Jugendangebot in Neuss Ein Programm für „bärenstarke“ Kids

Neuss · Fabrice Kaiser bietet seit fast drei Jahren ein breites Freizeitangebot für Kinder – sein Unternehmen soll weiter wachsen.

 Es wird darauf geachtet, dass die Kinder möglichst viel an der frischen Luft sind. Aber auch Computer- und Kochkurse im Rahmen des Offenen Ganztags gehören ebenfalls zum Portfolio von „Bärenstark“.

Es wird darauf geachtet, dass die Kinder möglichst viel an der frischen Luft sind. Aber auch Computer- und Kochkurse im Rahmen des Offenen Ganztags gehören ebenfalls zum Portfolio von „Bärenstark“.

Foto: Anna GXCS/Anna GXCS Photography

Sein „männliches Vorbild“ sei immer sein Opa gewesen, erzählt Fabrice Kaiser. „Er hat mich immer unterstützt und mir Kraft gegeben.“ Der Großvater sei ein sehr kräftiger Mann gewesen, er habe „einem Bären“ geglichen. So ist der heute 27-Jährige auf den Firmennamen gekommen: „Bärenstark“.

Seit fast drei Jahren bietet der aus Thüringen stammende und in Grimlinghausen wohnende Einzelunternehmer mit seinem Team ein breites Programm für Kinder an. Die Mädchen und Jungen sollen sich in Zeiten der „Smartphone-Sucht“ bewegen – möglichst an der frischen Luft – und gemeinsam etwas erleben. Das heißt nicht, dass sämtliche Beschäftigungen im Haus oder digitaler Natur verpönt sind: Computer- und Kochkurse im Rahmen des Offenen Ganztags gehören ebenfalls zum Portfolio von „Bärenstark“. Kooperationspartnern sind beispielsweise der Kinderbauernhof in Selikum und die TG Neuss. Das Hauptklientel ist zwischen sechs und 13 Jahre alt.

Fabrice Kaiser selbst hat, so sagt er, keine Bilderbuch-Kindheit gehabt. Die Mutter musste ihn und seinen jüngeren Bruder allein großziehen. „Sie war noch sehr jung, das war nicht so einfach“, so der Sohn. Doch sie hat es geschafft und ist daher bis heute sein „weibliches Vorbild“. Als er acht Jahre alt war, zog die Familie in den Aachener Raum. In Düsseldorf studierte Fabrice Kaiser Soziale Arbeit und Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Sport- und Erlebnispädagogik.

Für ihn war die Ausbildung nicht der erste Karriereschritt im sozialen Bereich. „Schon mit 14 Jahren habe ich Praktika in Kindergärten absolviert.“ Auch in Altenheimen war er im Einsatz, hat zudem mit behinderten Kindern gearbeitet. „Ich glaube, dass ich ganz gut mit Menschen kann“, sagt er. Während des Studiums war er in einem offenen Jugendtreff tätig, in einem „sozialen Brennpunkt“ in Düsseldorf.

Mit sehr guten Abschlüssen in der Tasche fing er in einer „Aufnahme-Diagnose-Gruppe“ im Ruhrgebiet an, Laien würden „Kinderheim“ sagen. „Zu uns kamen Kinder mit schwersten traumatischen Erlebnissen, die aus ihren Familien herausgenommen worden waren.“ Die nächste Station führte ihn nach Neuss: In der Kita Zauberhügel in Allerheiligen übernahm er die Leitung einer Gruppe. Doch im Angestelltenverhältnis habe ihm stets etwas gefehlt, es habe sich „nicht rund“ angefühlt. Also machte er sich selbstständig, um eigene Ideen und Konzepte umsetzen zu können.

Trotz aller Personalnöte im Sozialbereich war es nicht so, dass man ihm gleich die Tür eingerannt hätte. „Das erste halbe Jahr war holprig, da brauchte ich schon Ausdauer“, erinnert er sich. Dann aber kamen erste Projekte in Schulen, der erste Mitarbeiter wurde eingestellt. Noch immer gibt es für ihn ein Berufsleben neben „Bärenstark“. Fabrice Kaisers Fachkompetenz ist auch anderweitig bei öffentlichen Auftraggebern gefragt.

Doch sein eigenes Unternehmen soll weiter wachsen. So ist fest geplant, im kommenden Jahr ein Büro zu eröffnen, möglichst in Grimlinghausen. Die Projekte im Kinderbauernhof laufen weiter. Erst kürzlich gab es eine „Erlebnis-Übernachtung“ auf dem Areal. Beim „Survival-Training“ werden kleine „Überlebenstricks“ gezeigt, auch ein Erste-Hilfe-Kursus gehört dazu. In Sachen „Parkour“, einem trendigen Hindernislauf, arbeitet man mit der TG zusammen. Ein großer Wunsch ist die Realisierung eines „Parkour“-Parks. Ein fast schon klassisches Negativ-Image der Kinder „von heute“ ist, dass sie nicht mehr auf Bäume klettern können. Ob das nun pauschal stimmt oder nicht: Bei „Bärenstark“ geht es für die Mädchen und Jungen – entsprechend gesichert – gelegentlich hoch hinaus ins Geäst.

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