone wurde, gelangte er 2012 in den Besitz des Landes. „Dort saß 1945 die britische Militärregierung, die ersten NRW-Ministerpräsidenten residierten von 1946 bis 1953 dort. Und jetzt steht das Gebäude leer“, sagt der Historiker, der keinen Hehl daraus macht, dass er diesen Standort für optimal hält: „Besser geht es nicht“, äußert er sich.

„Gladbeck“, die Geschichte der Thyssen AG, die Geschichte der Schulen, der Schwebebahn, aber auch typische Gerichte, die Musik made in NRW – Themen aus den Bereichen Kultur, Sport, Religion, Migration, Wirtschaft, Soziales gibt es genug. Und die will Hitze präsentieren. Dabei soll sich die politische Geschichte des Landes wie ein roter Faden durch die Ausstellung ziehen. „Wir wollen die Geschichte Nordrhein-Westfalens populärer machen, leicht verständlich, aber natürlich seriös“, sagt er. Und mit festgesetzten Meinungen will er aufräumen, so wie mit der, dass NRW ein SPD-Stammland sei.

Im Bezirksausschuss Rosellen ist der Christdemokrat seit 2004 aktiv. Dort gefällt ihm die gute Zusammenarbeit für die Menschen vor Ort, ganz unabhängig von Parteizugehörigkeit. Guido Hitze reist gern, schätzt das Leben auf dem Land bei gleichzeitig guten Anbindung an die benachbarten Metropolen. Seinen Arbeitsplatz erreicht er bequem mit der S-Bahn. Er ist Fortuna-Düsseldorf-Fan und beim Bier kennt er keine Kompromisse: „Alt“ muss es ein. Das schmeckt mittlerweile auch seiner Frau, die im Gegensatz zu ihrem Mann auch den Karneval mag – den Kölner übrigens.

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