Kampf gegen Antisemitismus Heusgen lobt Neuss vor UN in New York

Im Kampf gegen Antisemitismus sei seine Heimatstadt ein positives Beispiel. Das sagt der deutsche UN-Botschafter in der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Was steckt dahinter?

 Christoph Heusgen ist seit Juli 2017 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen.

Christoph Heusgen ist seit Juli 2017 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen.

Foto: UNWeb-TV

In New York wurde in den vergangenen Tagen wohl des Öfteren die Stadt Neuss gegoogelt. Grund dafür ist Christoph Heusgen. Der deutsche UN-Botschafter hat in der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York jetzt nämlich seine Heimatstadt lobend erwähnt. „Es ist wahrscheinlich das erste Mal, dass dort der Name Neuss gefallen ist“, sagt der 64-Jährige.

Aber worum ging es genau? In der Generalversammlung gab es eine Debatte über den Kampf gegen den Antisemitismus. Heusgen nannte dabei erschreckende Fakten. So hätten laut einer EU-Studie 89 Prozent der europäischen Juden das Gefühl, dass Antisemitismus in ihren Heimatländern zunimmt. Ein Drittel hätte zudem Schwierigkeiten damit, die Religionszugehörigkeit in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch bei all den negativen Aspekten gab es auch Positives zu berichten. Zum Beispiel in seiner Heimatstadt Neuss, in der Einigkeit über den Bau einer Synagoge erzielt wurde – 80 Jahre nachdem in der Quirinusstadt ein jüdisches Gotteshaus niedergebrannt wurde.

Der Vertrag der Stadt Neuss mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss sieht unter anderem den Bau einer Synagoge und den Ausbau des Alexander‐Bederov‐Gemeindezentrums an der Leostraße vor. Dazu gewährt die Kommune einen Baukostenzuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Darüber zahlt sie einen jährlichen Zuschuss zu den Betriebskosten in Höhe von 95.000 Euro.

Michael Szentei-Heise kann das Lob von Heusgen nur unterstreichen. „Völlig zu recht“, sagt der Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Seit Ex-Bürgermeister Bertold Reinartz pflege man hervorragende Kontakte zur Stadt Neuss.

Doch längst nicht überall – auch in Deutschland – steht man der jüdischen Religion derart offen gegenüber. So erinnerte Heusgen in seiner Rede auch an die jüngste Diskussion um das öffentliche Tragen einer Kippa. Auslöser war die Aussage von Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, in einem Interview mit der Funke Mediengruppe: „Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Das muss ich leider so sagen“, sagte er.

Auch in diesem Zusammenhang betonte Heusgen: „Bildung und das Verständnis der eigenen Historie ist die beste Immunisierung gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus.“

Die Rede gibt es hier ab 2:00 zu sehen.

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