Aktionskünstler in Neuss Zur Audienz ins alpine Märchenschloss

Neuss · In seinem Alpineum begibt sich Christoph Rehlinghaus auf die Spuren von Ludwig II. Gastkünstler sind Uli Fern und Schüler. Ein Besuch.

 Die Flagge von Ludwig II darf nicht fehlen: Christoph Rehlinghaus freut sich auf die Ausstellungseröffnung am 1. April.

Die Flagge von Ludwig II darf nicht fehlen: Christoph Rehlinghaus freut sich auf die Ausstellungseröffnung am 1. April.

Foto: Natalie Urbig

Es ist ein surrealer Ort, den Christoph Rehlinghaus mit seinem Alpineum geschaffen hat: Da ist eine kleine Gondel, die durch das Kellergewölbe saust – „Kurzstrecke“ nennt der Maler das – ein „Ausgangsschacht“, der nur mit Kletterausrüstung genommen werden kann und Malereien, die an den letzten Bergurlaub denken lassen. Und überall finden sich Souvenirs zwischen Kitsch und Klischee: Ein Stück alpine Volkstümelei mitten am Niederrhein. „Natürlich ist der Ort auch eine Provokation“, erzählt Rehlinghaus, während er hinter der Theke steht und ein Glas füllt. Sie stammt noch aus Zeiten, als der Aktionskunstraum ein Feinschmeckerrestaurant war. „Wenn man weiterdenkt, stößt man schnell auf die Fragen: „Was ist kulturelle Aneignung, was darf sie, wo fängt sie an, wo hört sie auf?“

Schon all das macht einen Besuch in dem kleinen Museum lohnenswert. Doch darauf möchte Rehlinghaus sich nicht ausruhen. Um „eine Schippe draufzulegen“, hat er sein Alpineum nun ordentlich umgeräumt. Denn schon in einer Woche soll dort eine Ausstellung zu „Ludwig II“ unter dem Titel „Der Kini kommt“ beginnen. Eine Schau, die sowohl unterhaltend als auch lehrreich ist. So zeigt Rehlinghaus den König mit einem Froschgesicht – immerhin wurde der auch der Märchenkönig genannt. Außerdem gibt es eine Nachbildung von Schloss Neuschwanstein und im Keller dreht eine Königsente ihre Runden im Kübel. Doch auch allerhand Informationen über Ludwig II werden geboten: „Er ist eine schillernde und komplexe, aber auch kontroverse Persönlichkeit, gewissermaßen eine Wahlverwandtschaft für alle, die zum Träumen neigen“, erzählt Rehlinghaus, der sich eingehend mit dem König beschäftigt hat. Und so wirft die Einladungskarte die Frage auf, ob Ludwig II Märchenkönig, Visionär oder gar ein Spinner war. Immerhin locke Schloss Neuschwanstein, für dessen Baupläne der König einst für verrückt erklärt wurde, mittlerweile 1,4 Besucher jährlich nach Bayern. „Man hat oft den Eindruck, dass Träumen verpöhnt ist, man sollte lieber funktionieren“, sagt Rehlinghaus und fügt hinzu: „Manchmal kann aus Träumen aber auch Tolles entstehen, und wenn die ganze Welt irre geworden ist, ist es vielleicht nicht das Schlechteste, von Schönheit und Frieden zu träumen. Natürlich muss man auch etwas tun.“

Um seine Ausstellung abzurunden, hat er die Schüler der Klasse 6b der Realschule Hackenbroich dazu ermuntert, ihre Luftschlösser zu malen: Die Ergebnisse zieren nun das Geländer des Alpineums. Und dann ist da noch der Gastkünstler Uli Fern, der seine Malereien gegenüber der Theke präsentiert. Zur Eröffnung am Freitag, 1. April, 19 Uhr, werden Klaus Richter und Reiner Scharlowsky eine Moderatorin vornehmen. Was genau geplant ist, weiß Rehlinghaus selbst nicht. „Ich lasse mich überraschen.“

Info Geöffnet ist das Alpineum an der Oberstraße 7 dienstags, mittwochs, freitags und samstags von 15 bis 18.30 Uhr. Absprache: 0174/1438647.

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