Kulturaktion in Neuss „Kulturgarten“ zur Eröffnung ausverkauft

Neuss · Als der Regen am Freitagabend kam, klappte der Umzug ins Globe problemlos. Der „Kulturgarten“ hat seine Premiere bestanden. Bei der Eröffnung mit der „Comedy ConneXion“ um Benaissa Lamroubal war auch der Bürgermeister dabei.

 Anfangs blieb es trocken, und die Besucher des „Kulturgartens“ genossen Kabarett open air.

Anfangs blieb es trocken, und die Besucher des „Kulturgartens“ genossen Kabarett open air.

Foto: Andreas Woitschützke

Viele Liegestühle waren im Führring vor dem Globe aufgebaut, für den großen Andrang zusätzliche Bänke, eine sehr funktionale Bühne war unter einem gewaltigen Blätterdach platziert, Getränkestand und Schlemmerhütte wurden von der Strandgut-Bar (Wetthalle) mit freundlichem Personal ausgestattet. „Die Neusser Kultur ist wieder da, und Sie sind wieder da!“, sagte Bürgermeister Reiner Breuer zur Eröffnung des „Kulturgartens“, den das Kulturamt quasi über Nacht entwickelt hatte.

Geplant war natürlich das Shakespeare-Festival, das in diesem Jahr der Pandemie geopfert werden musste. Um aber das Globe-Theater auf der Rennbahn auch ohne dieses national bekannte Festival nicht im Dornröschenschlaf versinken zu lassen, gibt es den Kulturgarten“.

Stil und Ambiente reichten nicht ganz an die edle Atmosphäre des Shakespeare-Festivals heran, aber die Produktionsleiterinnen Viktoria Klunk und Sophie Koning, die auch das Festival organisatorisch betreut hätten, erreichten in rekordverdächtiger Geschwindigkeit ein Optimum.

Die ersten drei Abende – allesamt mit den verfügbaren 96 Plätzen ausverkauft – wurden vom Neusser „Raum der Kulturen“ und der Neuen Deutschen Stadtgesellschaft ausgerichtet. Beide Institutionen für Interkultur und kulturelle Bildung pflegen die Überzeugung „Die Teilhabe am kulturellen Leben der Stadt ist ein bedeutender Faktor für ein erfolgreiches Miteinander aller Neusser“.

Für den ersten Abend hatten sie vier ganz starke Künstler eingeladen: Benaissa Lamroubal, Khalid Bounouar, Samed Warug und der im Münsterland geborene Palästinenser Amjad gehören zu den besten Stand-Up-Comedians in Deutschland. Sie traten als „Comedy ConneXion“ an der Rennbahn auf. Benaissa Lamroubal ist zudem waschechter Neusser. Im Alter von zwei Jahren kam er mit seiner marokkanischen Familie nach Weckhoven, während seiner Schulzeit an der Gesamtschule an der Erft hatte er den Spitznamen „Bunny“, wie der Bürgermeister verriet.

Lamroubal beschäftigt sich mit dem ambivalenten Leben der zweiten Migrantengeneration in Deutschland. Versteckter und alltäglicher Rassismus gehören leider dazu. Samed Warug hatte zunächst ein Kompliment parat: „Neuss ist für seine wunderschönen Frauen berühmt, die aber auch in der Lage sind, sich in hässliche Männer zu verlieben. Das ist meine Chance!“

Einsetzender Regen sorgte für den Umzug ins Globe, der aber dank des aufmerksamen Sicherheitspersonals keine zehn Minuten in Anspruch nahm. So konnte Khalid Bounouar nach nur kurzer Unterbrechung auf die Unterschiede zwischen seiner und der heutigen Jugend aufmerksam machen: „Wir waren nicht Handy-verrückt und kannten noch Bäume beim Namen, nicht nur den Weihnachtsbaum.“ Mit den Unterschieden zwischen deutscher und arabischer Kultur beschäftigte sich auch Amjad, der nur unter seinem Vornamen auftritt („Mein Nachname ist so lang wie ein arabisches Festtagsgebet“) und immer mit Rucksack: „Wir fliegen jetzt ins Paradies. Aber nein: Alles ist gut.“

Der zweite Abend stand ganz im Zeichen syrischer Flüchtlinge. Die trotz ihrer erst 20 Jahre recht bekannte syrisch-kurdische Sängerin Simav Hussein interpretierte alte Gesänge ihrer Heimat neu. Aus München waren elf Mitglieder des doppelt so starken syrischen Friedenschores mit ihrem Leiter und Gründer Ahmad Abbas angereist. Sie sangen, neben Keyboard und Gitarre auch von typischen arabischen Instrumenten wie der Oud oder dem Darbuka begleitet, eindrucksvoll Liebeslieder, Lieder über die Heimat, über alte Zeiten und über Krieg und Frieden. Gelegentlich singen sie auch auf Deutsch, „denn es geht uns nicht nur um die Pflege syrischer Kultur, sondern auch um die Begegnung mit der neuen Heimat“, sagt Ahmad Abbas.

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