23 Einrichtungen in Neuss machten mit Großer Andrang bei der Kulturnacht

Neuss · An 23 Orten wurde am Samstag gezeigt, was Neuss an Kultur zu bieten hat. Ein Streifzug durch die Nacht.

 Im Romaneum sorgte die Musikschule Neuss mit Terry Riley für Unterhaltung. Insgesamt beteiligten sich 23 Einrichtungen an der Neusser Kulturnacht.

Im Romaneum sorgte die Musikschule Neuss mit Terry Riley für Unterhaltung. Insgesamt beteiligten sich 23 Einrichtungen an der Neusser Kulturnacht.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Es war eine ungewöhnlich laue Nacht, die „Kulturnacht Neuss“, eine, die so schnell nicht wiederkommen wird. Kein Wunder, dass sich viele Kulturinteressierte am Samstagabend auf den Weg gemacht hatten und einige der mehr als 100 Angebote nutzten. Die Resonanz war groß.

Es ging schon gut los um 17 Uhr im Clemens-Sels-Museum. Erster Programmpunkt war eine Führung durch die Ausstellung „Erklär mir, Liebe“. Ulf Sölter konnte die Exponate rund 40 Interessierten zeigen.

In die Stadtbibliothek strömten in den ersten beiden Stunden rund 200 Besucher. Dort lockten nicht nur literarische, sondern auch kulinarische Besonderheiten wie indisches Bier. Bollywood-Crash-Kursus und indische Märchen ließen die Besucher tief eintauchen in eine fremde Welt, so wie man es auch mit einem guten Buch tun kann.

Als ein gut besuchter Wohlfühlort entpuppte sich wieder das „Bücherhaus am Münster“. Inhaberin Dorothea Gravemann fühlt sich zwar geehrt, wenn Besucher die ganze Kulturnacht bei ihr verbringen, bedauert aber, dass sie dann einiges versäumen würden. Die Brüder Christoph und Georg Gremmer eröffneten die Ausstellung mit Zeichnungen berühmter Literaten, später sollte Landrat Jürgen Petrauschke aus „Unterm Birnbaum“ von Fontane lesen – ein Polizeichef, der aus einer Kriminalgeschichte liest, das passte wie die Faust aufs Auge.

Im Stadtarchiv freute sich Leiter Jens Metzdorf, dass die Lesung mit Texten von Karl Schorn, der jetzt 125 Jahre alt geworden wäre, so gut ankam. Unter den Zuhörern waren auch Nachfahren des Neusser Autors. Linda Riebau vom Rheinischen Landestheater las die Texte des vielseitigen Schriftstellers.

Die „Preußische Allgemeine Zeitung“ lag auf dem Tisch in der Ostdeutschen Heimatstube. Peter Pott, Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen und Kreisvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, sowie andere Heimatvertriebene umsorgten die Besucher mit Spezialitäten aus ihrer Heimat wie zum Beispiel dem „Schit – Lot em“, einem Kräuterschnaps aus Pommern.

Hinter dem Haus feierten Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich miteinander – für Deniz Elbir, Interkultur-Beauftragter der Stadt Neuss, eine Selbstverständlichkeit. Der Syrer sieht sich als „Nüsser Jong“, genauer gesagt als einer von der Neusser Furth.

Die Türkin Hatice Dilek sang im Kulturkeller Lieder aus ihrer Heimat, was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass für sie Deutschland das Land ihrer Wahl ist. Beim „Verzäll im Keller“, und zwar im Keller des Schützenmuseums, sollte kein Platz frei bleiben, als Katharina Hall auf Nüsser Platt Geschichten von Sophie Tremplau vorlas und Peter Albrecht sang. Es waren auch erstaunlich viele junge Leute unter den Zuhörern.

 „Stunk“-Mitglied Harry Heib stand im „Basement“ auf der Bühne.

„Stunk“-Mitglied Harry Heib stand im „Basement“ auf der Bühne.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Bei der Vereinigung der Neusser Heimatfreunde konnte man seinen Wortschatz erweitern: Professor Wilhelm Schepping fragte Vokabeln ab wie ein alter Oberlehrer. Was bedeutet „Ferkesfreud“? Wilhelm Schepping erklärte den Begriff folgendermaßen: „Er bedeutet besonders große Freude – die Freude, die die Ferkel hatten, wenn sie im Frühjahr auf die Wiesen gelassen wurden.“ Und dass „Overpootz“ für „Obertor“ steht, wussten auch diejenigen, die keine ausgewiesenen Kenner der Neusser Mundart sind.

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