Millionen-Projekt in Neuss Dreikönigenkirche wird zur Baustelle

Neuss · Das Sanierungskonzept für das Bauwerk war am Sonntag Thema einer Infoveranstaltung. Der Kirchenvorstand wollte die Gemeindemitglieder in die Pläne einweihen und erste Reaktionen einsammeln.

 Die Dreikönigenkirche wurde von 1909 bis 1911 errichtet. Nun steht die nächste „Schönheitskur“ auf dem Programm.

Die Dreikönigenkirche wurde von 1909 bis 1911 errichtet. Nun steht die nächste „Schönheitskur“ auf dem Programm.

Foto: Andreas Woitschützke

Manchmal ist eine Renovierung einfach nötig. Nach 35 Jahren ist das für die Dreikönigenkirche angeraten. Kirchenvorstand und Architekten stellten am Sonntagmittag das Konzept für die Sanierung vor, die Gemeinde zeigte sich kritisch interessiert wie ihre Kirche in Zukunft aussehen soll. Es wird wohl etwas mehr werden, als einfach nur etwas frische Farbe.

Architekt Gregor Dewey zeigte, an welchen Stellen in der gut 100 Jahre alten Kirche Hand angelegt werden muss. Risse in den Wänden, vor allem im Chorraum, müssen saniert werden. Teilweise muss Putz entfernt werden, weil bei früheren Renovierungen falsche Materialien verwendet wurden. Das imposante Hängegewölbe soll behutsam gereinigt werden. Vor allem im Mittelschiff soll ein neuer Steinfußboden eingebracht werden, der den alten und maroden Kunststoffboden ablöst. Die 100 Jahre alten Fenster vom Künstler Jan Thorn Prikker sind ein Highlight in der Kirche, das aber kaum mehr zur Geltung kommt, da die davor gesetzten Makrolon-Platten, die die Kunstwerke schützen sollen, fast blind geworden sind. Das reduziert die Leuchtkraft der Fenster immens. Ersetzt werden sollen die Platten durch eine Schutzverglasung, die wieder mehr Licht im Innenraum zulässt. Der Haupteingang soll durch eine neue Stufenanlage mit Rampe attraktiver werden. In der Außenfassade müssen Fugen saniert werden. Diese Maßnahmen sind substantiell für den Erhalt der Kirche und fanden auch die Zustimmung in der Gemeinde.

 Das imposante Hängegewölbe der Dreikönigenkirche soll im Zuge der Sanierung behutsam gereinigt werden.

Das imposante Hängegewölbe der Dreikönigenkirche soll im Zuge der Sanierung behutsam gereinigt werden.

Foto: Andreas Woitschützke

Wie Monsignore Guido Assmann ankündigte, kommen auch einige Maßnahmen hinzu, die sich im Zuge einer Sanierung anbieten, um die Kirche für die nächsten Jahrzehnte attraktiv für die Gläubigen zu erhalten. Am auffälligsten wird wohl der angestrebte veränderte Eingangsbereich. Muss man jetzt in der Regel einmal um die Ecke, soll eine neue Glaswand am Ende der Orgel-Empore einen Eingangsbereich schaffen. „Damit kann man beim Eintreten in die Kirche bis zum Altar blicken“, erklärt Dewey.

Die ehemalige Taufkapelle auf der linken Seite soll neu ausgerichtet werden und zum stillen Gebet einladen. Das Taufbecken wandert von seinem Standort links vom Altarraum hin zum Haupteingang. Ein weiterer wichtiger Baustein in der neuen Dreikönigenkirche wird die Reduzierung der Bänke sein. Durch eine Konzentration auf die Sitzplätze im Mittelschiff reagiert der Kirchenvorstand auf die geringeren Zahlen der Gottesdienstbesucher. Bei hohen Festen sollen durch eine Bestuhlung mehr Sitzplätze geschaffen werden. Die Bestuhlung kann auch für kleine Gottesdienste genutzt werden, die dann im Chorraum gefeiert werden können. Technisch soll die Kirche mit einer modernen Beschallung und einem neuen Beleuchtungskonzept ausgestattet werden.

Die rund 50 anwesenden Gemeindemitglieder lauschten neugierig dem Sanierungskonzept und konnten sich auch mit vielen Änderungen anfreunden. Kontrovers diskutiert wurde der Standort des Ambos, wie das Pult für die Lesungen genannt wird, dieser soll neu gestaltet werden und vor den Altar rücken. Auf einem kleinen Podest und in den Materialien des Altars soll an der Stelle die Lesung gehalten werden und die Priester nutzen den Ambos häufig für die Predigt. Probeweise wurde der heutige Ambos an diese Stelle gerückt und der Umbau traf nicht nur auf begeisterte Gläubige. Bedenken gab es wegen der zusätzlichen Stufen, vor allem für ältere Menschen. Auch die Messdiener äußerten Kritik, da das zusätzliche Podest die Abläufe behindere. Die Entscheidung über den Standort trifft der Kirchenvorstand, der die Anregungen aus der Gemeinde in die weiteren Planungen mitnehmen will.

Über die Kosten informierte Hildegard Wehres. Von den geplanten 1,94 Millionen Euro übernimmt das Bistum gut eine Million, 850.000 Euro muss die Gemeinde aufbringen. Durch eisernes Sparen in den vergangenen Jahren liegen bereits 650.000 Euro bereit. Die restlichen 200.000 Euro müssen noch durch Kredite oder Spenden finanziert werden. Wenn alle Genehmigungen vorliegen, sollen die Bauarbeiten nach dem Weißen Sonntag 2020 beginnen und voraussichtlich rund zehn Monate in Anspruch nehmen.

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