Tierheim Bettikum in Neuss Großer Andrang im Tierheim bleibt aus

Bettikum · Tiere sind kein geeignetes Weihnachtsgeschenk. Das hat sich offenbar herumgesprochen. Dennoch suchen viele Tiere ein neues Zuhause. Ein Besuch im Tierheim Bettikum.

 Bei Hund und Herrchen oder Frauchen muss es passen. Wenn Interesse an einem Tier aus dem Tierheim besteht, wird eingehend geprüft, ob der potenzielle Tierhalter die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt (Symbol-Bild).

Bei Hund und Herrchen oder Frauchen muss es passen. Wenn Interesse an einem Tier aus dem Tierheim besteht, wird eingehend geprüft, ob der potenzielle Tierhalter die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt (Symbol-Bild).

Foto: dpa/Swen Pförtner

Im Tierheim Bettikum herrscht in der Vorweihnachtszeit keine Hochkonjunktur. Es ist nicht so, als würden die Menschen Schlange stehen, um sich ein Tier mit nach Hause zu nehmen. Und wenn Interesse besteht, wird eingehend geprüft, ob der potenzielle Tierhalter die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. „Wir wollen zwar sehr gerne Tiere abgeben, aber nicht um jeden Preis, weil wir unsere Tiere in ein schönes Zuhause vermitteln möchten“, sagt die stellvertretende Leiterin Stefanie Richter.

Die Zeiten sind längst vorüber, als Interessenten während der Adventszeit ins Tierheim Bettikum kamen, sich für ein Tier interessierten, um es zu verschenken. Doch so einfach funktioniert das nicht. Im Tierheim werden sie vor unüberlegten Anschaffungen gewarnt. „Es muss gewährleistet sein, dass die Tiere wirklich gewollt sind und dass sich die neuen Besitzer auch wirklich um sie kümmern können“, sagt Stefanie Richter.

Vier bis fünf Besuche seien erforderlich, bis sich die Mitarbeiter ein Urteil erlauben. „Ich möchte für meinen Vater einen Hund haben“ – so einfach geht das nicht. Vor allem, wenn der Vater gar nicht mit dabei ist. Die Schutzgebühr dient zwar in erster Linie, um zur Kostendeckung im Tierheim beizutragen. Sie soll aber auch mit dazu beitragen, dass die Menschen gründlicher darüber nachdenken, ob ein Haustier wirklich etwas für sie oder den zu Beschenkenden ist oder nicht. „In Zeiten von Corona und Homeoffice hatten wir schon mehr Anfragen als sonst“, erzählt Stefanie Richter. Aber auch in diesen Fällen werden kritische Fragen gestellt wie diese: „Sie sind jetzt im Homeoffice, aber wer kümmert sich um das Tier, wenn sie irgendwann wieder den ganzen Tag über im Büro sind?“

Die Ansprüche, die im Tierheim Bettikum an mögliche Katzenbesitzer stellen, sind nicht ganz so hoch – schließlich muss man mit einer Katze nicht alle drei Stunden raus. Der Stubentiger kann den ganzen Tag in der Wohnung verbringen – Zuwendung braucht er aber auch. Wer ins Tierheim Bettikum kommt, wird gründlich beraten: Soll es eine Babykatze sein oder ein altes Tier? Babykatzen gibt es nur im Doppelpack. Und wenn der Schnurrer schon alt ist, wird auf mögliche hohe Tierarztkosten hingewiesen.

Dass sich jetzt nicht so viele Menschen in Bettikum nach einem Tier umschauen, ist für Stefanie Richter ein Zeichen dafür, dass es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Tiere kein geeignetes Weihnachtsgeschenk sind. Sie muss aber auch einräumen, dass über Ebay auch Tiere vermittelt werden und sich viele mögliche Haustierbesitzer deshalb den Weg zum Tierheim sparen.

Die Auswahl in Bettikum kann sich derzeit durchaus sehen lassen. 23 Hunde, vom zwei Kilogramm leichten Fellbündel bis zum 60 Kilogramm schweren Kangal, einem Herdenschutzhund aus der Türkei, warten auf eine Vermittlung. Hinzu kommen zwei Dutzend Katzen, außerdem Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Vögel und Mäuse, das volle Programm also. Und das Tierheim kümmert sich auch um Wildtiere wie Igel, die dort aufgepäppelt werden.

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