Debatte in Neuss Experten-Talk zu Bildung und Corona

Neuss · Corona hat den Schulalltag durcheinander gewirbelt. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Jörg Geerlings (CDU) diskutierte der hessische Kultusminister Ralph Alexander Lorz mit Neussern über Folgen und Lehren für die Zukunft.

 Jörg Geerlings (l.) und Ralph Alexander Lorz kennen sich schon länger. Das Bild zeigt sie bei einem Treffen 2016.

Jörg Geerlings (l.) und Ralph Alexander Lorz kennen sich schon länger. Das Bild zeigt sie bei einem Treffen 2016.

Foto: CDU

Wie gelingt es, Deutschland, NRW und Neuss nach Corona wieder fit zu machen? Zu dieser Frage hat der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings (CDU) eine Gesprächsreihe mit Experten zu verschiedenen Schwerpunkten initiiert. Am Donnerstag ging es in einer Videoschalte um Bildung und Schulpolitik. Als Gesprächspartner hatte Jörg Geerlings dazu den hessischen Kultusminister Ralph Alexander Lorz gebeten. Der Gast kennt Neuss sehr gut, denn der Rechtswissenschaftler war von 2000 bis 2014 ordentlicher Professor für Völker- und Europarecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, seit 2012 auch Dekan der juristischen Fakultät. Seit Januar 2014 ist er hessischer Kultusminister.

Alexander Lorz war zu Konferenzbeginn noch im Auto unterwegs, weil seine Tochter fuhr, konnte er aber von Beginn an den Zoom verfolgen und saß kurze Zeit später in seinem Ministerium am Luisenplatz in Wiesbaden. „In der Kultusministerkonferenz sind wir uns über alle Parteigrenzen hinweg sehr einig“, führte Alexander Lorz in seinen Vortrag ein. Er rechne aber damit, dass „wir in Wahlkampfzeiten wieder zu parteipolitischen Auseinandersetzungen zurückkehren.“ Am Donnerstagabend sprach Alexander Lorz in Neuss, am Freitag hob er in einer Verfügung in Hessen auf dem gesamten Schulgelände die Maskenpflicht auf. Ausgenommen blieben Schulflure und die Klassenzimmer, bis der jeweilige Platz eingenommen war. Schon am Vorabend hatte der hessische Kultusminister in Neuss verkündet: „Die Pandemie hat in den vergangenen Wochen eine so gute Entwicklung genommen und die Inzidenzen sind derzeit so niedrig, dass wir diese Maßnahme verantworten können.“ Es bleibe aber jedem und jeder unbenommen, weiterhin eine Maske zu tragen, wenn das dem persönlichen Sicherheitsgefühl entspreche. „Und wenn die Zahlen hochgehen, gibt es ohnehin wieder die Maskenpflicht“, betonte der Minister. „Ich glaube aber, dass wir auch dann den Präsenzunterricht aufrecht erhalten, in Anbetracht der psychosozialen Folgen für die Schüler.“ Denn: „Schule hält Kinder zusammen.“

Um Lernrückstände aufzuarbeiten, stellt das Land Hessen mit Unterstützung des Bundes finanzielle Mittel vollständig den Schulen zur Verfügung. „Die können am besten beurteilen, wo Defizite aufzuarbeiten sind“, ist der Minister überzeugt. Die lebhafte Diskussion eröffnete Dirk Jansen, Vorsitzender des Neusser Stadtelternrates. Neben sehr persönlichen Erfahrungen und Sorgen berichtete er von sehr wertvoller Unterstützung, namentlich durch Kreisdirektor Dirk Brügge, und kam zu seinem Lieblingsthema: „Luftfilter in allen Klassenräumen“. Alexander Lorz war da ebenso skeptisch wie übrigens auch der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer. Erstens gebe es von Seiten der Wissenschaft keine klaren Aussagen dazu, zum zweiten sei wegen der Kosten eine vollständige Ausstattung „nahezu unmöglich. Wir sollten dazu keine falschen Erwartungen wecken“, fügte der Minister an.

Auch ihn erschreckten geradezu Anmerkungen von Elke Schlangen, der schulpolitischen Sprecherin der CDU. Die Gesamtschullehrerin berichtete von erheblichen Defiziten im Schulalltag, vor allem im Distanzunterricht: „Etliche Lehrer verfügen nicht über ein Endgerät.“ Zugleich bedauerte sie, dass der Schulausschuss nur digital tagen konnte: „Das lässt keine Beschlüsse zu.“

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