Evangelische Kirche Gladbach-Neuss Die evangelische Kirche will sich weiter öffnen

Neuss · Die Synode des Kirchenkreises Gladbach-Neuss spricht sich für eine zukunftsgewandte Kirche aus. Neuerungen soll es etwa bei kirchlichen Hochzeiten, Taufpaten und der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare geben.

Superintendent Dietrich Denker ruft dazu auf, allen antisemitischen Stimmungen und Äußerungen entgegenzutreten. (Archivfoto)

Superintendent Dietrich Denker ruft dazu auf, allen antisemitischen Stimmungen und Äußerungen entgegenzutreten. (Archivfoto)

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Die evangelische Kirche will sich noch weiter öffnen – hin zu einer modernen, vielfältigen Gesellschaft. Das war der Tenor der Synode des Kirchenkreises Gladbach-Neuss am vergangenen Samstag in Gnadental. Es war die erste Synode seit 2020, die wieder vollständig vor Ort stattfand. „Es war gut und wohltuend, nun wieder vor Ort zusammenzukommen“, sagt Pfarrer Dietrich Denker, Superintendent des Kirchenkreises.

Bei der Synode ging es zum einen darum, wie Jugendliche und junge Erwachsene besser in die Arbeit in den kirchlichen Gremien einbezogen werden können. Da will der Kirchenkreis möglichst bald praktikable Lösungen finden. Zum anderen ging es – in Vorbereitung zur nächsten Landessynode – um Fragen, was sich in der kirchlichen Praxis ändert. Durch die geplanten Neuerungen des sogenannten Lebensordnungsgesetzes sollen etwa kirchliche Hochzeiten bald auch außerhalb von Kirchengebäuden möglich sein, genauso wie auch Taufen – etwa am Rheinufer oder in einem Park. Trauungen sollen überall dort stattfinden können, wo die Öffentlichkeit Zugang hat.

Der Entwurf für das neue Gesetz sieht zudem vor, dass Kinder auf Wunsch der Erziehungsberechtigten auch dann getauft werden können, wenn sie kein evangelisches Elternteil haben. Ebenso sollen Beerdigungen nicht-evangelischer Verstorbener durch evangelische Geistliche vereinfacht werden. Die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist in der evangelischen Kirche schon lange möglich, das Recht darauf wird nun noch gestärkt: So sollen Kirchengemeinden Trauungen nicht mehr ablehnen dürfen, sondern nur noch einzelne Pfarrerinnen oder Pfarrer, die dies nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Bei der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, die vom 14. bis 19. Januar in Düsseldorf stattfindet, soll das neue Lebensordnungsgesetz verabschiedet werden.

Nicht zuletzt sprach sich die Synode in Gnadental angesichts des Krieges in Israel und Palästina dafür aus, „gerade jetzt allen antisemitischen Stimmungen entgegenzutreten, die jüdischen Geschwister und andere angefeindete Minderheiten im Blick zu behalten und für sie einzutreten.“ Angesichts wachsender antisemitischer Äußerungen, Demonstrationen und Taten nehme man mit Bestürzung eine zunehmende Verunsicherung der jüdischen Mitbürger wahr, heißt es in einem Antrag, den Superintendent Denker in die Synode eingebracht hatte. Zum Rücktritt der EKD-Vorsitzenden Annette Kurschus sagte Denker am Montag: „Ich kenne die Details der Vorgeschichte nicht. Aber ich habe Respekt vor dieser Entscheidung, die auch Schaden von der Kirche abwendet. Das ist ehrenwert und konsequent.“

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