Premiere bei der Laienbühne Die „Nüsser Schnute“ spielt ein Theaterstück übers Theater

Neuss · Zum 30-jährigen Bestehen hat die Laienbühne „Dat Jubiläumsstöck“ von Jürgen Knopp einstudiert. Premiere war in Weckhoven.

 Im „Jubiläumsstöck“ der Nüsser Schnute geht es hoch her – da kann es auch mal Tränen (natürlich nur auf der Bühne) geben.

Im „Jubiläumsstöck“ der Nüsser Schnute geht es hoch her – da kann es auch mal Tränen (natürlich nur auf der Bühne) geben.

Foto: Horst Berger

30 Jahre Nüsser Schnute – da sollte den Zuschauern schon etwas Besondere geboten werden. Regisseurin Hildegard Freudenberg war auf „Dat Jubiläumsstöck“ von Jürgen Kropp gestoßen, schrieb es von norddeutscher auf rheinische Mundart um – und war dann doch unsicher, ob man damit einen Publikumserfolg landen könnte. Die Premiere konnte die ärgsten Bedenken zerstreuen.

Der erste Blick auf die Bühne mag mit einer kleinen Enttäuschung verbunden sein: Eine Tapete mit Bücher-Drucken vermittelt die Illusion, sich in einer Studierstube zu befinden, hinzu kommt ein einziges Möbelstück, ein antiker Sessel. So karg war noch nie ein Bühnenbild der „Nüsser Schnute“. Man kann ahnen, dass diesmal die schauspielerischen Leistungen in den Vordergrund gerückt werden. Das Besondere: „Dat Jubiläumsstöck“ ist Theater im Theater. Als der Vorgang aufgeht, fühlen sich die Bühnentechniker (Jürgen Knopp und Theo Segger) von den angeblich zu früh reingelassenen Zuschauern belästigt. Knapp zwei Stunden lang dürfen die hinter die Kulissen einer Inszenierung schauen. Gegeben werden soll „Faust“, genauer gesagt der „Ur-Faust“. Eine kreative Einlage: Auf eine Leinwand wird ein kurzer Film projiziert mit Figuren, die im Zeitraffer den ersten Teil von Goethe“s „Faust“ darstellen, und das in der Sprache des 21. Jahrhunderts. Nach diesem Exkurs geht es auf der Bühne so richtig rund: Nicht zu beneiden ist Regisseur (Robert Altvater), der ein radialer Theatermann sein will. Sein Erfahrung: „Je langweiliger die Inszenierung, umso besser die Kritik.“ Langeweile sei die Muse des Theaters unserer Zeit. Aber zum Glück kann er sich damit nicht durchsetzen. Jeder hat so seine eigenen Vorstellungen, was zu einem richtigen „Faust“ gehört. Tobias Mußbach will als Heini den „Faust“ geben, mit Lockenpracht auf dem Kopf und am Kinn. Willi Roesbach verkörpert den Feuerwehrmann Walter, der weiß, wie man mit Auflagen Aufführungen ausbremsen kann – und bei dem die Lust auf die Schauspielerei geweckt wird. Seine Traumrolle: Mephisto. Walli Mußbach und Wally Nitz bringen das Publikum zum Lachen, weil sie in entsprechenden Kostümen unbedingt einen Karnevalstanz in die „Faust“-Inszenierung einbauen wollen. Theo Segger will sich – ebenso unpassend – als Zauberer profilieren, er erntet auch Lacher als schwuler Hundebesitzer auf der Suche nach seinem entlaufenen Tier. Christiane Schumacher gefällt als mondäne Soubrette Lilli  mit Pelzmantel und schrägen Gesangskünsten. Ein Running-Gag: „Ich spiele schon seit meinem fünften Lebensjahr Theater.“

Die Unperfekten zu spielen, daraus zieht „Dat Jubiläumsstöck“ mit seinen vielen Rollenwechseln seinen Reiz. Nur Inge Berger kommt als Bühnenleiterin diesmal leider nicht richtig zur Geltung. Trotzdem: ein schöner Theaterabend.

(barni)
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