Neuss Neuer Anschluss-Ärger mit der Glasfaser

Neuss · Der bisherige Anbieter schaltet Internet und Telefon in Wehl bald ab. Stefan Hirschberger ist ein betroffener Bürger. Er hat einen neuen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser - wann sein Anschluss fertig wird, ist allerdings unklar.

 Stefan Hirschberger an seinem Rechner - noch mit Internet.

Stefan Hirschberger an seinem Rechner - noch mit Internet.

Foto: salzburg

Telefon, Computer, aber auch die Heizung im Haus und etliche andere Geräte hängen bei Stefan Hirschberger aus Wehl am Internetanschluss. Dieser lief bisher über die Deutsche Telekom - die nun technisch umrüstet und den Vertrag kündigen muss. "Wenn die Deutsche Glasfaser mir den Termin für den neuen Anschluss nicht zusichern kann, dann stehe ich ohne Internet und Telefon da", sagt der Wehler.

Mit der Glasfaser hatte er zum 6. Oktober einen neuen Anbieter in Aussicht. Den Vertrag hat er, wie viele seiner Nachbarn auch, bereits vor Monaten unterzeichnet. Was als reibungsloser Wechsel gedacht war, gestaltet sich nun schwierig: In einem Schreiben kündigte die Telekom die Kündigung zum 1. November an.

Grund: Umrüstung auf ein neues Verfahren, Voice-over-IP. Dafür benötigt die Telekom das Einverständnis von Hirschberger - und einen neuen Vertrag. Mit einer Einverständniserklärung sei es nicht getan, sagt George McKinney, Sprecher der Telekom: "Aus juristischer Sicht bieten wir ein neues Produkt an. Deshalb müssen wir einen neuen Vertrag abschließen." Das Problem in Hirschbergers Fall: Mit erneutem Vertragsabschluss müssen Kunden auch die Mindestlaufzeit von 24 Monaten eingehen.

Hirschberger setzte deshalb ursprünglich auf den geplanten Anschlusstermin der Glasfaser. "Man sagte mir dann aber, dass der Termin nicht feststeht und nur ein Planungstermin sei", berichtet Hirschberger. Eine feste Zusage oder Prognose sei nicht möglich. Mit dem gleichen Problem hätten auch zahlreiche Nachbarn und auch Verwandte in Nachbarorten zu kämpfen, berichtet Hirschberger.

Die Umrüstung bei der Telekom erfolgt bundesweit, pro Woche wickeln die Mitarbeiter des Unternehmens rund 70.000 Haushalte ab. "Wir können die Umsetzung nicht mit Baumaßnahmen eines anderen Unternehmens abstimmen", betont McKinney. Dass Hirschberger gerade in die Zwickmühle gerät, sei zwar wirklich ungünstig - aber Zufall. Der Umstieg auf Voice-over-IP sei langfristig koordiniert: "Die Planung läuft seit eineinhalb Jahren", sagt der Sprecher.

Fast genau so lang dauern die Bauarbeiten der Glasfaser in Wehl und anderen Teilen der Stadt Neuss an. Die ersten Infoveranstaltungen fanden Ende 2015 statt, Ende 2017 sollten die Anschlüsse - auch in Wehl - betriebsbereit sein. Bei Infoveranstaltungen und Werbeaktionen für den Ausbau des Glasfaseranschlusses hätten Vertreter des Unternehmens zugesichert, die Bewohner beim Anbieterwechsel zu unterstützen: "Es hieß, man würde entstehende Kosten durch Verträge bei den vorherigen Anbietern für zwölf Monate übernehmen", sagt Hirschberger. Wenn es einzelne Härtefälle geben sollte, würde das Unternehmen "auf die Leute zugehen".

Als er sich jedoch bei der Hotline der Glasfaser gemeldet habe, hätten die Mitarbeiter darauf verwiesen, dass der geplante Termin sich aus unterschiedlichen Gründen verzögern könnte. Um auf Nummer sicher zu gehen, könnte Hirschberger bei einem Drittanbieter einen Vertrag mit kürzerer Laufzeit abschließen als bei der Telekom: "Man empfahl mir O2."

Als "eine unglückliche Situation, die wir leider nur im Einzelfall betrachten können", bewertet die Deutsche Glasfaser auf Anfrage unserer Redaktion die Gesamtlage. "Es gibt die Möglichkeit, bei einigen Anbietern monatlich kündbare Verträge ohne Mindestlaufzeit zu regeln", sagt Gerda Meppelink, Sprecherin der Glasfaser. Die Empfehlungen der Hotline-Mitarbeiter an Hirschberger seien "möglicherweise für einige Fälle wenigstens ein Lösungsansatz für diese Phase". Gewöhnlich würden sich aber derartige Probleme bei einem Wechsel zur Glasfaser nicht ergeben.

Am meisten ärgert Hirschberger das "unkulante Verhalten" der Glasfaser: "Wir haben die Verzögerungen, die Baustellen und den Lärm hingenommen und Verständnis dafür", sagt er. "Aber dass man uns jetzt nicht entgegenkommt und nach einer Lösung sucht, verstehe ich nicht."

(juz)
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