Sturmfotograf Dennis Oswald aus Neuss Der Mann, der das Wetter knipst

Neuss · Der 220-seitige Foto-Band „WetterExtreme“ ist mittlerweile in der zweite Auflage erschienen. Wesentlich daran beteiligt ist auch der Neusser Dennis Oswald. Er fotografiert dort, wo sich das Wetter in voller Pracht zeigt.

Neuss: Sturmjäger Dennis Oswald fotografiert Unwetter
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Dennis Oswald aus Neuss fotografiert Unwetter

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Zum gemütlichen Schmökern im Bett ist die Publikation eher nicht geeignet: Gut 1,5 Kilogramm bringt der 220-seitige Foto-Band „WetterExtreme – eine meteorologische Weltreise“ auf die Waage. Dank Großformat ist er ein Hingucker auf jedem Couchtisch und lädt zum Durchblättern ein.

In sieben Kapiteln, nach Wetterphänomenen gegliedert, zeigt der Bildband außergewöhnliche Aufnahmen von Tornados und Polarschnee, Eishöhlen und nebelüberzogenen Landschaften, Regenbögen, Wüsten und Wassermassen. Im vergangenen Jahr erstmals erschienen, liegt bereits die zweite Auflage vor. Herausgeber ist das Bonner Unternehmen WetterOnline, das bisher auf digitale Inhalte gesetzt hatte.

Wesentlich beteiligt ist ein Neusser: Der mehrfach ausgezeichnete Extremwetter-Fotograf Dennis Oswald zeichnete für die Bildauswahl verantwortlich und hat auch selbst Aufnahmen beigesteuert. „Ich habe schon seit vielen Jahren Kontakt zu WetterOnline“, erzählt der studierte Meteorologe, der in diesem Metier auch tätig ist. Mit Unternehmenssprecher Matthias Habel sei er befreundet. Als dieser ihn nach einer Mitarbeit fragte, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Aber klar!“

Unter seinen 20 Fotos für den Bildband befindet sich auch eine Aufnahme vom Rheinhochwasser bei Neuss. Auch eine sogenannte Superzelle ist zu sehen, „die Königin der Gewitterwolken“. Eingefangen hat der 37-Jährige das beeindruckende Schauspiel in Kansas/USA. Dorthin, in die Weiten der „Great Plains“, zieht es den im Schatten der Konrad-Kirche aufgewachsenen Gnadentaler seit vielen Jahren. Regelmäßig packt er seine Koffer und fliegt für ein paar Wochen über den Atlantik. Tausende von Meilen legt er vor Ort im Mietwagen zurück. Denn der Mittlere Westen gilt als Tornado-Dorado.

Während Deutschland pro Jahr von einigen Dutzend Windhosen heimgesucht wird, wirbeln Hunderte von ihnen durch das Herz der Vereinigten Staaten. Und mit ein bisschen „Glück“ – wie er es nennt –, ist Oswald bei einigen von ihnen ganz nah dran. Ein Hasardeur sei er jedoch nicht. „Ich halte immer genügend Sicherheitsabstand ein.“ Über diese Vernunft freuen sich besonders Ehefrau Vera, Mutter Doris und Schwester Janine, die viele Neusser noch als Weltklasse-Voltigiererin kennen. In diesem Frühling ist Denver/Colorado der Ausgangspunkt für eine einmonatige Foto-Safari. Längst hat sich Dennis Oswald in der Internationalen Szene der „Storm Chaser“, der Sturmjäger, einen Namen gemacht, chattet mit Gleichgesinnten in Texas und Oklahoma. Doch während die meisten Kollegen nur zu Dokumentationszwecken fotografierten, habe er einen hohen künstlerischen Anspruch an seine Bilder.

Mit Erfolg: Renommierte Magazinen wie „Geo“ und „National Geographic“ drucken die digital gebannten Wettererscheinungen des Kamera-Autodidakten. Diese findet er auch im heimatlichen Rhein-Kreis. So fing er vor etwa 18 Jahren in Kaarst seinen ersten Blitz ein. Beim Pfingststurm „Ela“ vor vier Jahren lag er in Jüchen auf der Lauer. „Etwas Heftigeres habe ich in Deutschland nicht mehr erlebt“, sagt er. Dagegen sei das Sturmtief „Friederike“ Anfang diesen Jahres „uninteressant“ gewesen - zumindest aus Fotografensicht. „Da war der Himmel einfach nur grau.“

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