Familienunterstützung in Neuss Starthilfe für Grundschuleltern

Neuss · In Neuss sind erstmals gezielt Pädagogen im Einsatz, die Eltern bei der Einschulung ihrer Kinder begleiten. Die Initiative wird vom Jugendamt der Stadt, dem Schulamt des Rhein-Kreises und dem Verein „Education Y“ getragen.

 Die Familienbegleiterinnen Sonja Moumaris (l.) und Vanessa Becker (r.) helfen Eltern wie Maria Gavryshenko (v.l.), Sabrina Knorr und Tatjana Knorr bei der Einschulung ihrer Kinder.   NGZ-Foto: Woi

Die Familienbegleiterinnen Sonja Moumaris (l.) und Vanessa Becker (r.) helfen Eltern wie Maria Gavryshenko (v.l.), Sabrina Knorr und Tatjana Knorr bei der Einschulung ihrer Kinder. NGZ-Foto: Woi

Foto: Andreas Woitschützke

Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist nicht nur für i-Dötzchen aufregend. Auch Eltern sehen sich neuen Anforderungen gegenüber und wissen oft nicht, was auf sie zukommt. So ging es auch Tatjana Korn. „Ich bin Erstlings-Schulmutter und habe so viele Fragen gehabt“, erinnert sie sich. Als sie dann von dem Angebot eines Begleitkurses zu Einschulung für Eltern im Familienzentrum Schatzinsel erfahren hat, war sie erleichtert: „Dort konnte ich endlich alles in einem geschützten Raum fragen – das hätte ich mich sonst nicht getraut.“

Insgesamt acht Mütter haben am diesjährigen sogenannten Family-Programm teilgenommen. In Neuss wird das Projekt vom Jugendamt der Stadt Neuss, dem Schulamt des Rhein-Kreises und dem Verein „Education Y“ getragen. Bereits im vergangenen Jahr wurden einige Pädagogen zu diesem Zweck zu Familienbegleitern ausgebildet.

Mit dabei waren auch Vanessa Becker und Sonja Moumaris. Die beiden Erzieherinnen haben nun zum ersten Mal den Kursus am Familienzentrum angeboten. „Wenn ich an die Einschulung meiner Kinder zurückdenke, hätte ich mir so etwas auch gewünscht“, sagt Moumaris. Bei den insgesamt zwölf Treffen sprechen sie mit den Eltern darüber, wie ein Kind am besten auf die Einschulung vorbereitet und in der Startphase unterstützt werden kann. „Wir versuchen gemeinsam zu erarbeiten, wie ein Kind beispielsweise am besten lernt“, sagt Becker. Das fange bei grundsätzlichen Fragen an – Woher kommt ein Apfel? Wie kommt er in den Supermarkt? – und gehe bis zum Thema Selbstorganisation: Was muss alles in meinen Schulranzen?

Initiator von „Education Y“ ist die Vodafone Stiftung. Das Familien-Programm wird am Standort Neuss von der „Skala Initiative“ gefördert, mit dem Ziel, die Bildungsbiographie von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen. Inzwischen wird das Projekt auch von der „Skala Initiative“ finanziell unterstützt und in insgesamt 21 Städten und Gemeinden deutschlandweit umgesetzt.

In Neuss ist das Projekt bereits in den Stadtteilen Erfttal, Derikum, Weckhoven und der Nordstadt etabliert. Andrea Samaras vom Jugendamt der Stadt begrüßt das Projekt, wünscht sich aber von Seiten der Grundschulen eine aktivere Beteiligung: „Es wäre schön, wenn sich mehr Grundschullehrer zu Familienbegleitern weiterbilden lassen.“

Grundsätzlich soll das Programm für alle Eltern offen und kostenfrei sein, deren Kinder eingeschult werden. „Es richtet sich auch besonders an Familien, die kaum, wenig oder schlechte Erfahrungen mit dem deutschen Bildungssystem gemacht haben“, sagt „Education Y“-Sprecherin Mira Sin. Denn die Familie sei immer noch eine wichtige und einflussreiche Bildungsinstanz. Die Gründe für eine mögliche ungleiche Behandlung könnten ganz unterschiedlichen Ursprung haben: Armut, kulturelle Unterschiede oder sprachliche Hürden zählten beispielsweise dazu.

Maria Gavryushenko ist mit ihrer Familie vor zehn Monaten aus der Ukraine nach Deutschland gezogen und hat auch am Bergleitungskursus teilgenommen. „Dabei habe ich vor allem verstanden, wie das Schulsystem in Deutschland funktioniert“, sagt sie. In der Ukraine hätten beispielsweise auch i-Dötzchen von acht bis 18 Uhr Schule. „Ich bin so erleichtert, dass ich all meine Fragen klären konnte“, sagt sie.

Insgesamt stehen der Gruppe noch drei Sitzungen bevor. „Es könnten ruhig noch mehr sein“, sagt Korn, weil sie den Austausch mit den anderen Müttern so schätzt. Der Begleitkursus sei mehr als eine Hilfestelle, man beschäftige sich einmal intensiv mit der Entwicklung des eigenen Kindes, halte inne und werde sich darüber bewusst, was die eigenen Kinder schon alles gelernt haben.

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