Novaesium 2022 Ein Jahrbuch mit spannenden Erkenntnissen
Neuss · Das neue Jahrbuch „Novaesium 2022“ umfasst rund 400 Seiten. Es enthält neben Forschungserkenntnissen auch Spuren von Geschichte und kuriose Geschichten.
In den vergangenen zwölf Monaten haben Stadtarchivar Jens Metzdorf und Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz gesammelt: Wichtige Stadt-Ereignisse, Forschungserkenntnisse, besondere Reden und Portraits über Neusser Persönlichkeiten – all das hat nun Eingang in das „Novaesium 2022“ gefunden. Gut 400 Seiten umfasst das Neusser Jahrbuch für Kunst, Kultur und Geschichte, das pünktlich vor Weihnachten erschienen und ab sofort im Buchhandel, an der Touristinformation, im Stadtarchiv und im Museum erhältlich ist.
„Ein Prachtexemplar“, nennt es Kulturdezernentin Christiane Zangs, die weiß, dass jene Jahrbücher gerne zu Weihnachten verschenkt werden: Immerhin habe das Novaesium schon eine lange Tradition und sei gleichzeitig ein wichtiges Dokument, das der Nachwelt hinterlassen würde.
Für eine aktuelle zeitgeschichtliche Einordnung konnte Botschafter Christoph Heusgen, Chef der Sicherheitskonferenz und früherer deutscher Uno-Botschafter, gewonnen werden: Der schreibe gerade an einem Buch zur Weltpolitik, habe für das Neusser Jahrbuch jedoch Zeit eingeräumt, erzählt Metzdorf. In seinem Essay geht Heusgen auf die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs ein. Schlussendlich schlägt er in seinem Beitrag, der unter dem Stichwort „Zeitpunkt“ erschienen ist, einen Bogen von der Weltpolitik zum städtischen Alltag.
Aber auch neue Forschungserkenntnisse nehmen einen großen Raum in dem neuen Jahrbuch ein: Es wird zum Beispiel gezeigt, wie die Versorgung der römischen Truppen in Neuss während des 1. Jahrhunderts nach Christus gelang – viele Lebensmittel mussten importiert werden und dies geschah primär über den Seeweg. „Es war eine logistische Leistung, die in dieser Deutlichkeit bislang nicht erforscht war“, sagt Uta Husmeier-Schirlitz: Anhand von gefundenen Gefäß-Scherben habe sich die Schiffs-Route rekonstruieren lassen. Spannende Erkenntnisse liefern auch die Münzfunde in der Neusser Innenstadt, die mutmaßlich den Standort des spätantiken Kastells Novaesium markieren. Unter dem Kapitel Stadtgeschichte wird Angela Braun vorgestellt – „ein Name, der vielen Neussern neu sein dürfte“, sagt Metzdorf. Angela Braun war zum einen die Frau des in Neuss geborenen Politikers Max Braun: Als Lehrerin, Journalistin und Frauenrechtlerin hat sie jedoch auch ihre eigenen Spuren in der Geschichte hinterlassen.
Kinderlandverschickungen und die teils verstörenden Erlebnisse, die Betroffene dort gemacht haben, sind ein aktuelles Thema: Jens Metzdorf hat einen Beitrag zur Einrichtung und Entwicklung des Kindererholungsheims der Stadt Neuss in Herchen/Sieg.
Doch auch die Auswirkungen des Starkregens im Mai, der zu einer Monate langen Schließung des Museums führte, werden in dem Jahrbuch behandelt, es gibt eine Rückschau unter anderem auf die Sanierung der Kirche Heilige Dreikönige, wie die Grünanlage auf dem Drususplatz den Status eines Gartendenkmals erhalten hat, aber auch auf den Hansetag sowie die erste Verleihung des Simons-Preises. Es werden außerdem zwei bislang unbekannte Porträts des Künstlers Tischbein der Ältere vorgestellt, die niemand anderen als den Neusser Bürgermeister (1722-1789) Heinrich Hermann Jordans und seine Frau zeigen.