Neuss Neuss – eine oft besetzte Stadt

Neuss · Die berühmte Schlacht von Worringen war nicht die einzige kriegerische Niederlage für Neuss.

 Museumsbesucher schauen sich im Kölnischen Stadtmuseum eine Ritterrüstung an. Nach der Schlacht war die Macht des Kölner Erzbischofs geschwächt.

Museumsbesucher schauen sich im Kölnischen Stadtmuseum eine Ritterrüstung an. Nach der Schlacht war die Macht des Kölner Erzbischofs geschwächt.

Foto: dpa

Am 5. Juni vor 725 Jahren, also 1288, ereignete sich in der Region zwischen Neuss und Köln eine Schlacht, die die politischen Verhältnisse im Rheinland nachhaltig verändern sollte. Die berühmte Schlacht von Worringen war das gewalttätige Ende des Limburgischen Erbfolgestreits, in dem sich der Landesherr von Neuss und Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg und der Herzog von Brabant gegenüberstanden.

 Museumsbesucher schauen sich im Kölnischen Stadtmuseum eine Ritterrüstung an. Nach der Schlacht war die Macht des Kölner Erzbischofs geschwächt.

Museumsbesucher schauen sich im Kölnischen Stadtmuseum eine Ritterrüstung an. Nach der Schlacht war die Macht des Kölner Erzbischofs geschwächt.

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Das Ergebnis der Schlacht war zum einen die Niederlage des Erzbischofs und der Verlust seiner Vorherrschaft am Niederrhein. Zum anderen verlieh der Sieger der Schlacht, Adolf von Berg, Düsseldorf die Stadtrechte. Und schließlich hatten sich die Kölner endgültig die Unabhängigkeit vom Erzbischof erkämpft und waren auf dem Wege zur freien Reichsstadt.

Ob auch Neusser Bürger an der Schlacht von Worringen teilgenommen haben, ist zwar nicht urkundlich verbürgt, doch wahrscheinlich: Schließlich waren die Neusser ihrem Landesherrn zum Kriegsdienst verpflichtet. Ansonsten änderte sich mit dem Ende der Schlacht für Neuss nicht viel, denn die Stadt am Rhein blieb als bedeutender Wirtschaftsstandort im Besitz der Erzbischöfe von Köln. Dennoch ist die Schlacht von Worringen ein wenig ruhmreiches Kapitel der Neusser Geschichte, zumal Neuss ja auf Seiten des Verlierers Siegfried von Westerburg gekämpft hatte.

Doch diese Schlacht war nicht die einzige kriegerische Niederlage, in die Neuss durch seinen Landesherrn hineingezogen wurde. Knapp 300 Jahre später sollte die Quirinusstadt wieder in die Schusslinie der internationalen Politik geraten, und zwar mit katastrophalen Folgen. Die Ursache für den "Kölnischen" oder "Truchsessischen Krieg" zwischen 1583 und 1586 war der Streit um den Stuhl des Kölner Erzbischofs.

Nach einer Belagerung und Beschießung der Stadt im Juli 1586 kapitulierten die Neusser und ihre protestantischen Besatzer vor der Übermacht der Truppen des Herzogs Alexander Farnese von Parma. Während der Plünderung der Stadt brach ein Brand aus, der innerhalb weniger Tage den größten Teil der Häuser vernichtete. Nach dem Abzug der Plünderer machten sich die Neusser zwar sofort an den Wiederaufbau, doch die Katastrophe bedeutete das Ende der wirtschaftlichen Blütezeit des Mittelalters.

Die nächste Demütigung ließ keine vierzig Jahre auf sich warten, als Neuss im Dreißigjährigen Krieg erneut von fremden Truppen besetzt wurde. Anfang 1642 zogen hessische Truppen in Neuss ein, die neun Jahre bleiben sollten. Für ihren Lebensunterhalt erpressten sie Abgaben von der Bevölkerung, und für die Errichtung des Hessentores wurden die Neusser zur Arbeit gezwungen. Als im Oktober 1648 der Westfälische Friede geschlossen wurde, gab es für Neuss zunächst keine Erleichterung. Erst 1651 erhielt Neuss seine Freiheit zurück.

Doch die Friedenszeit nach dem Dreißigjährigen Krieg währte nur kurz. Die ehrgeizige Politik des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. stürzte auch Neuss in immer neue Kriege. Die schlimmste Zeit war das Jahr 1676, als französische Truppen die Stadt besetzten. Nach ihrem Abzug betrug die Summe der abgepressten Gelder 120 000 Reichstaler — etwa das Sechzehnfache der städtischen Einnahmen um 1670! Jedenfalls dauerte es mehr als 100 Jahre, bis sich die Stadt von diesem schweren Schlag erholt hatte.

(NGZ/rl)
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