Landestheater Neuss Hauptmanns „Ratten“ im RLT

Neuss · Regisseur Tom Gerber braucht rund zweieinhalb Stunden für das Stück. „Die Ratten“ wurden 1911 geschrieben (1912 bekam Hauptmann den Nobelpreis), spielen aber früher, um 1896.

 Szene aus „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann in der Regie von Tom Gerber am RLT.

Szene aus „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann in der Regie von Tom Gerber am RLT.

Foto: MARCO PIECUCH

Fast so, wie Gerhart Hautpmann das Stück geschrieben hat, geht es auch über die Bühne des RLT.  „Die Ratten“ spielt (fast) an einem Ort (nämlich dem Dachboden des Theaterdirektors Hassenreuther in einem ärmlichen Mietshaus in Berlin). Henriette John, die Frau eines Maurerpoliers, erfüllt sich ihren Kinderwunsch, indem sie dem Dienstmädchen Pauline Piperkarcka das  Kind abkauft, dieses als ihr als eigenes ausgibt, aber letzten Endes auch daran zugrunde geht. 1911 hatte Hauptmann das Stück geschrieben, ein Jahr später bekam er den Nobelpreis.

„Wir haben das Stück nicht ins Moderne verlegt“, sagt Eva Veiders, die mit Regisseur Tom Gerber als Dramaturgin arbeitet, „wir haben sogar die verschiedenen Dialekte dringelassen.“ Je genauer man spreche, „was da steht“, so erzählt sie, desto klarer werde die Verständlichkeit. „Die Sprachwelten Hauptmanns sind ein großer Gewinn“, sagt sie, „und wir trauen dem Publikum die Übertragung des Geschehens auf das Heute zu.“

Hauptmanns Drama ist ein Ensemble-Stück. Und so stehen auch elf Mitglieder auf der Bühne. Henriette John wird von Katrin  Hauptmann gespielt, ihr Mann von Ulrich Rechenbach, Pauline Piperkarcka von Anna Lisa Grebe, und den Theaterdirektor Hassenreuther spielt Carl-Ludwig Weinknecht. Rund 2,5 Stunden reine Spielzeit werden veranschlagt, Gerber ist nicht nur für Regie zuständig, sondern hat auch die Bühne entworfen und ist verantwortlich für die Kostüme.

Die seien „angepasst an die Zeit“, erzählt Veiders, aber auch schon „expresssionistisch durchsetzt“. Denn für Veiders wie anscheinend auch für Gerber geht Hauptmann mit dem Stück schon ein wenig über den Naturalismus hinaus, hin zum Expressionismus. In dem Stück gehe es um Menschen, um „ihre seelischen Nöte“ und wie die Figuren einander durchaus misstrauisch betrachten, sagt Veiders. Schwarz, Weiß und Rot seien die vorherrschenden Farben. Und sie ergänzt: „Es ist ein langes Stück.“ Aber Veiders verspricht auch: „Es ist sehr, sehr lustig und wird zügig erzählt.“

Info Oberstraße 95, Samstag, 21. Mai, 20 Uhr, 02131 269933

(hbm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort