Deutschland-Präsidentin und Bundestagsabgeordneter zu Gast Hoher Besuch für Caritashaus in Neuss

Neuss · Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, und der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe haben sich im Neusser Caritashaus die Radstation und den Fachdienst für Integration und Migration angeschaut. Anschließend gab es ein sozialpolitisches Fachgespräch.

 Eva Maria Welskop-Deffaa (3.v.l.), Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, und Hermann Gröhe MdB (2.v.l.) haben das Caritashaus an der Salzstraße besucht.

Eva Maria Welskop-Deffaa (3.v.l.), Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, und Hermann Gröhe MdB (2.v.l.) haben das Caritashaus an der Salzstraße besucht.

Foto: Andreas Woitschützke

Hoher Besuch am Freitagabend im Caritashaus an der Salzstraße: Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, hatte sich für ihre Gastgeber Zeit genommen. Sie bekam Einrichtungen gezeigt wie die Caritas-Radstation, den Fachdienst für Integration und Migration und eine Einrichtung in Weckhoven für Frauen, die ohne dieses Angebot wohnungslos wären. Zum Schluss stellte sie sich einem Sozialpolitischen Fachgespräch: An dem nahmen auch der Vorstand des Caritasverbands im Rhein-Kreis Neuss, Marc Inderfurth, und der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe teil. Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichsten sozialen Einrichtungen konnten ebenfalls Anregungen geben und sagen, wo der Schuh drückt.

Es ging um’s liebe Geld, um Strukturen, die möglichst nicht zerstört werden dürfen und um das Problem, geeignete Fachkräfte in ausreichender Zahl zu bekommen. An Gesprächsstoff mangelte es vor diesem Hintergrund nicht. Und fest stand schon am Anfang, dass es keine Patentrezepte geben kann. Eva Maria Welskop-Deffaa grenzte den Caritasverband von vielen anderen Sozialverbänden ab: „Unser Schwerpunkt liegt auf der konkreten Hilfe und ist nicht die Lobby-Arbeit.“ Wohlfahrtspflege schaffe ein Netz von Einrichtungen. Wer die Migrationsberatung in Anspruch nehme, brauche möglicherweise einen Integrationskurs und auch eine Beschäftigungsförderung. Dieses dicht geknüpfte Netz an Diensten gebe den Menschen Sicherheit, weil sie wissen, dass es sie im Notfall auffangen wird. Eine alltagsorientierte Erreichbarkeit sei besonders wichtig, zumal in Zeiten wie diesen. Dieses Netz vermeide, dass die Hilfesuchenden von Pontius nach Pilatus geschickt werden müssen. „Die Menschen, die wir betreuen, brauchen Verlässlichkeit“, erklärte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Sie sagte dies alles, weil der Bund Mittel kürzen will beziehungsweise wird.

Hermann Gröhe war weit davon entfernt, alles Mögliche zu versprechen, wenn seine Partei am Ruder sei. Er setzt darauf, sich zu konzentrieren, den Menschen Bildung zu vermitteln und sie in den Arbeitsmarkt zu bringen. Was er in diesem Zusammenhang beklagte: „Die Hälfte der Angebote des Jobcenters leisten nicht das, was sie leisten sollen.“ Was er kritisierte: Dass die Mittel für die Sprachförderung in den Kindertagesstätten gekürzt werden sollen. Sein Credo: „Schaffung von Bildungs- und Berufsperspektiven müssen Vorrang haben vor dem Ausbau von Transferzahlungen.“ Dem stimmte der Gast zu: „Eine gute Sozialpolitik ist gute Wirtschaftspolitik.“ Sie beklagte, dass auch an der Jugendsozialarbeit gespart werde. Auch die Jugendmigrationsdienste seien besonders wichtig – sie machen den Weg frei ins Berufsleben. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke mahnte, nicht immer neue Dinge anzufangen. „Es geht jetzt darum, das, was da ist, zu erhalten“, sagte Petrauschke. Was ebenfalls beklagt wurde: Dass keine Fortschritte erzielt wurden bei der Stärkung der pflegenden Angehörigen. Diese Stärkung sei überfällig vor dem Hintergrund des Pflegekräftemangels. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach interessiere sich so gut wie gar nicht für die Pflege, lautete ein Vorwurf. Und: Vieles in der Politik sei vielleicht gut gemeint, aber zu kurz gedacht. „Wir haben uns viel zu wenig gewehrt gegen Formulierungen, es gehe uns nur um wirtschaftliche Interessen“, erklärte Eva Maria Welskop-Deffaa. Das Soziale sei nun aber ein Kostenfaktor. Es sei aber besser, sich beispielsweise jungen Menschen in Krisen auf dem Weg ins Arbeitsleben zu begleiten, als ihn in die Kriminalität abgleiten zu lassen.

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