Veranstaltungsreihe „Neusser Mosaike“ Entdeckungstour auf der Insel Hombroich

Neuss · In der Reihe „Neusser Mosaike“, die von Neuss Marketing und NGZ angeboten wird, ging es am Samstag auf die Museumsinsel.

 Landschaftsarchitekt Burkhard Damm (r.) nahm die Teilnehmer in der Reihe „Neusser Mosaike“ auf einen Streifzug über die Museumsinsel Hombroich mit.

Landschaftsarchitekt Burkhard Damm (r.) nahm die Teilnehmer in der Reihe „Neusser Mosaike“ auf einen Streifzug über die Museumsinsel Hombroich mit.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Mit der Wuppertaler Industriellenfamilie de Werth hat alles begonnen: Da sie in ihrer Heimatstadt ihre Sommerresidenz nicht erweitern durfte, fand sie in Neuss ein passendes Areal, und zwar auf einem Teil der heutigen Museumsinsel Hombroich. Der erste kleine Park entstand um 1814/16, ebenso wie das Rosa Haus. In der Reihe „Neusser Mosaike“ führte am Samstag der Gärtner und Landschaftsarchitekt der Stiftung „Museumsinsel Hombroich“, Burkhard Damm, eine 20-köpfige Gruppe durch Teile des 63 Hektar großen und sehr beeindruckenden Parks.

„Der Park wurde um 1900 von der Familie Lensing erweitert“, erklärte Damm. 1980/82 trat dann Karl-Heinrich Müller auf den Plan. „Die Erftaue war für ihn so etwas wie Liebe auf den ersten Blick“, sagte Damm. Müller hatte einen Ort gesucht, wo er seine Kunstsammlung präsentieren konnte. Erwin Heerich, Gotthard Graubner und Anatol Herzfeld waren die drei Künstler, die von Anfang an dabei waren und die Museumsinsel stark prägen. Den jüngsten Teil des Parks hat Bernhard Korte entwickelt.

Kaum zu glauben, dass selbst sehr stattliche Bäume in diesem Teil des Parks nicht älter als 25 Jahre sind. Dieses enorme Wachstum erklärte Burkhard Damm so: „Durch jahrelangen Gülleauftrag war der Boden überreich an Nährstoffen.“ – Als erstes Bauwerk während der Tour sah die Gruppe den „Turm“ von Erwin Heerich: „Heerich wollte das Subjektive aus der Kunst heraushalten, deshalb arbeitete er mit dem Grundraster des halben Meters“, gab Burkhard Damm, der seit 18 Jahren auf der Museumsinsel arbeitet, zu verstehen. Vorbei am Labyrinth, an einem monumentalen „Wächter“ von Anatol Herzfeld, tauchten die Besucher in eine Welt ein, die auch Claude Monet begeistert hätte. Die Idylle hat allerdings auch Schönheitsfehler: Burkhard Damm geht davon aus, dass der Eschenbestand stark dezimiert wird durch einen Pilzbefall. Dem Buchsbaumzünsler versuche man den Appetit durch Algenkalk zu verderben, was ganz gut gelänge. Und dass der Sturm „Ela“ die Parkanlage nicht verschont hat, ist für Burkhard Damm nicht nur negativ: „Die Lücke, die durch den Sturm entstanden ist, bot uns neue Chancen.“ Und er definierte die Kunst, einen Park zu gestalten so: „Man sucht außergewöhnliche Pflanzen aus, fügt sie so zusammen, dass ein harmonisches Ganzes entsteht.“ Auf einer Bank, das Rosa Haus im Rücken, einen Altarm der Erft im Blick: Das ist der Lieblingsplatz des 48-Jährigen. Ihn fasziniert das Wissen, dass die Erft dort noch bis vor rund 100 Jahren geflossen ist. Und dass man Bäume im Blick hat, die rund 200 Jahre alt sind, die jüngeren bringen es immerhin auf rund 100 Jahre. Und er erklärte, warum die Skulpturen nicht in einem zentralen Gebäude präsentiert werden, sondern an elf Standorten zu sehen sind: „Die vorgenommene Portionierung der Exponate trägt dazu bei, dass die Besucher nicht überfordert werden und somit mehr Informationen aufnehmen können.“

Der alte Erftarm ist für ihn auch der Beweis für einen Fehler, der mittlerweile längst erkannt wurde: „Um 1900 wurden Flüsse begradigt, um möglichst schnell in große Flüsse abfließen zu können. Heute weiß man, dass Retentionsflächen wichtig sind.“

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