Neuss/Hilden Geheime Ausschussunterlagen aus dem Abfall gefischt

Neuss · Schön rot ist die Farbe der Verwaltungsunterlagen für jene Themen, die von Ausschusspolitikern unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten werden. Vermutlich, damit sie in dem Vorlagenwust für eine Sitzung auch nicht zu übersehen sind – auch wenn ein Verwaltungsmitarbeiter sie daran festgetackert hat.

Insofern also kann auch kein Mitglied des Kulturausschusses Zweifel daran gehabt haben, dass im nicht-öffentlichen Teil der vergangenen Sitzung vier Punkte auf der Tagesordnung standen, die im geschützten Bereich diskutiert werden sollten. Die wohl wichtigsten: Wer hat sich für den Kunstförderpreis der Stadt beworben und Wie steht es um die Sanierung des 12-Räume-Hauses und des Labyrinths der Stiftung Hombroich?

 In diesem Mülleimer sind die Unterlagen gelandet.

In diesem Mülleimer sind die Unterlagen gelandet.

Foto: Helga Bittner

Die Antworten kann auch ein 65-Jähriger aus Hilden liefern. Denn er fand die Ausschussunterlagen inklusive der roten Seiten in einem Abfallkorb am Rathaus. Wie sie dahin gekommen sind – das weiß wohl nur der, der sie auch hineinbefördert hat. Die Vermutung liegt nahe, dass es ein Kulturausschussmitglied war. Kulturdezernentin Christiane Zangs jedenfalls ist entsetzt: „Das geht überhaupt nicht“, sagt sie und weist zudem darauf hin, dass am Ratssaal selbst, wo der Kulturausschuss auch getagt hat, zwei Papierkörbe aufgestellt sind. Die Hausmeister seien angewiesen, diesen Müll zu trennen. Sie selbst bringe die roten Blätter gar zur Aktenvernichtung, damit sie nicht einmal in ihrem Papierkorb im Büro landen.

Die „Entsorgung“ kam im übrigen nur raus, weil besagter Rentner sich die Wartezeit auf die Straßenbahn vertreiben wollte, sein Blick mehr zufällig in den Abfalleimer fiel und die Unterlagen herauszog in dem Glauben, dass er damit preiswertes Material für den Drucker zu Hause gefunden hatte. Umso größer sein Erstaunen, dass sich in dem Papierwust die Lebensläufe von vier Musikern befanden, die sich für den Förderpreis der Stadt im Bereich Musik beworben haben. Und die Mitteilung, dass es für den Bereich Darstellendes Spiel nur eine Bewerbung gab, die aber zurückgezogen wurde.

Doch bei der Stiftung Insel Hombroich läuft alles nach Plan, und sie bekommt für die Sanierung das Geld, das die Stadt Neuss ihr unter bestimmten, mittlerweile auch erfüllten Bedingungen zugesagt hat: 900.000 Euro sollen dafür im Haushalt 2019 eingestellt werden.

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