Stadtvilla in Neuss mit viel Geschichte Das „Bürgermeisterhaus“ an der Kaiser-Friedrich-Allee

Neuss · Als die SPD-Stadtverordnete Gisela Hohlmann mit ihrer Familie im „Bürgermeisterhaus“ an der Kaiser-Friedrich-Straße lebte, trug sie selbst diesen Titel noch nicht – aber bekam ihn später.

 Noch heute ein Hingucker: Im Haus Kaiser-Friedrich-Straße 86 lebten nacheinander fünf Bürgermeister. Erst 1951 wurde es ein Drei-Familien-Haus.  Foto: -nau

Noch heute ein Hingucker: Im Haus Kaiser-Friedrich-Straße 86 lebten nacheinander fünf Bürgermeister. Erst 1951 wurde es ein Drei-Familien-Haus. Foto: -nau

Foto: Christoph Kleinau

Ein Zusammenhang? Vermutlich nicht, auch wenn es hübsch wäre. Denn wer würde sich nicht alles bei Dieter Steins, der das Haus im Auftrag der Steins-Stiftung bewirtschaftet und mit Hilfe der Mieteinnahmen Stipendien auslobt, um eine Wohnung bemühen.  Gerade vor einer Kommunalwahl.

Aber die Stiftung kam erst 1985 in den Besitz des Hauses, als dessen Bauherr die im Stadtarchiv erhaltene Hausakte Bürgermeister Franz Gielen nennt. Der gebürtige Aachener, der 1904 ins Amt gekommen war, wollte für sich und seine Familie einen standesgemäßen und repräsentativen Wohnsitz schaffen. Das war 1905. Seit 2005 steht das Haus unter Denkmalschutz, als Beispielbau der wilhelminischen Stadterweiterung, dem Gründerzeit-Viertel.

 Das Stadtarchiv verwahrt in der Bauakte noch eine Zeichnung von 1904.

Das Stadtarchiv verwahrt in der Bauakte noch eine Zeichnung von 1904.

Foto: Stadtarvich Neuss/Stadtarchiv Neuss

Bis heute beeindruckt der zweigeschossige Bau mit Basaltsockel, Tuffstein-Fassade und Erker. Das kann Waltraud Hartz, die seit einigen Jahren in der Erdgeschoss-Wohnung lebt, immer wieder beim Blick aus dem Fenster in den gegenüberliegenden Stadtgarten beobachten. Dort machen oft Spaziergänger lange Hälse und bestaunen die Stadtvilla. „Ist ja auch schön“, sagt Hartz, die sich das Haus heute mit zwei anderen Parteien teilt. Die ersten Bewohner nutzten das ganze Haus – ganz großbürgerlich situiert und mit viel Dienstpersonal.

Mit der 1913 erlangten Kreisfreiheit wurde aus Gielen ein Oberbürgermeister – und das Haus gleich mitbefördert. Als Gielen 1921 die Gelegenheit nutzte, Oberbürgermeister von Mönchengladbach zu werden, vermietete er sein Haus an seinen Amtsnachfolger Heinrich Hütter. Noch während dessen Amtszeit – Hüpper wurde 1930 Oberbürgermeister in Krefeld – erwarb die Stadt die Immobilie, die noch weiteren Bürgermeistern als Dienstwohnung diente: „Zentrums-Mann“ Wilhelm Heinrichs, der 1934 von den nationalsozialistischen Machthabern abgesetzt wurde, folgte erst (bis 1938) Wilhelm Gelberg von der NSDAP und dann – bis zum Kriegsende – Wilhelm Tödtmann. Die amerikanische Besatzung quartierte gleich nach Kriegsende Teile der Stadtverwaltung in dem Haus ein, das 1951 wurde, was es noch ist: ein Drei-Familien-Haus.

(-nau)
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