Fachkonferenz in Neuss CDU macht Kulturpolitik zum Programm

Neuss · Die erste Fachkonferenz Kultur der CDU fand ermutigenden Zuspruch. Am Ende sollen die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Diskussionen in das Wahlprogramm der Christdemokraten 2020 einfließen.

 Die Stadtbibliothek Neuss ist mehr und mehr zu einem Treffpunkt geworden, an dem nicht nur Medien ausgeliehen werden.

Die Stadtbibliothek Neuss ist mehr und mehr zu einem Treffpunkt geworden, an dem nicht nur Medien ausgeliehen werden.

Foto: Helga Bittner

Es ist die erste Fachkonferenz dieser Art, die die CDU öffentlich veranstaltet hat – und zur Premiere kamen so viele, dass die Stühle im Sitzungsraum der Geschäftsstelle am Münsterplatz nicht ausreichten. Thesen zur Kulturpolitik sollten aufgestellt werden und später ins Wahlprogramm der CDU fließen, wobei sowohl CDU-Chef Jürgen Brautmeier wie auch Moderator Guido Hitze betonten, dass es ihnen weniger um Parteipolitik als vielmehr um Stadtpolitik gehe. „Kultur ist von sich aus ein offener Bereich, verträgt keine geistigen Schranken“, sagte etwa Hitze, der im Vorfeld sechs Punkte erarbeitet hatte und zur Diskussion stellte.

Von einem fertigen Ergebnis ist weder er selbst noch die CDU allgemein ausgegangen. „Kennenlernen und austauschen“ beschreibt schon eher das Motto, die Bildung von Arbeitsgruppen mit Bürgern (Brautmeier: „Sagen Sie es gerne an andere weiter“), die Ideen, Forderungen und Statements aufstellen, ist das Ziel. Daraus will die CDU bis zum Frühjahr 2020 ein Programm zusammenstellen, in dem Stellenwert und Prioritäten der Neusser Kultur, „etwas Greifbares, ein Fahrplan für die nächste Legislaturperiode“ (Brautmeier), vorgestellt werden.

Hitze hatte sechs Felder gebildet, die von dieser Runde und allen späteren beackert werden sollen. Aufgaben der Kultur (gesellschaftlich, wirtschaftlich, sozial), Kultur und Politik, Kulturelle Themenfelder, Kulturelle Themen und Akteure, Ausgangslage und künftige Aufgaben, zu denen seiner Meinung auch eine Priorisierung oder eine „kritische und umfassende Bestandsaufnahme der Kultur in Neuss“ gehören.

Letzteres nahm Kulturdezernentin Christiane Zangs vorweg, in dem sie den Weg andersherum ging. „Was wäre Neuss ohne seine Kultur?“ fragte sie und gab auch die Antwort: „eine Wohnstadt für Düsseldorf.“ Die einzige Sparte, die Neuss nicht bediene, so sagte sie, sei die Oper, alle anderen Genres seien vertreten und machten die bisherige Nischenpolitik aus, mit der Neuss seinen Platz in einem kulturreichen Umfeld behaupte. Dabei betrage der Anteil des Kulturetats am städtischen Haushalt rund drei Prozent, und sie warnte auch: „Mit der Einsparung dieser drei Prozent lässt sich kein Haushalt sanieren, die Stadt aber ginge kaputt.“ Dem konnte der Finanzexperte der CDU, Michael Werhahn, nur zustimmen: „Man muss es ganz klar sagen, dass Kultur auch Geld kostet und dafür die Akzeptanz schaffen.“

Mit großer Einigkeit wurde konstatiert, dass Kultur Identität schafft. Und Menschen braucht, die sich kümmern, wie etwa Martin Flecken festhielt: „Wir dürfen Stellen wie die des Kulturreferenten nicht einfach streichen und auf Agenturen bei der Vermittlung zurückgreifen“, sagte er und ergänzte: „Wir müssen sicherstellen, dass die bisherige erfolgreiche Nischenpolitik weiter betrieben werden kann.“

Sowohl in der Spitze, etwa mit  Shakespeare-Festival und Kammerochester, wie auch in der Breite, etwa mit der Stadtbibliothek (längst ein allgemeiner Treffpunkt vieler Bürger) und Alte Post, ist Neuss gut aufgestellt. Wobei in der Versammlung ausdrücklich auch betont wurde, dass zur Neusser Kultur ebenfalls Stadtgeschichte, religiöse Vielfalt, Schützenfest und Karneval gehören. Aber: Neuss müsse sich der eigenen Bedeutung stärker gewiss sein – das klang wie Forderung und Arbeitsauftrag zugleich.

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