Bürgermonitor in Neuss Litfaßsäulen sind ein „Schandfleck“

Neuss · Roland Kehl von den Grünen kritisiert, dass viele Litfaßsäulen im Neusser Stadtgebiet vom Eigentümer, der Firma Ströer aus Köln, nicht gepflegt werden. Und er stellt die Frage, ob sie nicht reduziert werden sollten.

 Fast schon Kunst: eine Litfaßsäule an der Bockoltstraße im Neusser Norden.

Fast schon Kunst: eine Litfaßsäule an der Bockoltstraße im Neusser Norden.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Sie gehören zum Bild jeder Stadt, doch nicht immer sind sie ein schöner Anblick, auch in Neuss nicht – Litfaßsäulen. In der Regel sind sie bunt beklebt und werben für Veranstaltungen und Produkte. Doch bei einigen ist von farbiger Werbung fast nichts mehr zu sehen, eigentlich nur noch mehr oder weniger lange Papierfetzen. Lesen, wofür dort einmal Werbung platziert wurde, kann niemand mehr. „Die Pflege der Litfaßsäulen lässt immer wieder sehr zu wünschen übrig“, sagt Roland Kehl, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Und er fügt in einem Schreiben an unsere Redaktion hinzu: „Ein Zustand, der nicht hingenommen werden kann.“ Er spricht von „Schandflecken“. Außerdem sei ihm aufgefallen, dass manche gar nicht mehr neu beklebt würden, und stellt die Frage: „Ist es auf Dauer nicht sinnvoll, die Zahl der Säulen zu reduzieren, damit die leeren das Stadtbild nicht mehr stören?“

Eine Frage, die Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, nicht beantworten kann, denn die Werbesäulen gehören nicht der Stadt, sondern dem Unternehmen Ströer aus Köln. Und das hat bereits 2008 einen sogenannten Außenwerbevertrag mit Neuss Marketing abgeschlossen, der noch bis 2026 läuft, und nicht nur die Litfaßsäulen betrifft, sondern auch Werbung an Bushaltestellen, an Masten oder auf digitalen Großtafeln. „Vereinfacht ausgedrückt zahlt das Unternehmen eine Art Pacht, um an den unterschiedlichen Stellen Werbung seiner Kunden zu veröffentlichen“, erklärt Sturm. 120 klassische Litfaßsäulen gibt es auf Neusser Stadtgebiet noch. Und Sturm weiß, dass nicht mehr alle beklebt werden. In der Fachsprache hieße das, sie sind nicht mehr aktiv, eine Säule mit weißem Papier eben. Da könne der Regen schon einmal dafür sorgen, dass das Papier aufweicht und sich löst, so Sturm. Neuss Marketing erhält regelmäßig von Neussern Bürgern solche Mängelmeldungen. „Die geben wir dann weiter an die Firma Ströer.“ „Sobald Informationen über potentielle Schäden vorliegen, können diese schnellstmöglich beseitigt werden“, schreibt eine Sprecherin des Werbeunternehmens auf Nachfrage. Und Säulen, die nicht mehr genutzt würden, würden abgebaut. Das allerdings seien seit 2008 nur wenige gewesen, erklärt die Sprecherin, vor allem aus „städtebaulichen Gründen“.

 Muss das sein? Eine Litfaßsäule an der Ecke Neusser Weyhe/Am Katzenberg in der Nordstadt.

Muss das sein? Eine Litfaßsäule an der Ecke Neusser Weyhe/Am Katzenberg in der Nordstadt.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)
 Sieht so Werbung aus? Diese Säule steht an der Bernhard-Letterhaus-Straße in Weckhoven.

Sieht so Werbung aus? Diese Säule steht an der Bernhard-Letterhaus-Straße in Weckhoven.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Und während Sturm der Ansicht ist, dass die Zeit dieser Werbeträger vorbei sei, und vielmehr mit digitalen Großtafeln gearbeitet werde, von denen es auch vier in Neuss gibt (Hammer Landstraße, Hammfelddamm und Düsseldorfer Straße), sieht Ströer das „Litfaßsäulen-Geschäft“ nicht als rückläufig an. „In einer zunehmend digitalen Welt ist die Litfaßsäule nach wie vor ein beliebtes und präsentes Medium. Besonders für Kulturtreibende und lokale Kunden stellt sie eine zielgerichtete und kostengünstige Kommunikationslösung dar“, so die Unternehmenssprecherin. Säulen im Lappenclown-Outfit aber wohl eher nicht...

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