Neusser erzählen aus ihrer Stadt Fotograf zeigt Neuss von seiner bunten Seite

Neuss · Daniel Brinckmann hat rund 40 Neusser mit Migrationshintergrund interviewt, die Ergebnisse werden ab November im Integrationsamt ausgestellt. NGZ-Mitarbeiterin Ute Böhm begleitete Brinckmann bei einem Termin mit einer jungen Frau an ihrem Lieblingsort in der Stadt.

 Daniel Brinckmann setzt Tiguide Sigy-Kamper im Botanischen Garten in Szene. Die Bilder sind ab November im Integrationsamt zu sehen.

Daniel Brinckmann setzt Tiguide Sigy-Kamper im Botanischen Garten in Szene. Die Bilder sind ab November im Integrationsamt zu sehen.

Foto: Dieter Staniek

Viele Wege führen nach Neuss und für viele ist die Stadt am Rhein zur Heimat geworden. Der Neusser Fotograf und Journalist Daniel Brinckmann hat sich auf die Spuren der Neusser begeben, deren Wurzeln nicht am Rhein liegen. Herausgekommen ist eine bunte Ausstellung mit über 40 Portraits unterschiedlichster Menschen mit einer Migrationsgeschichte. Ab November werden sie in Neuss im Integrationsamt des Rathauses zu sehen sein. Wir konnten eines der Modelle und den Journalisten auf einem Stück des Entstehungsweges begleiten.

Neuss: Die Reisefotos von Daniel Brinckmann
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Reisefotos von Daniel Brinckmann

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Foto: Dieter Staniek

Es ist ein sonniger Spätsommertag, an dem sich Daniel Brinckmann und Tiguide Sigy-Kamper im Botanischen Garten in Neuss treffen. Die Stimmung ist entspannt, denn die beiden kennen sich bereits. „Das war natürlich nicht bei allen Interviews so, die meisten Menschen kannte ich nicht, da dauert es natürlich erst etwas, bis sie sich mir gegenüber öffneten“, erklärt Daniel Brinckmann.

Es sind für den Journalisten aber die spannenden Momente in den Begegnungen mit den Menschen, wenn sie von sich erzählen und manchmal auch darum bitten, den Stift beiseite zu legen und von Konflikten erzählen, oft in der eigenen Community. „Aber auch über die Konflikte muss man reden, sonst überlassen wir das Feld den Falschen“, erklärt Brinckmann. Fast allen Interviewpartnern ist gemein, dass sie sich in Neuss willkommen fühlen. Vor allem die zweite Generation engagiert sich für die Mitmenschen, damit tragen sie dazu bei, dass Neuss bunt ist und bleibt.

Geführt werden die Gespräche an den Neusser Lieblingsorten der Personen, denn genau daran macht Brinckmann den Heimatbegriff fest: Ein Ort, an dem man angekommen ist und sich wohlfühlt. Ziel für die geplante Dauerausstellung ist es, ein Spiegelbild der Neusser mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten zu zeigen. Daher gehört der politische Boots-Flüchtling, der in Neuss angekommen ist, ebenso zu den Interviewpartnern wie der Neusser, der hier geboren ist, in der Stadt lebt und eine niederländische Mutter hat. Auch die zweite und dritte Generation der Gastarbeiter ist sind Spiegelbild des bunten Neuss. Endsprechend unterschiedlich sind die Lieblingsorte, an denen sich die Menschen ablichten lassen. Vom Rheinufer bis zum Schützenplatz ist ganz Neuss dabei.

Tiguide Sigy-Kamper ist ein wenig stolz, bei dem Projekt dabei sein zu dürfen. Sie lebt seit einigen Jahren in Neuss, aufgewachsen ist sie als Kind eines mauretanischen Vaters und einer estnischen Mutter in Meerbusch. „Ich bin es schon immer gewöhnt, dass mich Menschen ansehen, da ich recht groß bin und eben eine dunkle Haut habe. Negative Erlebnisse hatte ich aber nie, die Menschen hier in der Region sind einfach offen“, erklärt sie.

Als Dreijährige kam sie mit ihrer Familie aus Mauretanien nach Deutschland, weil die Eltern den drei Kindern eine gute Zukunft ermöglichen wollten. Der Anfang war für die Familie nicht immer leicht, aber die Kinder lernten von ihren Eltern offen, aber bestimmt zu bleiben und so verschafften sie sich Anerkennung. Inzwischen war sie mehrmals in ihrem afrikanischen Geburtsland, denn in Mauretanien und Estland leben noch viele Verwandte. „Ich frage mich dann manchmal, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn wir in Mauretanien geblieben wären“, stellt sie fest.

Der Botanische Garten ist für Tiguide Siby-Kamper ein Lieblingsort, weil es eine grüne Oase mitten in der Stadt ist, in der Nähe ist sie zur Schule gegangen und inzwischen wohnt sie mit ihrem Mann, einem „Nüsser Jong“ und Kind um die Ecke und fühlt sich wohl. Nach dem Gespräch mit Daniel Brinckmann ging es zum Fotoshooting im Grünen, ab November wird das Portrait mit der Geschichte von Tiguide Sigy-Kamper in der Dauerausstellung im Integrationsamt zu sehen sein und kann den neu in Neuss angekommenen Mut machen, die Stadt Neuss auf ihre ganz persönliche Art zu entdecken.

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