Im Romaneum in Neuss Wunsch nach mehr Diversität in Kinderliedern

Neuss · Bei der Jahrestagung des Kitanetzwerk ging es darum, wie Vielfalt in die musikalische Arbeit einfließen kann. Dabei wurde auch hinterfragt, welche Vorurteile in Kinderliedern transportiert werden können.

 Die Referentin Caroline Ali-Tani sprach in ihrem Impulsvortrag auch darüber, dass Kinder gleich zu behandeln nicht automatisch Chancengleichheit bedeutet.

Die Referentin Caroline Ali-Tani sprach in ihrem Impulsvortrag auch darüber, dass Kinder gleich zu behandeln nicht automatisch Chancengleichheit bedeutet.

Foto: Netzwerk Kitamusik

Schon kurz nach Beginn der Fachtagung stellte Moderatorin Prasanna Oommen fest: „Wir brauchen einen zweiten Tag“. Zum einen, weil die Referentin Caroline Ali-Tani ihren Impulsvortrag um einiges länger gestalten wollte, zum anderen, weil es viele interessierte Nachfragen aus dem Publikum gab.

„Diversität und musikalische Vielfalt in der Kita“ war das Thema der Jahrestagung, zu dem das Netzwerk Kitamusik NRW gemeinsam mit der Landesmusikakademie NRW, dem Landesverband Rheinland, dem Landesverband der Musikschulen NRW und der Musikschule Neuss geladen hatte.

In verschiedenen Vorträgen, Workshops und Gesprächsforen ging es um die Vielfalt im Kita-Alltag – immerhin treffen dort Kinder, Familien und Fachkräfte aus unterschiedlichen Lebenswelten aufeinander. Wie kann diese Vielfalt in die musikalische Arbeit einfließen, wie können die Potenziale von Musik und Bewegung positiv genutzt werden, waren nur einige der Leitfragen. Die Verknüpfung von Musik und Vielfalt werde bislang noch wenig beachtet, sagt die Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Diversität in der frühen Kindheit“, Caroline Ali-Tani, in ihrem Impulsvortrag. Darin beschäftigte sie sich unter dem Titel „Alle Kinder sind gleich – alle Kinder sind unterschiedlich“ insbesondere mit der Frage, wie mit Vielfalt in der Kita umgegangen werden kann und veranschaulichte, dass eine gleiche Behandlung nicht gleich Chancengleichheit bedeutet, immerhin bringe jedes Kind unterschiedliche Voraussetzungen mit.

Im Anschuss sprach die Musikwissenschaftlerin Marion Gerards, die an der katholischen Hochschule NRW lehrt, zum Thema „Diversität und musikalische Bildung im Kita-Alltag“. In ihrem Vortrag wollte sie ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Vorurteile und Zuschreibungen in Kinder- und Volksliedern enthalten sein könnten – etwa durch koloniale Bezeichnungen. Als weiteres Beispiel spielt sie das Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ vor. „Durch die Vokalverschiebung wird die chinesische Sprache verballhornt“, sagt sie. Und durch das dominante Eingreifen und Gebaren des Polizisten liege der Verdacht des „Racial Profiling“ nah. In seiner ursprünglichen Fassung hätte das Lied „Drei Japanesen ohne Pass“ geheißen. Wie also mit solchen Texten umgehen? Nach Rückfrage im Publikum werde das Lied ohnehin nicht mehr in den Kitas gesungen. Gerards schlug auch vor, dass man Lieder umdichten könnte. Diese Praxis sei im Laufe der Jahre häufig vorgekommen. „Zwei Zitronen und eine Ananas“ war als Vorschlag daraufhin zu hören.

In anschließenden Workshops ging es außerdem um Brücken bauen und Völkerverständigung mit Musik, um Bewegungs- und Tanzangebote oder interdisziplinäre Verbindungen von Bilderbüchern und Musik.

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