Ärgernis in Neuss Stadt muss jährlich 2000 wilde Müllkippen beseitigen

Neuss · Rund 2000 wilde Müllkippen musste das städtische Tochterunternehmen AWL vergangenes Jahr beseitigen. Die Zahl der illegalen Abfallberge, die zu entsorgen sind, wird trotz Eingreiftruppe, Mängelmelder und Bußgeldern nicht kleiner.

 Die Bürgerinitiative Elvekum hat sich lange  über illegale Abfallentsorgungen aufgeregt. An der Bushaltestelle konnte sie einen Müllsünder entlarven.

Die Bürgerinitiative Elvekum hat sich lange  über illegale Abfallentsorgungen aufgeregt. An der Bushaltestelle konnte sie einen Müllsünder entlarven.

Foto: BI Lebenswertes Elvekum

Rund 2000 wilde Müllkippen musste das städtische Tochterunternehmen Abfall- und Wertstoff-Logistik (AWL) vergangenes Jahr beseitigen. Das bestätigte die Stadtverwaltung auf Anfrage des Stadtverordneten Karl-Heinz Baum (CDU). Diese Zahl ist trotz Einführung eines Mängelmelders im Jahr 2015 und trotz stärkerer Präsenz des auf 16 Köpfe aufgestockten Kommunalen Service- und Ordnungsdienstes (KSOD) seit Jahren ungebrochen stabil. Auch die im März angehobenen Ordnungs- und Bußgelder für kleinere Verschmutzungen hätten noch keine Verhaltensänderungen nach sich gezogen, räumt Stadtpressesprecher Tobias Spange ein: „Der Lerneffekt steht noch aus.“ All das, stellt Baum klar, „kann man so nicht hinnehmen“.

Illegale Müllablagerungen, wie das Treiben der Schmutzfinken im schönsten Amtsdeutsch heißt, ist nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein Kostenfaktor. Über die von jedem Haushalt zu zahlende Abfallgebühr hinaus, überweist die Stadt alleine 250.000 Euro pro Jahr an die AWL, damit diese eine schnelle Eingreiftruppe unterhält. Diese wurde eingerichtet, um unabhängig von den Terminen der Müllabfuhr reagieren und Müll beseitigen zu können. Mit der Beauftragung verband die Stadt die Auflage, dass zwischen dem Hinweis auf eine wilde Müllkippe und deren Beseitigung nicht mehr als zwei Werktage ins Land ziehen dürfen. Diese selbst gesetzte Frist, beobachtet Baum, werde oft nicht eingehalten. Auch da werde er nachfassen.

Ziel für alle, die meist in der Dämmerung Grünabfall, Chemikalien, Farb- und Renovierungsreste, aber auch Bauschutt oder Autoreifen in die Landschaft werfen wollen, sind nach Erkenntnissen der Stadt Orte, die schlecht einsehbar, aber mit dem Auto zu erreichen sind. Das verwundert nicht. „Beliebt“ sei aber auch, seinen Haus- und Restmüll einfach an Containerstandorten abzuladen, die eigentlich nur für Glas- und Papierentsorgung gedacht sind. Das ärgert viele Anwohner.

Werner Schell vom Runden Tisch in Erfttal hat dazu schon oft und ausführlich mit AWL und Stadtverwaltung korrespondiert. Inzwischen gehen die meisten seiner Hinweise auf vermüllte Containerstandorte – etwa an der Lechenicher Straße – in Kopie direkt an den Bürgermeister. Mit nicht immer zufriedenstellendem Ergebnis.

Auch in Elvekum ist die Empörung groß, weil immer wieder in Nacht- und Nebelaktionen Verpackungsmüll und anderer Unrat an der Bushaltestelle Elvekum abgeladen wird. „Für die Elvekumer ist das Maß jetzt voll“, sagt Dorothee Helten von der Bürgerinitiative (BI) Elvekum. Die wurde eigentlich gegründet, weil sich der Ort gegen ein neues Gewerbegebiet in der Nachbarschaft wehrt, inzwischen nimmt sich die BI auch anderer Themen an. So leistete sie jetzt erfolgreich Detektivarbeit. Als wieder ein Müllberg an der Bushaltestelle auffiel, sahen sich die Detektive den mal genauer an – und fanden Adressaufkleber in chinesischer Sprache. Der Müllsünder sei sich zu sicher gewesen, dass diese niemand identifizieren kann, sagt Helten, doch das Gegenteil war der Fall. Als Adressat wurde ein Händler in Derikum ausgemacht und angezeigt.

Ein seltener Glücksfall, wie Spange erklärt. Nur in einem von fünf Fällen gelinge es, den Verursacher einer wilden Müllkippe zu ermitteln und ihm die Kosten für deren Beseitigung in Rechnung zu stellen. Den Rest trägt die Allgemeinheit.

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